Straßburg 1835–1836
Straßburg zur Zeit Georg Büchners
Mitte März
Mitte März 1835. An Karl Gutzkow in Frankfurt am Main
Büchner schreibt Karl Gutzkow, dass er „seit einigen Tagen“ in Straßburg sei. Irrtümlich nimmt er an, man habe in Hessen bereits einen Steckbrief gegen ihn veröffentlicht. LZ 3660 Hermann Dittmar an Dieffenbach und Trapp, 16. Maerz 1835Am 16. März meldet der schon zuvor nach Straßburg geflüchtete Hermann Dittmar Büchners Ankunft in Zürich an Büchners Schulfreund Hermann Trapp in Zürich.
17. März
Gutzkow antwortet Büchner brieflich und berichtet, dass er gerade begonnen habe, Danton’s Tod „zu säubern“. Er wünscht sich für Büchner eine Schriftstellerkarriere und erklärt sich zu jeder Hilfe bereit. 17. März 1835. Von Karl Gutzkow nach Straßburg
26. März bis 7. April
Der von Karl Gutzkow bearbeitete teilweise Vorabdruck von Danton’s Tod erscheint in Sauerländers Phönix. Frühlingszeitung für Deutschland.
27. März
Büchner rechtfertigt nochmals seine Flucht mit Verweis auf die Verfolgungspraxis der Behörden. Er teilt (irrig) mit, man habe in Stuttgart den in den Frankfurter Wachensturm verwickelten Leutnant Ernst Ludwig von Koseritz standrechtlich erschossen. 27. März 1835. An die Eltern in Darmstadt
Anfang April
Einleitung zu ÜbersetzungenIn einem nicht erhaltenen Brief informiert Büchner Gutzkow vermutlich über Johann David Sauerländers briefliches Angebot, als Übersetzer an einer Hugo-Ausgabe mitzuarbeiten.
Außerdem bittet er Gutzkow, die preisgekrönte Abhandlung Der Methodismus seines Straßburger Freundes Johann Wilhelm Baum im Sauerländer-Verlag unterzubringen. Die Abhandlung erscheint dann allerdings erst 1838 beim Züricher Verlag Orell, Füßli und Comp.
7. April
Gutzkow rät Büchner, „Originale“ statt Übersetzungen zu schreiben, und dies möglichst noch vor der Buchpublikation von Danton’s Tod, welche sich verzögern könne. 7. April 1835. Von Karl Gutzkow nach Straßburg
Beginnend am 25. März, legt Gustav Clemm, Mitglied der Gießener „Gesellschaft der Menschenrechte“, Die „Gesellschaft der Menschenrechte“ in Gießen Geständnisse ab.
Clemm löst eine Verhaftungswelle unter den Mitgliedern und Unterstützern des „Oberhessischen Preßvereins“ Der „Oberhessische Preßverein“ zunächst in Marburg, dann auch im Großherzogtum Hessen aus. Bereits am 6. April nimmt die Polizei August Becker in der Nähe von Wismar bei Gießen vorläufig fest, lässt ihn dann aber mangels Beweisen wieder frei. Einleitung zu Der Hessische Landbote Am 7. April wird Leopold Eichelberg, der Mitverfasser der November-Auflage des Hessischen Landboten, verhaftet.
Am 11. April führt eine Haussuchung in der Marburger Druckerei Noa Gottfried Elwert zur Verhaftung von Ludwig August Rühle, der die November-Auflage des Hessischen Landboten und andere verbotene Flugschriften gedruckt hatte. In Geständnissen vom 21. April und 2. Mai 1835 verrät Gustav Clemm weitere an der Flugschriften-Aktionen Beteiligte.
20. April
Büchner schreibt den Eltern in Darmstadt über die Verhaftungen in Marburg, von denen ihm „ein Flüchtling aus der Gegend von Gießen“ berichtet hat. Er versichert, dass er auf Gutzkows Drängen, Berufsschriftsteller werden zu sollen, nicht eingehen werde, sondern „entschlossen“ sei, den vorgesehenen „Studienplan nicht aufzugeben“. 20. April 1835. An die Eltern in Darmstadt
22. April
Friedrich Ludwig Weidig wird in Obergleen bei Alsfeld verhaftet und zunächst in der Klosterkaserne in Friedberg, ab Juni 1835 im Arresthaus in Darmstadt inhaftiert.
Als Mitverschworene verhaftet werden in dieser Zeit auch Büchners enger Freund August Becker sowie (am 26. April) Weidigs Freund Pfarrer Heinrich Christian Flick aus Petterweil bei Vilbel.
Ende April
Büchner schafft die Voraussetzungen zur Arbeit am Lenz-Projekt.
Der inzwischen im nordelsässischen Oberbronn lebende August Stöber übergibt Büchner wichtige Unterlagen Lenz Dok 1 Johann Friedrich Oberlin über den historischen Jakob Michael Reinhold Lenz, so vor allem Johann Friedrich Oberlins Bericht Herr L.….
Anfang Mai
Büchner nimmt Sauerländers Angebot an und übersetzt in den folgenden Wochen (etwa bis Mitte Juni) für ein Honorar von 100 Gulden die Dramen Lucrèce Borgia und Marie Tudor (beide 1833) von Victor Hugo.
