9.3. Burghard Dedner:
Schreibstrategien. Die  Arbeit mit Quellen.

Trotz vieler guter Ideen sei ihm noch nie ein Gedicht gelungen, soll einmal ein Freund dem avantgardistischen Lyriker Mallarmé geklagt haben. Der antwortete: »Verse macht man nicht mit Ideen, sondern mit Wörtern.« (»Ce n’est point avec des idées qu’on fait des vers, c’est avec des mots.«)

Büchner war ein politischer Agitator und gilt als Exponent realistischer Literatur. Dennoch lässt sich Mallarmés zugespitzt übertreibender Satz auch auf sein Werk anwenden. Häufig arbeitete Büchner mit markierten Wörtern, mit Wörtern also, die er nicht erfunden, sondern gefunden hatte – zum Beispiel in der Bibel, in politischen Diskursen, in literarischen Werken oder auch im Gerede des Alltags. Teils flogen ihm diese markierten Wörter zufällig beim Hören oder Lesen zu, teils auch erarbeitete er sie sich in der intensiven Lektüre historischer Quellen. In Danton’s Tod und Lenz dienten sie ihm als Ausweis dokumentarischer Genauigkeit und zur Herstellung eines Eindrucks von Authentizität. Aber sie dienten auch anderen Zwecken. In Leonce und Lena spielte er mit ihnen, in Danton’s Tod kritisierte er sie als phrasenhaft und unmenschlich, im Hessischen Landboten dienten sie ihm zur Bekräftigung seiner politischen Forderungen, im Großmuttermärchen des Woyzeck als Folie vor der Hoffnungslosigkeit, die mit Armut einhergeht.

Die Marburger Büchner Ausgabe hat auf die Ermittlung und Dokumentation dieser intertextuellen Zusammenhänge – oder anders gesagt: dieser besonderen Schreibstrategien Büchners – besonderen Wert gelegt. Im folgenden werden einige Ergebnisse an Beispielen dargestellt.[1]

Inhaltsverzeichnis

1. Inseln des Authentischen im fiktionalen Text (Lenz)
2. Seitenblick auf andere Autoren (Goethe, Thomas Mann)
3. Inseln des Authentischen (Danton’s Tod)
4. Quellenstudien am Anfang der Projektarbeiten (Danton’s Tod)
5. Quellenstudien am Anfang der Projektarbeiten (Lenz)
6. Übersetzen nach Vorlagen
7. Mörderische Phrasen, nach den Quellen gearbeitet (Danton’s Tod)
8. Politisch korrektes Sprechen, eine Burleske (Danton’s Tod)
9. Bibelsprache als politische Waffe (Der Hessische Landbote)
10. Aus Märchenzitaten ein Dokument der Trostlosigkeit (Woyzeck)

1. Inseln des Authentischen im fiktionalen Text (Lenz)

Einleitung zu LenzEnde April 1835 erhielt Büchner von seinem Freund August Stoeber einen handschriftlichen Bericht, den der Pfarrer Johann Friedrich Oberlin im Jahre 1778 verfasst hatte. Gegenstand des Berichts war der Aufenthalt des Dichters Jakob Michael Reinhold Lenz bei Oberlin. Der Bericht beginnt so (Wörter, die Büchner in seine Erzählug übernahm, sind fett markiert):

Den 20 Jan. Kam er hieher. Ich Kannte ihn nicht. Im ersten Blick sah ich ihn, den Haaren und hängenden Locken &c nach, für einen Schreinergesell an; seine freimüthige Manier aber zeigte bald daß mich die Haare betrogen hatten. – »Seyen Sie willkommen, sacht ich, ob Sie mir schon unbekannt.« Lenz Dok 1 Johann Friedrich Oberlin – »Ich bin ein Freund K...'s und bringe ein Compliment von ihm.»Der Name, wenn’s beliebt?« – »Lenz. »Ha, ha, ist er nicht gedruckt? (Ich erinnerte mich einige Dramen gelesen zu haben, die einem Herrn dieses Namens zugeschrieben werden.) Er antwortete: Ja; aber belieben Sie mich nicht darnach zu beurtheilen. &c

Jakob Michael Reinhold Lenz (Bleistiftzeichnung um 1777).

