24. August 1832. An August Stöber (und Adolph Stöber) in Straßburg

Darmstadt d. 24te August. 1832

Liebes Brüderpaar!

Obgleich die Adresse nur an einen von Euch lautet, so gilt sie doch Euch beiden; doch seht vorerst nach der zweiten, [den]n mein Brief ist nur die Schaale und figurirt nur als Käspapier. Habt Ihr das andre Papier gelesen, so werdet Ihr wissen, daß es sich um nichts geringeres handelt, als um die Muse der teutschen Dichtkunst; ob Ihr dabey als Accoucheurs oder als Todtengräber auftreten sollt, wird der Erfolg lehren. Ihr seyd gebeten mit Eurer poetischen Haus und Feld-Apotheke bey der Wiederbelebung des Cadavers thätige Hülfe zu leisten, am besten wäre es man suchte ihn in einem Backofen zu erwärmen, denn dieß ist noch das einzige Kunstwerk, welches das liebe Teutsche Volk zu bauen und zu genießen versteht! Doch, Spaß bey Seite! ich lege Euch die Sache ernstlich an’s Herz; wenn die Männer, welche Ihre Beihülfe versprochen haben, Wort halten, so kann etwas Tüchtiges geleistet werden, daß Ihr viel dazu beytragen könnt, weiß ich, ohne Euch schmeicheln zu wollen. Die Herausgeber kenne ich persönlich, Künzel ist Candidat der Theologie, Metz steht einer Buchhandlung vor, beyde sehr gebildete junge Leute; die Zimmermänner sind Zwillinge und studiren in Heidelberg, sie gehören zu meinen ältesten und besten Freunden, namentlich hat der eine von ihnen ausgezeichnete poetische Anlagen. Eure Antwort seyd Ihr gebeten, an mich zu adressiren, ich hoffe dabey auch einige herzliche Worte an mich zu finden; heute sind es zuerst 3 Wochen, daß ich Euch verlassen, und doch könnte ich Euch schon manche epistolas ex ponto schreiben! Ach säße ich doch wieder einmal unter Euch im Drescher. Herzliche Grüße an die edlen Eugeniden, namentlich an Boekel und Baum. Lebt wohl

Euer G Büchner


Zeittafel 24. August 1832