Er wird erstmals am 16. Mai öffentlich als Mitarbeiter genannt. Zusätzlich hatte ihm Karl Gutzkow angeboten, für den Phönix Literaturkritiken über die „neueste franz[ösische] Literatur“ zu verfassen. 7. April 1835. Von Karl Gutzkow nach Straßburg
Etwa 4. Mai
In einem (indirekt erschließbaren) Brief informiert Büchner Karl Gutzkow über den Plan zu einer „Novelle Lenz“ und über seine Mitarbeit an der Hugo-Ausgabe. LZ 4570 Gutzkow 1837 Wohl in diesem Zusammenhang äußert er sich vergleichend über Dramen von Victor Hugo und Alfred de Musset, was Gutzkow im Nachruf von 1837 so wiedergibt: "Alfred de Musset zog ihn an, während er nicht wußte, 'wie er sich durch V. Hugo durchnagen' solle, Hugo gäbe nur 'aufspannende Situationen' A. de Musset aber doch 'Charaktere, wenn auch ausgeschnitzte.'“ - Gutzkow greift beide Themen in seinem Brief an Büchner vom 12. Mai auf. 12. Mai 1835. Von Karl Gutzkow nach Straßburg
5. Mai
Büchner teilt den Eltern mit, er habe sich mit Wilhelm Schulz (1797–1860) angefreundet. Dieser wolle sich im nächsten Jahr in Zürich niederlasssen, wo die "Verhältnisse der politischen Flüchtlinge [...] keineswegs so schlecht" seien - möglicherweise ein erster Hinweis auf Büchners eigene Pläne. - Er teilt ferner mit, dass „Mehreres aus [s]einem Drama im Phönix erschienen“ sei. Er berichtet über die Verhaftungen von August Becker, Friedrich Ludwig Weidig, Heinrich Christian Flick und Theodor Sartorius. 5. Mai 1835. An die Eltern in Darmstadt
10. Mai
LZ 3700 Georg Fein: Aufzeichnungen Georg Fein, Mitglied des in der Schweiz organisierten Geheimbundes "Junges Deutschland", ab August 1835 Vorsitzender von dessen Zentralkomitee, liest in Büchners Zimmer Johann Friedrich Oberlins Bericht über Jakob Lenz, die Hauptquelle für Büchners Lenz-Projekt. Am folgenden Tag liest er weitere Archivalien zu Lenz, die Büchner offenbar von August Stöber erhalten hatte.
10. Juni
Büchner informiert die Eltern über enge Freunde und Angehörige der Landboten-Gruppe, die als Flüchtlinge nach Straßburg gelangt sind. 10. Juni 1835. An die Eltern in Darmstadt Er wiederholt diese Mitteilung in einem Brief von Ende Juni/Anfang Juli. Namentlich genannt werden in Büchners Korrespondenz insgesamt die Flüchtlinge Jacob Koch, Georg Geilfus, Carl Stamm , Johann Friedrich Walloth, Adolf Heumann, Wilhelm Schulz , Ludwig Nievergelder, Ludwig Becker, Ludwig Rosenstiel, Hermann Wiener und Carl Vogt. Nicht genannt werden Hermann Dittmar und Jacob Friedrich Schütz. Koch, Geilfus, Schulz, Becker, Wiener und Vogt reisen in die Schweiz weiter, Nievergelder emigriert Anfang 1836 in die USA, Dittmar und Heumann lassen sich nach Studienaufenthalten in Paris als Ärzte im Elsaß nieder.
18. Juni
In der Darmstädter Großherzoglich Hessischen Zeitung und in der Beilage zum Frankfurter Journal (dort nochmals am 23. und 27. Juni) erscheint ein Steckbrief Georg Büchners, der am 13. Juni von dem – mittlerweile zum Untersuchungsrichter des Gießener Hofgerichts beförderten – ehemaligen Universitätsrichter Konrad Georgi ausgestellt worden ist.
„Der hierunter signalisirte Georg Büchner, Student der Medicin aus Darmstadt, hat sich der gerichtlichen Untersuchung seiner indicirten Theilnahme an staatsverrätherischen Handlungen durch die Entfernung aus dem Vaterlande entzogen. Man ersucht deßhalb die öffentlichen Behörden des In- und Auslandes, denselben im Betretungsfalle festnehmen und wohlverwahrt an die unterzeichnete Stelle abliefern zu lassen.“
Mitte bis Ende Juni
Büchner schickt seine Übersetzung von Hugos Dramen Lucrèce Borgia und Marie Tudor an Sauerländer.
Ende Juni / Anfang Juli
Büchner schreibt den Eltern: „Mit meiner Uebersetzung bin ich längst fertig.“ Er berichtet über neu angekommene Flüchtlinge und weitere Verhaftungen und sorgt sich um Gutzkow, der vielleicht „jetzt auf einer preußischen Festung“ gefangen sei. Ende Juni / Anfang Juli 1835. An die Eltern in Darmstadt
5. bis 10. Juli
Die Buchausgabe von Danton’s Tod Danton’s Tod erscheint in der von Gutzkow bearbeiteten Form und mit dem von Phönix-Herausgeber Eduard Duller hinzugesetzten Untertitel „Dramatische Bilder aus Frankreichs Schreckensherrschaft“.