Jakob Michael Reinhold Lenz (Bleistiftzeichnung um 1777)

Büchner beginnt seine Erzählung mit dem auffälligen Satz: »Den 20. ging Lenz durch’s Gebirg.« Das entspricht der historischen Wirklichkeit. Am 20. Januar 1778 wanderte Lenz vom Rheintal ins Vogesendorf Waldersbach zu Oberlin. Büchner schildert diese Wanderung in vielen Einzelheiten, die er selbst erfunden hat. Dieser Teil der Erzählung ist also fiktional. Dann heißt es bei Büchner:

Man saß am Tische, er hinein; die blonden Locken hingen ihm um das bleiche Gesicht, es zuckte ihm in den Augen und um den Mund, seine Kleider waren zerrissen. Oberlin hieß ihn willkommen, er hielt ihn für einen Handwerker. »Seyn Sie mir willkommen, obschon Sie mir unbekannt.« – Ich bin ein Freund von ... und bringe Ihnen Grüße von ihm. »Der Name, wenn's beliebt« ... Lenz. »Ha, ha, ha, ist er nicht gedruckt? Habe ich nicht einige Dramen gelesen, die einem Herrn dieses Namens zugeschrieben werdenJa, aber belieben Sie mich nicht darnach zu beurtheilen. Lenz

Ein Einsprengsel aus einer historischen Quelle mitten im fiktionalen Text. Wahrnehmbar wird dieses Einsprengsel zunächst nur dem Literaturforscher beim Vergleich der Erzählung mit der Quelle. Andere Leser nehmen die Übernahmen nicht wahr. Anders als bei dem neueren Verfahren der Montage macht Büchner sie nicht als Fremdkörper erkennbar, sondern passt sie dem eigenen Erzählstil an. Oberlin erzählt selbstverständlich als Ich-Erzähler. Büchner dagegen erzählt im wesentlichen aus Lenz‘ Perspektive und macht Oberlin zum Gegenstand der Erzählung. Im übrigen sind die Unterschiede gering. Aus dem speziellen »Schreinergesellen«, dessen Eintreffen Oberlin tatsächlich zu dieser Zeit erwartete, machte Büchner einen »Handwerker«. Das 1835 schon gestelzt wirkende »Compliment« veränderte er zu »Grüße«; aus dem zweifachen »ha« machte er – warum auch immer – ein dreifaches.

Auf das authentische Einsprengsel folgen fiktive Passagen, in die wiederum gelegentlich authentisches Wortmaterial passend eingefügt ist.

Es gibt eine einfache Erklärung für dieses Verfahren: Büchner traute der Wirklichkeit mehr als seiner Erfindungsgabe, und er wollte soweit wie möglich den Eindruck des Authentischen bewahren. Oberlin war Augenzeuge, er war ein kompetenter Erzähler, und einen Wortwechsel konnte Büchner nicht besser darstellen als er.

2. Seitenblick auf andere Autoren (Goethe, Thomas Mann)[2]

Goethe: Die Einfügung historisch beglaubigten Materials in sonst fiktionale Zusammenhänge begegnet auch in anderen literarischen Texten der neueren Zeit. Hier ist ein Beispiel aus Goethes frühem Drama Die Geschichte Gottfriedens von Berlichingen. Goethes wichtigste Quelle für das Drama war eine Autobiographie, die  Lebens-Beschreibung Herrn Gözens von Berlichingen:

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Götz von Berlichingen (Glasmalerei 1547)

In der Lebens-Beschreibung fand Goethe folgende Anekdote über Götz' Begegnung mit dem Bischof von Bamberg. Dieser begrüßt den mit ihm verfeindeten Götz mit Handschlag, weil er in der Eile nicht erkennt, wen er vor sich hat:

Martin von Sickingen mein Schwager und ich giengen in die Herberg zum Hirsch die Steigen hinauf und mein Schwager vor mir, und wie man schier hinauf kommt auf die Steigen, da ist ein eyssernes Glenderlein, daran stunde der Bischoff von Bamberg, gab meinem Schwager Martin von Sickingen die Hand, gab mir sie auch, und wie er mir sie geben hett, so gieng ich hin zu Graf Ludwigen von Hanau, der stund zu nechst dabey, und war mir gar ein gnädiger junger Herr, und sagt zu ihm, der Bischoff hat mir die Hand geben, ich glaube, er hab mich nicht kennt […].[3]

Goethe verarbeitete diese Textstelle zweimal, zunächst in der frühen Fassung Die Geschichte Gottfriedens von Berlichingen, dann mit leichter Veränderung in der späteren Fassung Götz von Berlichingen. Hier ist die Version der frühen Fassung:

