Straßburg 1831–1833
Allgemeines
Büchner wohnt bei Pfarrer Johann Jakob Jaeglé, in dessen Tochter Wilhelmine Jaeglé er sich verliebt, und bewegt sich in einem Freundeskreis literarisch interessierter Theologen und Mediziner. Bekannt sind Freundschaften zu den Medizinstudenten Eugène Boeckel, Jean-Moÿse Lambossy, Karl Theophil Held, Adolphe Schwebel und den Theologen Wilhelm Baum, August Stöber und Adolf Stöber, Johann Daniel Scherb und Eduard Lange sowie Alexis Muston.
Außer zu diesen Freunden hat Büchner Kontakt zu Mitgliedern der Familie des bei Büchners Ankunft noch lebenden Ludwig Christian Reuss (1752-1831), eines Onkels von Büchners Mutter Caroline Büchner, geb. Reuss. Vor allem gefällt ihm seine Großtante Margarethe Reuss, Ludwig Christians Ehefrau. Kontakt hat er weiterhin zu deren Sohn, seinem Großcousin Edouard Reuss. Vermutlich über Edouard Reuss findet er Zugang zu dem „Casino théologique et littéraire“, einem von Theologen dominierten Lese- und Diskussionszirkel.
Büchner George-Louis Duvernoy (Naturgeschichte) und Ernest Alexandre Lauth (Physiologie).
belegt naturwissenschaftliche Kurse in Chemie, Physik, Zoologie, Anatomie, Physiologie und Pharmakologie in der medizinischen Fakultät der Académie de Strasbourg und knüpft vor allem Kontakte zu den ProfessorenLudwig Büchner berichtet, Edouard Reuss vor allem die Brüder Adolf und August Stöber.
Georg habe „eine gewisse Scheu vor geräuschvollen Vergnügungen“ gezeigt, die ihn „nur selten Gesellschaften, Bälle und dergleichen besuchen“ ließen; dagegen habe „er, den eine [i]nnige Liebe zur Natur beseelte, häufige Fußreisen in die naheliegenden Gebirge: Schwarzwald, Vogesen und weiter bis zum Jura“ unternommen. Begleiter auf diesen Wanderungen waren neben seinem VetterIn seinen Briefen zeigt sich Büchner als aufmerksamer Beobachter der politischen Ereignisse. Freunden in der Studentenverbindung „Eugenia“ gilt er als „dieser so feurige u so streng republicanisch gesinnte deutsche Patriot“.
Später beeinflussen Büchner die Theorien des Sozialrevolutionärs Auguste Blanqui.
Auch Schriften anderer französischer Sozialrevolutionäre aus der „Société des droits de l’homme“ scheint er gekannt zu haben.
30. Oktober
Büchner trifft in Straßburg ein und bleibt, „bis sein Coffre kommt“, im Haus der Großtante Margarethe Reuss.
2. November
Büchner wird auf dem Einwohnermeldeamt in die „Registres de la population“ eingetragen.
3. November
Vorläufige Inskription an der medizinischen Fakultät
4. November
Edouard Reuss mietet sich Büchner als Kost- und Logisgänger bei dem verwitweten protestantischen Pfarrer Johann Jacob Jaeglé in der Rue St. Guillaume 66 ein, mit dessen Tochter Wilhelmine Jaeglé ihn bald ein – zunächst verborgen gehaltenes – Liebesverhältnis verbindet.
Über die Vermittlung von7. November
Büchner verbringt den Abend bei seiner Großtante Margarethe Reuss.
Endgültige eigenhändige Inskription.
17. November
Georg Büchner nimmt erstmals an einer Sitzung der Studentenverbindung „Eugenia“ teil,
.Die „Eugenia“ war 1828 von den Theologiestudenten Adolf und August Stöber gegründet worden und nahm seit Februar 1831 auch Nicht-Theologen als Gäste („hospites“) in ihren Kreis auf. August Stöber veröffentlicht gerade – vom Oktober bis Dezember 1831 – eine Artikelserie über Jakob Michael Reinhold Lenz’ Aufenthalt bei Johann Friedrich Oberlin – im Morgenblatt für gebildete Stände. Sein Vater, Daniel Ehrenfried Stöber, publiziert im selben Jahr die Biographie Vie de J. F. Oberlin, pasteur à Waldbach, eine der wesentlichen Quellen für Büchners Lenz-Erzählung.