Diese Auflage hat eine Höhe von 400 Exemplaren.
11. Juli
Im Literatur-Blatt zum Phönix erscheint Karl Gutzkows „von der Zensur verstümmelte“ Rezension zu „Danton’s Tod, von Georg Büchner“. WZ 120 Gutzkow zu „Danton’s Tod“ Einleitung zu Danton’s Tod
Mitte Juli
Büchner erhält vom Sauerländer-Verlag Gutzkows Rezension von Danton’s Tod und mehrere Exemplare des Dramas, von denen sich zwei – mit handschriftlichen Korrekturen Büchners – erhalten haben.
16. Juli
Büchner informiert die Eltern brieflich 16. Juli 1835. An die Eltern in Darmstadt über ein aus Gießen stammendes „Rescript“, in dem vermutlich seine alsbaldige steckbriefliche Verfolgung angekündigt wurde (s.o. zu Ende April). Offenbar veranlasst durch Aussagen Gustav Clemms vom 21. April und 2. Mai 1835 Büchners gerichtliche Verfolgung (vgl. Friedrich Noellner, Actenmäßige Darlegung des wegen Hochverraths eingeleiteten gerichtlichen Verfahrens gegen Pfarrer D. Friedrich Ludwig Weidig, 1844, S. 222 u. Anlagen, S. 9), hatte Konrad Georgi es nach Straßburg geschickt und die dortigen Behörden damit vermutlich über die gegen Büchner aufgenommenen Ermittlungen unterrichtet.
In seinem Brief an die Eltern erwähnt Büchner voll Grauen „das abscheuliche Arresthaus“ und die darin Inhaftierten: „Aber so im Gefängniß auf eine langsame Weise aufgerieben zu werden! Das ist entsetzlich!“
23. Juli
Kampagne gegen das „Junge Deutschland“Karl Gutzkow teilt mit, dass seine Danton-Rezension „von der Censur verstümmelt“ worden sei. Er habe soeben „in der Hast von 3 Wochen“ seinen neuen Roman Wally, die Zweiflerin geschrieben. 23. Juli 1835. Von Karl Gutzkow nach Straßburg
28. Juli
Büchner teilt den Eltern das Erscheinen von Danton’s Tod mit und äußert sich zu dem Drama und seiner Dramenpoetik im Allgemeinen:
„Der Dichter ist kein Lehrer der Moral, er erfindet und schafft Gestalten, er macht vergangene Zeiten wieder aufleben, und die Leute mögen dann daraus lernen, so gut, wie aus dem Studium der Geschichte und der Beobachtung dessen, was im menschlichen Leben um sie herum vorgeht.“ 28. Juli 1835. An die Eltern in Darmstadt
Nach 5. August
Büchner informiert die Eltern über seine Verhandlungen mit den Straßburger Behörden, die ihm eine „Sicherheitskarte versprochen“ haben, sobald er einen „Geburtsschein“ vorweisen kann. Er berichtet von weiteren Flüchtlingen und Verhaftungen. Außerdem äußert er sich zur politischen Lage in Europa. Am 28. Juli 1835 hatte Giuseppe Fieschi vergeblich ein Attentat auf den französischen König verübt. Dabei starben über 18 Menschen. Die Regierung gab der französischen "Gesellschaft der Menschenrechte" Schuld an dem Attentatsversuch und verschärfte die Gesetze gegen oppositionelle und vor allem antimonarchische Äußerungen in der Presse. Gleichzeitig bereiteten russische und preußische Truppen gemeinsame Manöver vor, die im September im polnischen Kalisch stattfinden sollten. Dort hatten am 28. Februar 1813 die russische und die preußische Regierung den Bündnisvertrag gegen Napoleon abgeschlossen. Büchner deutet die geplante Truppenrevue als Drohkulisse gegen Frankreich und vermutet - wohl zu Unrecht -, die Drahtzieher des Attentats hätten nicht den viel zu geschwächten linksradikalen, sondern vielmehr den rechtsradikalen Gruppierungen angehört. Nach 5. August 1835. An die Eltern in Darmstadt
28. August
Karl Gutzkow informiert Büchner, dass er auf Grund von Differenzen mit Herausgeber Eduard Duller den Phönix verlassen habe und gemeinsam mit dem Schriftsteller Ludolf Wienbarg ein Journal mit dem Titel Deutsche Revue plane, das wöchentlich im Verlag von Zacharias Löwenthal erscheinen solle und für das er von Büchner „monatlich 1 Artikel (spekulativ, poetisch, kritisch, quidquid fert animus)“ erwarte. LZ 4570 Gutzkow 1837 Er berichtet außerdem, dass „Freunde in der Schweiz“, die dem dortigen „Jungen Deutschland“ angehören, gegen Büchner intrigieren. Einer dieser "Freunde" ist Büchners Mitschüler Hermann Trapp, der zunächst der oppositionellen Burschenschaft "Palatia", dann der Gießener Sektion der "Gesellschaft der Menschenrechte" angehört hatte und schon im Herbst 1834 über Straßburg nach Zürich geflohen war. Er schickte Gutzkow eine negative Kritik über Büchners Revolutionsdrama zum Abdruck im Phönix. 28. August 1835. Von Karl Gutzkow nach Straßburg Urheber dieser Intrige war möglicherweise Georg Fein, LZ 3700 Georg Fein: Aufzeichnungen seit August Präsident des Zentralkomitees des in der Schweiz ansässigen "Jungen Deutschland". Aus Feins Tagebüchern geht hervor, dass er um diese Zeit Danton's Tod las und sehr negativ beurteilte.