Und ich geh mit Franzen von Sickingen im Wirtshaus zum Hirsch in Haidelberg die Trepp hinauf. Eh‘ man noch ganz droben ist, ist ein Absatz und ein eisern Geländerlein, da stund der Bischoff und gab Franzen die Hand, wie er vorbeygieng, und gab sie mir auch, wie ich hintendrein kam. Ich lacht in meinem Herzen, und ging zum Landgrafen von Hanau, der mir gar ein lieber Herr war, und sagte: »Der Bischof hat mir die Hand geben, ich wett, er hat mich nicht gekannt[4]

Als der Bischof diese Vermutung bejaht, sagt Götz zu ihm: »Herre, ich merkt's wohl, daß ihr mich nicht kanntet, und hiermit habt ihr eure Hand wieder.«

Als Goethe seinen Text schrieb, hatte er Götz‘ Autobiographie offenbar direkt oder als Exzerpt auf seinem Schreibtisch liegen. Er veränderte den Namen des Begleiters, setzte »Wirtshaus« für »Herberg«, »Trepp« für »Steigen«, »wett« für »glaube«, ließ aber den Erzählduktus selbst unverändert. Wie andere Stürmer und Dränger war er der Meinung, dass die zeitgenössischen Autoren schlechte Erzähler seien. Aufgrund ihrer Schulbildung hätten sie die Freude am sinnlich fassbaren Detail und den Mut zur Umständlichkeit eingebüßt. Götz war in diesem Verständnis ein besserer Erzähler als Goethe.

Thomas Mann: Eine ähnliche Insel des Authentischen in der Literatur des frühen 20. Jahrhunderts ist die Anleihe an den Artikel »Typhus« aus Mayers Konservationslexikon in Thomas Manns Roman Buddenbrooks. Im Lexikon heißt es:

Auf der Haut des Bauches und der Brust findet man jetzt auch vereinzelte rote, linsengroße Flecken (roseolae), welche sich durch Fingerdruck entfernen lassen, sobald aber wieder zurückkehren. Die Körpertemperatur erreicht in den ersten acht Tagen 40° und ist am Abend immer etwas höher als am nächstfolgenden Morgen. Die Pulsfrequenz 90–100 Schläge in der Minute.
In der zweiten Woche des T. hören die Kranken über auf, über Kopfschmerz und Gliederschmerzen zu klagen; der Schwindel aber wird heftiger, zu dem Ohrenbrausen gesellt sich Schwerhörigkeit. Der Gesichtsausdruck des Kranken wird stupider, seine Teilnahmslosigkeit immer größer.[5]

In Thomas Manns Roman heißt es:

Auf der Haut der Brust und des Bauches werden nun einzelne linsengroße, rote Flecken sichtbar, die durch den Druck eines Fingers entfernt werden können, aber sofort zurückkehren. Der Puls rast; er hat bis zu hundert Schläge in einer Minute. So vergeht, bei einer Körpertemperatur von vierzig Grad, die erste Woche.
In der zweiten Woche ist der Mensch von Kopf- und Gliederschmerzen befreit; dafür aber ist der Schwindel bedeutend heftiger geworden, und in den Ohren ist ein solches Sausen und Brausen, daß es geradezu Schwerhörigkeit hervorruft. Der Ausdruck des Gesichtes wird dumm. Der Mund fängt an, offen zu stehen, die Augen sind verschleiert und ohne Teilnahme.[6]

Die Abhängigkeit des einen Textes vom andern ist eindeutig und dieser Eindruck wird durch einzelne geringfügige Veränderungen eher noch verstärkt. Hierzu gehören vor allem die Umstellung von Sätzen oder Gliedern einer Aufzählung (Bauch/Brust) und die Variation semantisch gleicher Wörter (stupider/dumm; in der Minute/in einer Minute). Thomas Mann beginnt sein Kapitel über die tödliche Erkrankung des Hanno Buddenbrook mit dem für den Leser unvermittelten Satz: »Mit dem Typhus ist es folgendermaßen bestellt«, und der dann folgende durchweg sachliche Bericht entspricht diesem Anfang.

