Danton´s Tod, 1. Folge des Fortsetzungsdrucks

Danton's Tod, 1. Folge des Phönix-Drucks 26. März 1835

7. April 1835. Von Karl Gutzkow nach Straßburg

 Frankfurt d 7. April 35

Mein nach Darmstadt geschickter Brief enthält nichts Wesentliches. Ich freue mich, daß Sie sich zu arrondiren anfangen u sich wohl fühlen. Vom Danton hat der Phönix sein Theil schon abgedruckt, u damit viel Ehre eingelegt. Was ich Ihnen über Ihre Fähigkeit schon sagte, muß ich wiederholen. Es ist mir, als hätten Sie eine literarische Prädestination. Ich warte nur den Druck u die Ausgabe Ihres Buches ab, um Sie beim Publikum einzuführen. Aber warten Sie das nicht ab (denn Sauerländers Pressen schwitzen Tag u Nacht und für Danton könnte sich der Termin noch etwas hinausschieben) reißen Sie selbst die Flügelthüren auf, u stürzen Sie auf’s Parquet. Man wird erst spröde sein, dann horchen u zulezt sich hingeben. Das Selbstgefühl wird schon kommen. Meine Muse bäumte sich auch erst wie ein scheues Pferd vor der Autorschaft; ich hatte sogar schon ein Buch geschrieben, als ich noch immer daran zweifelte, ob ich’s könnte: als ich aber Hunger bekam u mir in meiner Heimath, in Preußen, der Brodkorb hoch gehangen wurde, da schrieb ich aus Desperation u freue mich nun, daß das Ding flott geht.

Die Uebersetzung lassen Sie unterweges, an Originale machen Sie sich. Sie haben selbst viel Ähnlichkeit mit Ihrem Danton: genial u träge. Mich feuerte vor 4 Jahren ein Brief Menzels zur Schriftstellerey an; wenn ich auch nicht soviel auf Sie vermag, wie der auf mich, so ist doch meine Auffoderung gewiß aus reiner Freude über Sie entstanden. Ich wiege mich in dem Gedanken, Sie entdeckt zu haben u Sie recht als ein schlagendes Beispiel, als Armidaschild der Menge, mit der ich mich zu balgen habe, gegenüberhalten zu können. Soll ich noch mehr loben? Nein, Sie sollen sich Ihren eignen Stolz machen.

Ich weiß nicht, ob Sie den Phönix gelesen haben d. h. mein Lit. Blatt, u noch lesen. Bei Levrault, der ihn für die Revue Germanique bezieht, können Sie ihn einsehen. Mir wär’ es willkommen, wenn Sie einige Aufmerksamkeit auf das, was an mir ist u was ich will, verwendeten. Sind Sie überhaupt wegen unsrer laufenden liter. Verhältnisse au fait? Sie brauchen es nicht zu seyn: Sie scheinen ganz positiver Natur. Schreiben Sie mir, was Sie arbeiten wollen. Ich bringe Alles unter; aber bald; denn in 14 Tagen reis’ ich auf kurze Zeit nach Berlin; daß ich Sie sehe, könnte sich im Juny ereignen. Ich freue mich sehr darauf: ich stelle mir in Ihnen einen nicht über 5 Fuß hohen Kerl oder Menschen oder Mann, wie Sie wollen, vor, und zwar fröhlicher Laune; doch haben Sie dunkles Haar.

Jen. theologischen Antrag kann zwar Sauerl., der viel Verlag für das Jahr schon auf den Schultern hat, nicht annehmen; doch hab’ ich schon andre Verbindungen deshalb eingeleitet, u erwart’ ich nur Angabe des Umfangs der Schrift im ungefähren Druck, nebst der Erklärung, ob bey der Sache auch verdient werden soll?

Ihr G.

Apropos! Wollen Sie mir Kritiken über neueste franz. Literatur schicken für mein Blatt, so sind mir die willkommen; aber schneller Entschluß! Eine Zusage, um mir Freude zu machen!

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