Ende August
LZ 3655 Heim, Reskript an Pfarrer Clotz; 5. September1835
Wie schon zuvor am 21. Februar 1835 wendet sich Büchner - möglicherweise auch seine Eltern - nochmals an den zuständigen Pfarrer Clotz in Goddelau und bittet um die „Ausstellung eines Geburtsscheins“. Clotz informiert die Behörden.
Anfang September
Büchner äußert sich gegenüber Gutzkow zu den Voraussetzungen einer künftigen Revolution:
„[D]as Verhältniß zwischen Armen und Reichen ist das einzige revolutionäre Element in der Welt“.
In den von Gutzkow genannten „Freunde[n] in der Schweiz“ erkennt er Hermann Trapp, seinen Schulkameraden und Mitglied der Gießener Sektion der „Gesellschaft der Menschenrechte“. Anfang September 1835. An Karl Gutzkow in Frankfurt am Main Büchner trägt sich mit Versen des "Schinderhannes-Liedes" in das "Stammbuch" des ebenfalls geflohenen Gießener Studenten Heinrich Ferber ein. 3. September 1835. Eintrag in Stammbuch Heinrich Ferber Das "Schinderhannes-Lied" singen in Danton’s Tod I/2 die Pariser Sansculotten. Danton’s Tod
5. September
Büchners ehemaliger Deutschlehrer am Darmstädter „Pädagog“, Karl Baur, äußert sich im Frankfurter Konversationsblatt mit einem Gedicht Rezept aus der neuesten ästhetischen Küche abfällig-kritisch zu den jüngsten Entwicklungen in der deutschen Literatur.
Das Gedicht WZ 250 Karl Baur zu „Danton’s Tod“ enthält deutliche Anspielungen auf Büchners Drama Danton’s Tod.
September*
Büchner äußert sich gegenüber dem Bruder Wilhelm skeptisch über die derzeitige Lage der Oppositionellen. Er wisse, „wie schwach, wie unbedeutend, wie zerstückelt die liberale Partei ist“. September 1835. An Wilhelm Büchner in Butzbach
11./14. September
Kampagne gegen das „Junge Deutschland“
Wolfgang Menzel eröffnet die Kampagne gegen das „Junge Deutschland“ mit seiner Rezension von Karl Gutzkows Roman Wally, die Zweiflerin im Literatur-Blatt zum Morgenblatt für gebildete Stände. In derselben Zeitung folgen am 28. September und 19. Oktober 1835 die Zweite und die Dritte Abfertigung des Dr. Gutzkow.
20. September
Büchner berichtet der Familie in Darmstadt brieflich 20. September 1835. An die Eltern in Darmstadt von Gutzkows Einladung zur Mitarbeit an der Deutschen Revue und von seiner Antwort darauf Einleitung zu Lenz : Zwar habe er „[s]einer Studien halber die Verpflichtung zu regelmäßigen Beiträgen abgelehnt“, doch werde vielleicht ein erster Beitrag – vermutlich die Novelle Lenz – bereits „Ende des Jahres“ dort erscheinen.
28. September
Karl Gutzkow berichtet von Danton-Rezensionen, den Fortschritten bei der Planung der Deutschen Revue und von Wolfgang Menzels „elendem Angriffe auf [s]eine Person“. 28. September 1835. Von Karl Gutzkow nach Straßburg
Etwa 10. Oktober
Büchners Übersetzungen von Victor Hugos Lucréce Borgia („Lucretia Borgia“) und Marie Tudor („Maria Tudor“) erscheinen als Band 6 von Sauerländers Hugo-Gesamtausgabe (Victor Hugo: Sämtliche Werke. 19 Bände. Frankfurt a. M.: Sauerländer 1835–1842).
Oktober
Büchner nennt den Eltern die Projekte, an denen er gerade arbeitet: Erstens ein „Aufsatz in der deutschen Revue“ über die Erkrankung von Jakob Michael Reinhold Lenz im Elsass Lenz und zweitens die Suche nach einem speziellen Thema für seine Dissertation, in der er einen „philosophischen oder naturhistorischen Gegenstand“ behandeln will. Oktober 1835. An die Eltern in Darmstadt Vermutlich arbeitet er in diesem Monat an der Lenz-Erzählung.
Außerdem Philosophische Schriften und Äußerungen schreibt er vermutlich an dem Manuskript „Spinoza“ H1, in dem er den Versuch macht, Spinozas „Ethik“ in Richtung einer atheistischen Monadologie weiter zu entwickeln.