3. Inseln des Authentischen (Danton’s Tod)

Mit dem Vertrauen auf die Macht des Authentischen lassen sich auch viele Übereinstimmungen zwischen den Quellen und dem Text von Büchners Drama Danton’s Tod erklären. Wie in der Lenz-Erzählung so behandelte Büchner auch in dem Drama einen historischen Vorfall, den Prozess gegen den französischen Revolutionär Georges Danton und seine politischen Freunde vom 31. März bis 5. April 1794. In beiden Fällen ging der Niederschrift des Dramas ein intensives Quellenstudium voraus. Einleitung zu Danton’s Tod Allerdings war der Strom der verfügbaren Quellen zum Dantonisten-Prozess vom März/April 1794 ungleich größer als der zur Erkrankung des Dichters Lenz. Außerdem waren die historischen Quellen allgemein zugänglich und durch historische Darstellungen weitgehend bekannt. Als Karl Gutzkow LZ 4570 Karl Gutzkow 1837 Teile des Dramas gleich nach Erhalt des Manuskripts seinen Bekannten vorlas, reagierten einige »mit der Bemerkung, dies oder das stände im Thier«, also in der Standarddarstellung zur Französischen Revolution[7], die auch Büchner als Quelle diente.

Dantons Gegenspieler Robespierre hält in dem Stück zwei öffentliche Reden vor dem »Jacobinerclubb« und dem Konvent, Danton selbst hält eine Verteidigungsrede vor Gericht. Der Wortlaut dieser Reden war in Protokollen festgehalten und in späteren Publikationen überliefert. Büchner kannte den Wortlaut teils im französischen Original (unter anderem aus Thiers), teils in deutscher Übersetzung LZ 3440 Wilhelm Büchner Dezember 1878 aus Johann Konrad Friederichs Geschichtskompilation Unsere Zeit, aus der im Büchnerschen Familienkreis vorgelesen wurde.

Die Marburger Büchner Ausgabe hat die Übereinstimmungen zwischen Dramentext und Quelle minutiös recherchiert und durch entsprechende Markierungen sowohl im Dramentext als auch in der Quelle kenntlich gemacht.

Hier ist ein Beispiel von vielen aus einer Rede des Danton-Freundes Lacroix. Im Unterschied zu den meisten Übernahmen ist diese nicht authentisch überliefert, sondern wurde vermutlich durch den Historiker Lacretelle erfunden.[8] Büchner fand sie in deutscher Übersetzung in Unsere Zeit.[9] Dort heißt es:

»Du wirfst Dich durch Dein Zögern in’s Verderben,« sagte Lacroix zu ihm. »Du reißest alle Deine Freunde mit in’s Unglück; benachrichtige die Feiglinge, daß es Zeit ist, daß sie sich um Dich versammeln. Fordere sowohl die vom Thal als die vom Berge auf. Schreie über die Tyrannei der Decemvirn, rufe Brutus an, spreche von Dolchen, dann wirst Du die Tribune erschrecken, und selbst die um Dich sammeln, die man als Mitschuldige Heberts bedroht. Danton darf nicht bei halben Maßregeln stehen bleiben, er muß sich seinem Zorn überlassen, den Camille so passend mit den Ueberschwemmungen des Nils verglichen hat. Laßt uns wenigstens nicht, entwaffnet und erniedrigt wie der schändliche Hebert sterben.«

Bei Büchner (II/7) wird daraus: Danton’s Tod

Lacroix. Du stürzest dich durch dein Zögern in’s Verderben, du reißest alle deine Freunde mit dir. Benachrichtige die Feiglinge, daß es Zeit ist sich um dich zu versammlen, fordere sowohl die vom Thale als die vom Berge auf. Schreie über die Tyrannei der Decemvirn, sprich von Dolchen, rufe Brutus an, dann wirst du die Tribünen erschrecken und selbst die um dich sammeln, die man als Mitschuldige Heberts bedroht. Du mußt dich deinem Zorn überlassen. Laßt uns wenigstens nicht entwaffnet und erniedrigt wie der schändliche Hebert sterben.

Bemerkenswert ist hier unter anderem die Sicherheit, mit der Büchner eine fehlerhafte Übersetzung in Unsere Zeit richtig stellte, ohne das Original zu kennen. Bei Lacretelle sagt Lacroix: »tu ébranleras les tribunes« (»Du wirst die Tribünen erschüttern«). Gemeint waren die sansculottischen Zuschauer auf den Emporen oder Tribünen des Konventssaales.

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»Salle des manèges», Tagungsort des Nationalkonvents 1792 und 1793

Unsere Zeit macht aus »les tribunes« »die Tribune«, eine der möglichen Pluralformen von »der Tribun«. Das würde heißen, dass Danton nicht die Zuschauer, sondern die Regierungsvertreter erschrecken soll. Nach kurzem Zögern entschied sich Büchner für die Schreibung »die Tribünen«, die dem Original entspricht.