4. Dezember
Russische Truppen hatten im Oktober 1831 einen Aufstand in Polen, der in Westeuropa mit großer Sympathie verfolgt wurde, niedergeschlagen. Die polnischen Generäle und ein Teil der Truppen flüchteten nach Frankreich. Am 4. Dezember kamen die Generäle des polnischen Aufstandsheeres, Girolamo Ramorino, Gotfryd Jerzy, Daniel Gottfried Georges Langermann und Franciszek Sznayde, in Straßburg an, wo sie von großen Teilen der Bevölkerung und Studenten aller Fakultäten triumphal empfangen werden. Büchner, der dabei ebenfalls zugegen ist, berichtet in einem Brief an die Familie über das Ereignis und seine Inszenierung: „Darauf erscheint Romarino auf dem Balkon, dankt, man ruft Vivat! – und die Comödie ist fertig...“
8. Dezember
Büchner zu Gast in der „Eugenia“.
26. Dezember
Büchner verbringt den Abend bei seiner GroßtanteKonflikte unter anderem in Belgien, Polen sowie Nord- und Mittelitalien destabilisierten nach 1830 den politischen status quo in Europa. Russland verstärkte in dieser Zeit seine Truppen in Polen und im Baltikum. Büchner schreibt den Eltern in Darmstadt, er rechne mit einem Krieg. Sobald das russische Heer die Oder überschreite, werde er sich zum Militär melden, und zwar notfalls in Frankreich. Er hoffe, dieser Krieg werde das Ende der „allerdurchlauchtigsten und gesalbten Schafsköpfe“ herbeiführen.
1832
8. Januar
Büchner kommt zum Essen zu seiner Großtante6. Februar
Büchner verbringt den Abend bei seiner Großtante Margarethe Reuss.
16. Februar
Büchner als Gast in der „Eugenia“. Gespräch über „den Kampf der Freiheit in Deutschland“, möglicherweise hervorgerufen durch die publizistische Vorbereitung des Hambacher Festes 27. Mai bis 1. Juni 1832.
21. Februar
Büchner verbringt den Abend bei seiner Großtante Margarethe Reuss.
28. Februar
Büchner verbringt den Abend bei seiner GroßtanteMitte April
Büchner äußert sich gegenüber den Eltern sarkastisch über den ihm verhassten französischen Ministerpräsidenten Casimir Périer. Der französische König Louis Philippe hatte Périer am 13. März 1831 zum Ministerpräsidenten ernannt und ihn beauftragt mit aller Härte gegen die republikanischen Kräfte in Frankreich vorzugehen. Nach Ausbruch der Cholera im Frühjahr 1832 besuchte Périer ein Pariser Krankenhaus, infizierte sich und starb schließlich an der Cholera am 16. Mai.
6. Mai
Margarethe Reuss und begleitet sie dann auf den Neuhof.
Büchner kommt zum Mittagessen zu seiner Großtante24. Mai
Büchner als Gast in der „Eugenia“. Das Protokoll hält fest: „Büchner spricht in etwas zu grellen Farben von der Verderbtheit der deutschen Regierungen, u. der Rohheit der Studenten auf vielen Universitäten, nahmentlich in Gießen, u. [sogar] auch in Heidelberg“.
7. Juni
Büchner als Gast in der „Eugenia“. Gespräch über politische Vorfälle, nämlich „über Lord Greys Wiedereintritt in das Ministerium […]. Auch von der Vendée u. der Frechheit der Duchesse de Berry wird gesprochen.“
10. Juni
Georg Büchner wird zum Dauergast („hospes perpetuus“) der Straßburger Theologenverbindung „Eugenia“ ernannt.
28. Juni
Büchner als Gast in der „Eugenia“.
„Es wird mit außerordentlicher Lebhaftigkeit über verschiedene Gegenstände, nahmentlich das sittliche Bewußtseyn, über Huß, Ravaillac, u. Sand, welche die Dialectik von Freund Büchner in eine Reihe stellt, [gestrichen: über die Strafgesetze,] u. über das Unnatürliche unsers gesellschaftlichen Zustandes, [gestrichen: besonders in Beziehung auf Reich u. Arm,] debattirt“.
1. Juli
Büchner verbringt den Mittag, Nachmittag und Abend bei seiner Großtante Margarethe Reuss auf dem Neuhof.
5. Juli
Büchner als Gast in der „Eugenia“.
„Freund Bügner dieser so feurige u so streng republicanisch gesinnte deutsche Patriot, schleudert einmal wieder, alle mögliche Blitze u Donnerkeule, gegen alles was sich Fürst u König nennt; u selbst die constitutionelle Verfassung unseres Vaterlands bleibt v ihm nicht unangetastet, weil sie seiner Meinung nach, nie das Wohl u das Glück Frankreichs befördern wird, so lange noch eine aristocratische Macht, wie die Pairs Cammer, eine 3.te mächtige Hand an das Staatsruder zu legen berechtigt ist“.