Parallel Einleitung zu Mémoire sur le système nerveux du barbeau dazu liest er wissenschaftliche Literatur zum Nervensystem der Fische.
LZ 4260 Ludwig Büchner 1850 Durch Vermittlung der Professoren Ernest-Alexandre Lauth und Georges-Louis Duvernoy erhält Büchner Zugang zur Straßburger Stadtbibliothek und zu einigen Privatbibliotheken.
Oktober
Büchner erhält die französische „carte de sûreté“ („Sicherheitskarte“), die ihm vermutlich aufgrund der Unterstützung seiner akademischen Lehrer Lauth und Duvernoy und des Dr. Théodore Boeckel, eines Bruders seines Freundes Eugène Boeckel, zuerkannt wird und ihn legal als Einwohner Straßburgs registriert. Flüchtlinge und Flüchtlingspolitik in Straßburg Die „Sicherheitskarte“ schützt Büchner vor dem Vollzug der aktuellen Flüchtlings-Sonderregelungen, die besagten, dass Flüchtlinge sich 20 Meilen von der Landesgrenze entfernt im Landesinneren aufzuhalten hatten. Büchner wäre damit ein legaler Aufenthalt in Straßburg unmöglich gewesen.
26. Oktober
LZ 3716 Gutzkow und Wienbarg, Erklärung
Öffentliche Ankündigung der Deutschen Revue durch Gutzkow und Wienbarg in der Augsburger Allgemeinen Zeitung (Außerordentliche Beilage zur Allgemeinen Zeitung). Büchner wird darin neben (unter anderen) Heinrich Heine, Ludwig Börne, Heinrich Laube, Theodor Mundt und Wilhelm Schulz als zukünftiger Mitarbeiter genannt.
28. Oktober
WZ 300 Felix Frei zu „Danton’s Tod“
Im Literarischen Notizenblatt, einer Beilage der Dresdner Abend-Zeitung, erscheint unter dem Pseudonym Felix Frei ein umfangreicher Verriss von Danton’s Tod, der Büchner unter jene Autoren einreiht, deren „Bücher […] jede gute Staatspolizei […] möglichst verhinder[n]“ sollte.
Ende Oktober*
Einleitung zu Mémoire sur le système nerveux du barbeau (Cyprinus barbus L.)Büchner gelingt der entscheidende Schritt auf dem Wege zur Promotion. Er findet im Lateralsystem des nervus vagus „eine früher nicht gekannte Verbindung unter den Kopfnerven des Fisches“ und beseitigt damit eine gravierende Unstimmigkeit in bisherigen Beschreibungen des Bauplans der Schädelnerven. Vermutlich konzentriert er sich von jetzt an auf das „naturhistorische“ Promotionsthema.
2. November
Büchner berichtet der Familie in Darmstadt von seinen Plänen zu einer Promotion an der Universität Zürich „noch vor Neujahr“ und seiner Hoffnung, dort zu Ostern 1836 eine Dozentur anzutreten. 2. November 1835. An die Eltern in Darmstadt Er berichtet auch von seiner Nennung in der öffentlichen Ankündigung der Deutschen Revue. Man habe gesagt, „daß man nur die Herren Heine, Börne, Mundt, Schulz, Büchner etc. zu nennen brauche, um einen Begriff von dem Erfolge zu haben, den diese Zeitschrift haben würde.“ In dem Brief geht es auch um Gerüchte über seine Verhaftung, die offenbar in Darmstadt im Umlauf sind.
November
LZ 3718 Prospekt zur „Deutschen Revue“
Die Verlagsbuchhandlung Carl Löwenthal kündigt die Versendung von 4000 Exemplaren des ersten Heftes der Deutschen Revue an.
14. November
Kampagne gegen das „Junge Deutschland“
Verbot aller jungdeutschen Schriften in Preußen. Damit wird auch das Erscheinen der Deutschen Revue sowie ihres Ausweichtitels Deutsche Blätter für Leben, Kunst und Wissenschaft unterbunden.
Ende November
Büchner bittet Gutzkow um eine günstige Rezension für die Alsa-Bilder seiner Freunde Adolf und August Stöber, eine Sammlung elsässischer Ortssagen. Abfällig äußert er sich zur hiervon unterschiedenen literarischen „Manier à la Schwab und Uhland“. Außerdem, so heißt es weiter, werde er „ganz dumm in dem Studium der Philosophie“, was sich wahrscheinlich auf den theoretischen Teil seiner naturwissenschaftlichen Abhandlung bezieht. Ende November 1835. An Karl Gutzkow in Frankfurt am Main Gutzkow erhält diesen Brief erst nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis.