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Danton's Tod p. 58 (Handschrift im Goethe- und Schiller-Archiv, Weimar)

4. Quellenstudien am Anfang der Projektarbeit (Danton’s Tod)

Georgs Bruder Wilhelm Büchner LZ 3440 Wilhelm Büchner Dezember 1878erinnerte sich später, in der Familie sei abends »vielfach« aus dem historischen Kompendium Unsere Zeit »vorgelesen« worden und es sei »wohl möglich, dass […] die Wirkung dieser Lectüre von besonderm Einfluss insbesondere auf Georg war und ist wohl diese Lectüre der Entstehungsmoment von Danton’s Tod.« Tatsächlich lassen sich Spuren dieser Lektüre schon in einer von Büchners selbständigen Schülerschriften nachweisen (vgl. MBA I.2, S. 302). Das aus vielen kleinen Oktavbändchen bestehende Kompendium Unsere Zeit ist tatsächlich die Quelle, die Büchner bei der Arbeit an Danton’s Tod am ausgiebigsten genutzt hat.

 Unsere Zeit oder geschichtliche Übersicht der merkwürdigsten Ereignisse von 1789-1830 (Titelblatt)

 Nach Mitte Januar 1834 schrieb Büchner an Wilhelmine Jaeglé: »Ich studirte die Geschichte der Revolution.«Nach Mitte Januar 1834. An Wilhelmine Jaeglé in Straßburg Vermutlich las er zu dieser Zeit sehr intensiv die schon genannte Revolutionsdarstellung von Louis Adolphe Thiers, darunter auch den Band 6, der unter anderem den Dantonisten-Prozess behandelt. LZ 3420 Anna Jaspers 1921 Er lieh diesen Band – möglicherweise auch weitere Bände von Thiers – vom 1. bis 5. Oktober in der Darmstädter Hofbibliothek aus (vgl. MBA III.2, S. 216–218). Für die folgenden Monate bis zum 12. Januar 1835 ist auch die Ausleihe von weiteren Quellenmaterialien nachgewiesen.

Die Arbeiten an Danton’s Tod können wir uns aufgrund dieser Informationen so vorstellen.[10] Büchner fertigte bei der Lektüre Quellenexzerpte an. Vermutlich auf der Grundlage der primären Strukturquelle (Thiers) notierte er Szenenkerne, die er mit Informationen aus der sekundären Strukturquelle Unsere Zeit anreicherte.

Einer Reihe nachweisbarer Zusatzquellen entnahm Büchner weiteres Material. Gelegentlich führte die Aufnahme neuen Quellenmaterials zu Inkonsequenzen im Manuskript. So hat Büchner die Dialogpartien der Nebenpersonen Amar und Vouland, die in den Szenen III/8 und III/9 auftreten, wohl einer späten Zusatzquelle entnommen, dabei aber versäumt, diese Personen noch ins Personenverzeichnis aufzunehmen.[11]

8.2. Burghard Dedner: Offene Fragen zur Druckgeschichte von Danton's TodIn der Schlussphase der Arbeit ist Büchner dann anscheinend auch den umgekehrten Weg gegangen und hat Begriffe und Sätze aus den Quellen durch Textteile eigener Erfindung ersetzt.

5. Quellenstudien am Anfang der Projektarbeiten (Lenz)

Mit dem Stoff der Lenz-Erzählung, der Erkrankung des Sturm und Drang-Dichters Jakob Michael Reinhold Lenz im Jahre 1778 bei dem bekannten elsässischen Pfarrer Johann Friedrich Oberlin, kam Büchner bei seinem ersten Straßburg-Aufenthalt 1831–33 in Berührung. Daniel Ehrenfried Stoeber, der Vater von Büchners Freund August Stöber, hatte eine Oberlin-Biographie[12] verfasst und bei den Arbeiten dazu einen Bericht Oberlins Lenz Dok 1 Johann Friedrich Oberlin über Lenz‘ Aufenthalt bei ihm im Januar/Februar 1778 gefunden. Sein Sohn August veröffentlichte einen Ausschnitt daraus zusammen mit anderen Archivalien in der Zeitung Morgenblatt für gebildete Stände.[13] Zu Beginn seines zweiten Aufenthalts in StraßburgEinleitung zu Lenz , im Frühjahr 1835, suchte Büchner nach einem Stoff für ein zweites literarisches Werk und ließ sich von August Stoeber den Bericht Oberlins sowie weitere Materialien zu Lenz geben. Er las außerdem Ehrenfried Stoebers Oberlin-Biographie, Lenz Dok 3 Goethe, Dichtung und Wahrheit Goethes Äußerungen zu Lenz in Dichtung und Wahrheit und weitere Quellen (vgl. den Abdruck in MBA V, S. 243–368). Die bei weitem wichtigste war Oberlins Bericht.