19. Juli
Büchner als Gast in der „Eugenia“.
2. August
Büchner trägt sich in das Erinnerungsbuch ("Souvenir d´amitié") August Stöbers ein und verlässt bald danach Straßburg.
August bis Oktober
Ferienaufenthalt in Darmstadt.
20. August
Büchner hat neun Monate lang die freiere Atmosphäre Straßburgs kennengelernt. Für zeitgenössische Maßstäbe ist Straßburg mit über 60.000 Einwohnern eine Großstadt. Sie ist geprägt durch eine Jahrhunderte alte bürgerliche Tradition, durch die Überlagerung der deutschen und französischen Kultur und zuletzt durch die französischen Revolutionen. Die hessische Residenzstadt Darmstadt ist durch den großherzoglichen Hof, durch Beamte und durch Militär geprägt. Büchner kann sich in die engere Atmosphäre dieser Stadt nicht mehr hineinfinden. Außerdem hat er sich in Wilhelmine Jaeglé verliebt. Sein Brief vom 20. August 1832 an den Cousin Edouard Reuss ist ein erster deutlicher Ausdruck seiner depressiven Stimmung.
24. August
Büchner übermittelt Adolf und August Stöber, seinen Freunden aus der „Eugenia“, eine Einladung zur Teilnahme an einem Deutschen Musenalmanach für 1833, den seine Darmstädter Bekannten Heinrich Küntzel und Friedrich Metz zusammen mit seinen Klassenkameraden Friedrich und Georg Zimmermann publizieren wollen. Die Brüder Stöber folgen der Einladung.
7. September
Büchners Freund Eugène Boeckel informiert Büchner unter anderem, wie sehr „Melle jolis pieds et jolies mains“, also Wilhelmine Jaeglé, nach dem Geliebten „seufzt“.
27./28. Oktober
LZ 1470; Datum erschlossen Rückkehr nach Straßburg, Wohnung wiederum in der Rue St. Guillaume No 66.
3. November
Büchner schreibt dem Freund Adolf Stöber, er sei „seit acht Tagen […] wieder hier“ und ihn erfreue „die französische Gewitterluft“. Auch beschäftige er sich „täglich wieder einige Stunden“ mit Präparationsarbeiten in der Anatomie.
22. November
Büchner verbringt den Abend bei seiner Großtante1. Dezember
Büchner kommt abends zu seiner Großtante Margarethe Reuss.
2. Dezember
Büchner kommt zum Essen zu seiner Großtante Margarethe Reuss.
Vor Mitte Dezember
Die französische Regierung hat den Belagerungszustand ausgerufen und damit die in der Verfassung garantierten bürgerlichen Rechte außer Kraft gesetzt. Vorwand dafür ist ein Konflikt zwischen Frankreich und den Niederlanden über den politischen Status Belgiens und die Androhung einer militärischen Intervention Frankreichs. Büchner berichtet den Eltern von den scheinbaren Kriegsvorbereitungen und schließt mit der unter französischen Sozialrevolutionären verbreiteten Einsicht: „das Ganze ist doch nur eine Comödie. Der König und die Kammern regieren, und das Volk klatscht und bezahlt.“
19. Dezember
Eugen Boeckel, Peter Follenius und August Stöber.
Büchner trifft sich mit den 'Eugeniden'26. Dezember
Büchner kommt "zur Bescheerung" zu seiner Großtante1833
2. Januar
Büchner kommt abends zu seiner Großtante Margarete Reuss.
24. Januar
Edouard Reuss ins „Casino théologique et littéraire“.
Büchner kommt zu Margarethe Reuss und geht dann mit31. Januar
Büchner kommt abends zu seiner Großtante Margarethe Reuss.
12. Februar
Büchner kommt abends zu seiner Großtante Margarete Reuss.
14. Februar
Büchner verbringt einen Teil des Abends zusammen mit Mitgliedern der "Eugenia" bei21. Februar
Peter Follenius, Victor Jaeglé, Eduard Lange und Edouard Reuss sowie vermutlich Eugen Boeckel und August Stöber am Stiftungsfest der "Eugenia" teil.
Büchner nimmt gemeinsam mitMitte bis Ende März
„[V]on einer Unpäßlichkeit befallen“, findet Büchner, so Wilhelm Schulz , „vierzehn Tage lang“ die „sorgsame Pflege“ Wilhelmine Jaeglés. Beide verloben sich unter dem Siegel der Verschwiegenheit
21. März
Margarethe Reuss besucht den offenbar kranken Büchner in seinem Studentenzimmer.