30. November
Karl Gutzkow wird in Mannheim in Untersuchungshaft genommen. Am 12. Januar 1836 wird er wegen „Angriffes auf die christliche Religion“ in seinem kurz zuvor bei Löwenthal erschienenen Roman Wally, die Zweiflerin (1835) zu vier Wochen Haft verurteilt und am 10. Februar aus der Haft entlassen. Am 4. Dezember informiert er Büchner über seine Verhaftung. 4. Dezember 1835. Von Karl Gutzkow nach Straßburg LZ 4570 Gutzkow 1837 In seinem Büchner-Nachruf erinnert sich Gutzkow an Büchners Reaktion auf seine Verhaftung:
„Seine Besorgnis irrte um die Haft, welche ihn [Gutzkow] traf, wie eine Braut umher. Er wandte List über List an, um ihm zu rathen und gleichsam aus der Ferne mit einem Tuche zu winken. Er kannte die Lokalität [das Mannheimer Gefängnis] und schilderte sie mit einer Einbildungskraft, als wär´ er selbst zugegen.“
9./12. Dezember
LZ 3730 Registres de la population
Reguläre Anmeldung Büchners bei den Straßburger Polizeibehörden. Er wohnt in der Rue de la Douane No 18 im Hause des Weinhändlers Johann Daniel Siegfried.
10. Dezember
Kampagne gegen das Junge Deutschland
Verbotsbeschluss des Deutschen Bundestages LZ 3719 Beschluss der Deutschen Bundesversammlung „gegen die Verfasser, Verleger, Drucker und Verbreiter der Schriften aus der unter der Bezeichnung ‚das junge Deutschland‘ oder ‚die junge Literatur‘ bekannten literarischen Schule, zu welcher namentlich Heinr. Heine, Karl Gutzkow, Heinr. Laube, Ludolf Wienbarg und Theodor Mundt gehören.“
18. Dezember
LZ 3740 Wechselbrief an Sauerländer Einleitung zu Übersetzungen
Büchner löst den Scheck über „10 Friedrichsd’or“ ein, den er von dem Verleger Johann David Sauerländer als Honorar für die Hugo-Übersetzungen erhalten hat.
1836
1. Januar
Büchner schreibt einen Brief an die Eltern und einen weiteren an den jüngeren Bruder Ludwig. An die Eltern schreibt er über sein Verhältnis zum „Jungen Deutschland“:
„Uebrigens gehöre ich für meine Person keineswegs zu dem sogenannten Jungen Deutschland, der literarischen Partei Gutzkow’s und Heine’s. Nur ein völliges Mißkennen unserer gesellschaftlichen Verhältnisse konnte die Leute glauben machen, daß durch die Tagesliteratur eine völlige Umgestaltung unserer religiösen und gesellschaftlichen Ideen möglich sei.“ 1. Januar 1836. An die Eltern in Darmstadt
Nach Mitte Januar
Büchner schmuggelt einen Brief in die Zelle des inhaftierten Gutzkow und rät ihm, nach seiner Haftentlassung ins Exil zu gehen: „So bald Sie frei sind, verlassen Sie Teutschland so schnell, als möglich. Sie haben von Glück zu sagen, daß es so abzulaufen scheint“ Gegebenenfalls solle er ihn in Straßburg zu besuchen. Nach Mitte Januar 1836. An Karl Gutzkow in Mannheim
26. Januar
Büchner teilt seinem aus Butzbach stammenden und mittlerweile nach Zürich geflüchteten Freund Wilhelm Braubach mit: „Nächste Ostern bin ich definitiv in Zürich“. Erst im März ändert er diesen Plan (s. u. 18. März 1836). 26. Januar 1836. An Wilhelm Braubach in Zürich
5. Februar
LZ 3750 Charles an Eugène BoeckelBüchner zahlt eine Summe von 32 Francs 50 Centimes zurück an seinen Freund Eugène Boeckel, der sich gerade in Berlin aufhält. Vermutlich war kurz zuvor das am 18. Dezember von dem Verleger Johann David Sauerländer angeforderte Honorar in Höhe von 100 Gulden in Straßburg eingetroffen.
15. März
In einem Brief an die Eltern spricht Büchner von Nachrichten über Verhaftungen in Bayern und Hessen, über das Exil und Berufsverbote in Hessen-Darmstadt. Darin heißt es unter anderem:
„Ich kann euch versichern, daß nicht das geringste politische Treiben unter den Flüchtlingen hier herrscht; die vielen und guten Examina, die hier gemacht werden, beweisen hinlänglich das Gegentheil. Uebrigens sind wir Flüchtigen und Verhafteten gerade nicht die Unwissendsten, Einfältigsten oder Liederlichsten! Ich sage nicht zuviel, daß bis jetzt die besten Schüler des Gymnasiums und die fleißigsten und unterrichtetsten Studenten dieß Schicksal getroffen hat, die mitgerechnet, welche von Examen und Staatsdienst zurückgewiesen sind.“ 15. März 1836. An die Eltern in Darmstadt
18. März
Einleitung zu Mémoire sur le système nerveux du barbeau (Cyprinus barbus L.)
In einem nicht überlieferten Brief teilt Büchner seinem Freund Boeckel anscheinend seine Absicht mit, die jetzt wesentlich erweiterte Dissertation, die er bis dahin als Manuskript in Zürich hatte vorlegen wollen, als gedruckte Abhandlung einzureichen. Offenbar hat er ein entsprechendes Angebot der „Société du muséum d’histoire naturelle de Strasbourg“ erhalten. Boeckel schreibt daraufhin am 15. Mai aus Wien: „Du wirst prae ceps d. h. über Hals u. Kopf an Deiner These arbeiten, ich zweifle nicht daran daß sie gut ausfallen wird. Sie auf diese Art drucken zu laßen ist sehr bequem“. 15. Mai 1836. Von Eugène Boeckel nach Straßburg Damit verschiebt sich die bisher für „nächste Ostern“ geplante Umsiedlung nach Zürich.