3. April
Frankfurter Wachensturm.
Aufstand am Sitz der Deutschen Bundesversammlung in Frankfurt a.M., der seit 1815 einzigen für den gesamten Deutschen Bund zuständigen politischen Institution.
Die Polizei-Hauptwache wird von etwa vierzig Männern, vor allem Burschenschaftern aus Heidelberg und Würzburg, gestürmt und geplündert. Versuchte Erstürmung auch der Konstablerwache und der Zollstätte Preungesheim. Der Aufstand ist bereits im Vorfeld durch Johann Konrad Kuhl , einen Vertrauten Friedrich Ludwig Weidigs, verraten worden und wird innerhalb einer Stunde von Frankfurter Linienmilitär niedergeschlagen. Bei den Auseinandersetzungen gibt es mindestens neun Tote und zahlreiche Verletzte, umfangreiche Verhaftungen sind die Folge.
Unter den maßgeblichen Mitwissern des Frankfurter Wachensturms ist der Butzbacher Schulrektor Friedrich Ludwig Weidig, in die Pläne eingeweiht oder aktiv an der Vorbereitung beteiligt sind neun Absolventen des Darmstädter „Pädagogs“, namentlich Georg Gladbach, Adolf Heumann, Franz August Gros, Adam Koch, Christian Kriegk, Friedrich Walloth, Carl Stamm, Hermann Wiener, Hermann Dittmar, Hermann Trapp und Alexander Winther. Büchner erfährt von den Vorgängen durch einen Brief, den seine sehr besorgten Eltern vermutlich noch am 4. April nach Straßburg schicken.
5. April
Büchner erklärt, dass er nicht am Wachensturm beteiligt sei. Mit Argumenten, die denen des französischen Sozialrevolutionärs Auguste Blanqui gleichen und Aussagen des Hessischen Landboten vorwegnehmen, rechtfertigt er dennoch die Anwendung von Gewalt im revolutionären Kampf. In der bestehenden Gesellschaft, die an sich schon ein „ewige[r] Gewaltzustand“ sei, mache „eine unbedeutende und verdorbene Minderzahl“ „die große Masse der Staatsbürger zum frohnenden Vieh“. Nur die Androhung oppositioneller „Gewalt“ habe die Fürsten bisher zu Zugeständnissen veranlasst. Jedoch sei „das Bewilligte“ – so etwa die zugestandene Bürgerwehr oder die parlamentarische Vertretung in Landständen – eine bloße „Satyre auf die gesunde Vernunft“. Da die „Deutschen“ derzeit nicht „ein zum Kampf für sein Recht bereites Volk“ seien, betrachte er jedoch „im gegenwärtigen Zeitpunkt jede revolutionäre Bewegung als eine vergebliche Unternehmung“. Aus diesem Grund habe er „an dem, was geschehen, keinen Theil genommen“. Unüberhörbar ist auch die persönliche Sorge, wenn es über die Inhaftierten weiter heißt: „Ich bedaure die Unglücklichen von Herzen. Sollte keiner von meinen Freunden in die Sache verwickelt sein?“
7. April
Büchner unternimmt zusammen mit Eugen Boeckel und August Stöber einen Ausflug nach dem östlich von Kehl gelegenen Dorf Willstätt.
21. April
Margarethe Reuss auf dem Neuhof.
Büchner verbringt den Mittag und Nachmittag bei seiner GroßtanteFrühjahr 1833
Die badische Regierung hatte am 6. September 1832 die Universität in Freiburg im Breisgau für zwei Wochen geschlossen, alle Studenten aus der Stadt entfernt, die oppositionellen Professoren von Rotteck und Carl Theodor Welcker entlassen und eine neue Verfassung für die Universität verfügt. Vorausgegangen waren monatelange oppositionelle Treffen, Demonstrationen und andere Unruhen. Auch im April 1833 gab es Berichte über geplante Unruhen, wiederum hervorgerufen durch republikanisch gesinnte Freiburger Studenten. Die Eltern befragten Büchner offenbar über seinen Anteil an diesen Aktivitäten. Er versichert ihnen, dass er sich so wenig wie im letzten Jahr an politischen Versammlungen beteiligen werde.
1. Mai
Büchner kommt zum Botanisieren und dann zum Mittagessen zu seiner Großtante Margarete Reuss auf den Neuhof.