13./20. April/4. Mai
LZ 3765 Société du Muséum, „Réglement“ Büchner liest auf drei Sitzungen der „Société du muséum d´histoire naturelle de Strasbourg“ in französischer Sprache sein Mémoire sur le système nerveux du barbeau (Cyprinus barbus L.). LZ 3780 Lereboullet, Bericht Überarbeitet und mit einer lithographischen Falttafel versehen wird es als Separatum 1836 gedruckt und in der zweiten Lieferung des 2. Bandes der Mémoires de la Société du Museum d’Histoire Naturelle de Strasbourg (Paris 1837) publiziert.
Der Zoologe Dominique-Auguste Lereboullet fertigt am 4. Mai ein Protokoll der Sitzungen. LZ 3770 Frorieps Notizen, Sitzungsprotokoll
Dieses Protokoll wird im Oktober 1836 in Frorieps Notizen (Band 50) veröffentlicht.
18. Mai
LZ 3800 Société, Sitzungsprotokoll
Die „Société du muséum d’histoire naturelle de Strasbourg“ ernennt Büchner zum korrespondierenden Mitglied.
31. Mai
Einleitung zu Mémoire sur le système nerveux du barbeau (Cyprinus barbus L.)
Büchner beendet die Überarbeitung seines Mémoire für den Satz. Seinem Freund Boeckel teilt er am 1. Juni mit, seit „gestern“ sei die „Abhandlung vollständig fertig“. 1. Juni 1836. An Eugène Boeckel in Wien
Juni
Philosophische Schriften und Äußerungen
Büchner überwacht die Drucklegung des Mémoire mit Einschluss der Lithographien.
Er beginnt die Arbeit an seinem Vorlesungsskript zu Descartes.
LZ 3820 Cotta-Verlag, Preisaufgabe Der Cotta-Verlag hatte am 1. Januar 1836 einen Wettbewerb für ein Lustspiel ausgeschrieben. Der zunächst auf den 15. Mai gelegte Einsendetermin wurde später auf den 1. Juli verschoben. Büchner beschließt, sich an dem Wettbewerb zu beteiligen, und schreibt eine erste Fassung seines Lustspiels Leonce und Lena. Einleitung zu Leonce und Lena Allerdings sieht er das Lustspiel zugleich auch für einen geplanten Dramenband vor, der auch Woyzeck enthalten soll.
etwa 1. Juni
Büchner informiert Gutzkow über die eben vollendete „Abhandlung“, deren Thema er allerdings nicht nennt, über sein Vorhaben „im nächsten Semester zu Zürich einen Kurs über die Entwickelung der deutschen Philosophie seit Cartesius zu lesen“ und über die Arbeit an „Ferkeldramen“, die er gerade beginne. Er kritisiert die Strategie der Jungdeutschen, welche die “Gesellschaft […] von der gebildeten Klasse aus reformiren“ wollten, ohne den „Riß zwischen der gebildeten und ungebildeten Gesellschaft“ zu beachten. Etwa 1. Juni 1836. An Karl Gutzkow in Frankfurt am Main
Anfang Juni
Seine Familie in Darmstadt informiert Büchner über Maßnahmen der Schweizer Polizei gegen Flüchtlinge: „unter dem Vorwande, die deutschen Flüchtlinge beabsichtigten einen Einfall in Deutschland“, habe sie „Verhaftungen unter denselben vorgenommen“. Deshalb beabsichtige er, bis zum Herbst in Straßburg zu bleiben. Anfang Juni 1836. An die Eltern in Darmstadt
Mai/Juni
Weitere Verhaftungen von deutschen Emigranten und Handwerksgesellen in der Schweiz; ab Anfang Juni Deportationen über Frankreich nach England.
10. Juni
Karl Gutzkow schreibt aus Frankfurt an Georg Büchner. In dem Brief heißt es unter anderem:
„Sie scheinen die Arzeneykunst verlassen zu wollen, womit Sie, wie ich höre, Ihrem Vater keine Freude machen. Seyen Sie nicht ungerecht gegen dies Studium; denn diesem scheinen Sie mir Ihre hauptsächliche Force zu verdanken, ich meine, Ihre seltene Unbefangenheit, fast möcht’ ich sagen, Ihre Autopsie, die aus allem spricht, was Sie schreiben. Wenn Sie mit dieser Ungenirtheit unter die deutschen Philosophen treten, muß es einen neuen Effekt geben.“ 10. Juni 1836. Von Karl Gutzkow nach Straßburg LZ 3810 Société, Sitzungsprotokoll
15. Juni
Büchner berichtet auf einer Sitzung der „Société du muséum d’histoire naturelle“ über seine Beobachtungen an lebenden Molchen.
Ende Juni
LZ 3840 Karl Gutzkow: Notiz; Frankfurt a. M. September 1837Büchner schickt das Manuskript seines Lustspiels Leonce und Lena (erste Fassung) nach Stuttgart, LZ 4260 Ludwig Büchner 1850 um sich an dem Wettbewerb zu beteiligen, den der Cotta-Verlag ausgeschrieben hatte.
Da er das Paket „zwei Tage zu spät“ einsendet, schickt der Verlag es „uneröffnet zurück“.
Juli bis Mitte Oktober
Einleitung zu Leonce und LenaBüchner arbeitet an dem Lustspiel Leonce und Lena Einleitung zu Woyzeck und an den ersten Entwurfshandschriften des Woyzeck Philosophische Schriften und Äußerungen .
Außerdem schreibt er philosophische Vorlesungen über Descartes und Spinoza.
20. Juli
LZ 3810 Société, Sitzungsprotokoll
Büchner nimmt an einer Sitzung der „Société du muséum d’histoire naturelle“ teil.
etwa 25. Juli
Büchner verfügt vermutlich jetzt über die ersten Druckexemplare seines Mémoire in der Form von Separatdrucken. Er bittet deshalb den in Zürich wohnenden Emigranten Georg Geilfus um Auskünfte über den „Dekan der philosophischen Fakultät Baiter“, an den er jetzt „[s]eine Abhandlung nebst Doctorgebühren“ schicken wolle. Er beabsichtige, „im October in Zürich“ zu sein und dort „nächsten Winter [s]einen Kurs über Philosophie zu lesen“. Etwa 25. Juli 1836. An Georg Geilfus in Zürich
Anfang/Mitte August
Büchner schickt ein oder mehrere Druckexemplare seines Mémoire sur le système nerveux du Barbeau an die Philosophische Fakultät in Zürich und beantragt die Einleitung des Promotionsverfahrens. Privatdozent in Zürich 1836/37
Mitte August
Büchner beruhigt die Eltern über die aktuelle schweizerische Flüchtlingspolitik und informiert sie über ein ebenfalls beruhigendes Gespräch mit dem zuständigen Straßburger „Polizeikommissär“ (Jonathan Pfister). Mitte August 1836. An die Eltern in Darmstadt
Spätsommer (August*)
Besuch der Mutter und der Schwester Mathilde in Straßburg. Nach Ludwig Büchners Bericht finden sie Georg Büchner „zwar gesund, aber doch in einer großen nervösen Aufgeregtheit und ermattet von den anhaltenden geistigen Anstrengungen. Er äußerte damals oft: ‚Ich werde nicht alt werden.‘“
2. September
Büchner schreibt seinem Bruder Wilhelm, er arbeite an zwei Dramen, konzentriere sich aber sonst „ganz auf das Studium der Naturwissenschaften und der Philosophie“ und werde „in Kurzem“ in Zürich „Vorlesungen […] über die philosophischen Systeme der Deutschen seit Cartesius und Spinoza […] halten.“ 2. September 1836. An Wilhelm Büchner in Darmstadt (oder Umgebung)
2-september-1836-an-wilhelm-buechner-in-darmstadt-oder-umgeb
3. September
LZ 3940 Philosophische Fakultät, Protokoll
„Da das Gutachten der Herren Prof. Oken, Schinz , Löwig und Heer durchaus günstig lautet“, verleiht die philosophische Fakultät der Universität Zürich Büchner für seine Dissertation die philosophische Doktorwürde. LZ 4260 Ludwig Büchner 1850 Zugleich wird er eingeladen, „eine Probevorlesung in Zürich zu halten, um, wenn diese gefiele, das Recht des Docirens zu erhalten.“
21. September
Büchner wird vom Straßburger Polizeikommissar Jonathan Pfister ein Führungszeugnis ausgestellt. Darin wird ihm bescheinigt, dass während der gesamten 18 Monate seines Aufenthaltes in Straßburg „sa conduite, tant sous le rapport Politique que moral, n’a donné lieu à aucune plainte“, dass also „sein Benehmen sowohl in politischer wie in moralischer Hinsicht keinen Anlass zu irgendwelcher Klage gegeben“ habe.
22. September
Privatdozent in Zürich 1836/37
Büchner erbittet von dem Züricher Oberbürgermeister Johann Jakob Hess eine „Autorisation“, die es den Straßburger Behörden ermöglichen soll, ihm als künftigem Privatdozenten einen Pass auszustellen. 22. September 1836. An Johann Jakob Hess in Zürich Er beteuert, „seit der Entfernung aus dem Vaterland allen politischen Umtrieben fremd geblieben“ zu sein.
26. September
LZ 4060 Universität Zürich: Ordnung für die Zulassung von PrivatdocentenBüchner bewirbt sich um Zulassung zur „Probevorlesung“ an der Universität Zürich 26. September 1836. An das Präsidium des Erziehungsrats des Kantons Zürich.
28. September
Büchner erhält vom Polizeirat in Zürich eine Einreisegenehmigung.
1. Oktober
LZ 4070 Erziehungsrat des Kantons Zürich. ProtokollDer Erziehungsrat des Kantons Zürich "bewilligt" Büchner "die Haltung einer Probevorlesung behufs der Habilitirung als Privatdocent".
18. Oktober
Einen Tag nach seinem 23. Geburtstag verlässt Bücher Straßburg und reist in die Schweiz.