13. bis 15. Mai
In Darmstadt werden die Männer des Jahrgangs 1813 gemustert. Persönliches Erscheinen bei der Musterung ist zwar zwingend vorgeschrieben, jedoch erwirkte Büchner wahrscheinlich eine Ausnahmegenehmigung. Im Losverfahren fiel auf ihn ein Los, das ihn vom Militärdienst befreite; außerdem wurde er später als "untauglich" eingestuft.
19. Mai
Eugen Boeckel zu Margarethe Reuss auf den Neuhof.
Büchner kommt abends mit seinem Freund27. Mai
Im pfälzischen Neustadt an der Haardt versammeln sich Demonstranten zum Jahrestag des Hambacher Festes. Die bayerische Regierung setzt gegen sie mehrere Kompanien Infanterie und Kavallerie ein, die gegen die unbewaffneten Demonstranten mit brutaler Gewalt vorgehen. Stimmen der Opposition sprechen von drei Toten und über 150 Verwundeten und bezeichnen die Geschehnisse als "gräuelvollste That der Reaktion". Angehörige der Straßburger "Société des droits de l'homme" hatten anscheinend an der Demonstration teilgenommen. Vermutlich durch diese Augenzeugen erfuhr Büchner von dem blutigen Militäreinsatz. Im Brief an die Eltern deutet er ihn als Antwort der Regierenden auf den Wachensturm: „man vergilt Gleiches mit Gleichem, Gewalt mit Gewalt. Es wird sich finden, wer der Stärkere ist.“
Im selben Brief schildert Büchner die Begegnung mit einem als skurril gezeichneten Saint-Simonisten, der Deutschland bereisen wollte, um dort eine Führerin für die saint-simonistische Bewegung zu finden: „Er bleibt jetzt in Straßburg, steckt die Hände in die Taschen und predigt dem Volke die Arbeit“.
Juni
Büchner zeigt sich beeinflusst vom Programm der französischen Sozialrevolutionäre. neuerer Zeit gelernt, daß nur das nothwendige Bedürfniß der großen Masse Umänderungen herbeiführen kann“. Dagegen sei „alles Bewegen und Schreien der Einzelnen vergebliches Thorenwerk“.
Er habe „in12. Juni
Margarethe Reuss, vermutlich auf den Neuhof.
Büchner kommt abends zu21. Juni
August Stöber besteigt mit Büchner und dem Tübinger Studenten Johannes Fallati, einem späteren Paulskirchen-Abgeordneten, das Straßburger Münster. Insgesamt war Büchner während seines gesamten Straßburger Aufenthalts - allein oder in Begleitung - ein begeisterter Besucher des Münsters. "Bei einem Besuche des Münster, dessen Bauart einen Gegenstand seiner Lieblingsstudien bildete, und das er immer bis in die höchste Spitze, die sogenannte Kuppel, zu erklimmen pflegte," so berichtet Ludwig Büchner, "wäre er, indem er sich rasch nach einem ihm entfallenen Fernglase bückte, beinahe ein Opfer seiner Unvorsichtigkeit geworden."
23. Juni
Edouard Reuss und dessen Freund Wulfes zu Margarete Reuss auf den Neuhof.
Büchner kommt nachmittags mit25. Juni bis 3. Juli
Gemeinsam mit dem Verwandten Edouard Reuss, dem später bedeutenden Ägyptologen Richard Lepsius und drei weiteren Studenten unternimmt Büchner eine Wanderung durch die Vogesen.
8. Juli
Büchner berichtet über die Vogesenwanderung und zugleich detailliert über eine Schmähdemonstration, welche die Straßburger Oppositionellen gegen einen ins Regierungslager übergewechselten Abgeordneten organisieren.
14. Juli
Edouard Reuss und dessen Freund Wulfes zu Margarete Reuss auf den Neuhof.
Büchner kommt morgens mit25. Juli
Büchner unternimmt mit ehemaligen Mitgliedern der Studentenverbindung "Eugenia" eine ganztägige Fahrt zu dem südwestlich von Straßburg an der Ill gelegenen Dorf Ostheim.
28. Juli
Edouard Reuss verbringen den Tag bei Margarethe Reuss auf dem Neuhof. Diese notiert über Büchner: "Der Abschied that uns allen leid denn es ist ein guter herzlicher Mensch."
Büchner und30. Juli
Gemeinsam mit Eugen Boeckel, August Stöber und vermutlich Wilhelm Baum besteigt Büchner noch einmal das Münster.
31. Juli
Zusammen mit den drei Freunden wandert Büchner nach Kehl und fährt von dort weiter nach Darmstadt.