In der uns vorliegenden Erzählung finden sich zunächst verstreut einige der schon besprochenen »Inseln des Authentischen« im sonst fiktionalen Text. Das ändert sich im letzten Drittel des Textes. Er enthält zwei Einsprengsel, die weitgehend quellenunabhängig sind: einen kurzen zusammenfassenden Bericht über Lenz‘ Zustand und eine Schlusspassage über Lenz‘ Abtransport nach Straßburg. Lässt man diese zwei Teile außer Acht, so stimmt das letzte Drittel des Textes zu etwa 80% wörtlich mit Oberlins Bericht überein.

Lenz Dok 1 Johann Friedrich Oberlin So lautet ein Ausschnitt aus Oberlins Bericht, der dem letzten Abschnitt entspricht:

Hr. E...... hatte mir zu Emmendingen einige in Papier gepackte Gerten, nebst einem Brief für ihn mit gegeben. Eins Mals Kam er zu mir; auf der linken Schulter hatte er ein Stück Pelz, so ich, wenn ich mich der Kälte lange aussetzen muß, auf den Leib zu legen gewohnt bin – in der Hand hielt er die noch eingepackten Gerten; er gab mir sie, mit Begehren, ich sollte ihn damit herumschlagen. Ich nahm die Gerten aus seiner Hand, drückte ihm einige Küsse auf den Mund und sagte: dies wären die Streiche, die ich ihm zu geben hätte, er möchte ruhig seyn, seine Sachen mit Gott allein ausmachen; alle mögliche Schläge würden kein einzige seiner Sünden tilgen, dafür hätte Jesus gesorget, zu dem möchte er sich doch wenden. Er gieng.

Und dies ist der entsprechende Ausschnitt aus Büchners Erzählung: Lenz

Den Nachmittag kam er wieder, auf der linken Schulter hatte er ein Stück Pelz und in der Hand ein Bündel Gerten, die man Oberlin nebst einem Briefe für Lenz mitgegeben hatte. Er reichte Oberlin die Gerten mit dem Begehren, er sollte ihn damit schlagen. Oberlin nahm die Gerten aus seiner Hand, drückte ihm einige Küsse auf den Mund und sagte: dies wären die Streiche, die er ihm zu geben hätte, er möchte ruhig seyn, seine Sache mit Gott allein ausmachen, alle möglichen Schläge würden keine einzige seiner Sünden tilgen; dafür hätte Jesus gesorgt, zu dem möchte er sich wenden. Er ging.

In diesem Teil der Erzählung befinden sich also nicht Inseln des Authentischen in einem sonst fiktionalen Text, sondern es ist umgekehrt. Oberlins authentischer Text ist erweitert durch Inseln des Fiktionalen.

Wie wir diese außerordentliche Quellennähe erklären sollen, ist nicht ganz klar. Jedoch dürfte die Tatsache, dass Büchner die Erzählung vor ihrer Vollendung abbrach, den Schlüssel geben.

Der Büchner-Herausgeber Fritz Bergemann[14] sah die Ursache für die Quellennnähe im Erlahmen von Büchners Interesse an der Erzählung. Er schrieb, dass »die Erzählung sich immer mehr in einen den Oberlinschen Bericht referierenden Ton verliert, ja zuweilen sogar diese Quelle geradezu ausschreibt.«

Die Marburger Büchner Ausgabe weist dagegen darauf hin, dass sich in Büchners Nachlass nicht eine durchgängige Lenz-Erzählung fand. Vielmehr nannte der erste Herausgeber des Textes, Karl Gutzkow, das, was ihm vorgelegt wurde, die »Bruchstücke des L e n z«.[15] Aus ihnen setzte Gutzkow den uns vorliegenden Lenz-Text zusammen. Wir vermuten deshalb, dass Büchner sich seinem Stoff exzerpierend annäherte, wobei er in einer ersten Arbeitsphase den Quellentext zunächst nur umschrieb. Aus dem Ich-Erzähler Oberlin machte er dabei eine Person, über die erzählt wird, direkte Rede verwandelte er zum Teil in indirekte, unwichtige Einzelheiten ließ er weg. So entstand der nahezu quellenidentische Text, aus dem eben ein Abschnitt wiedergegeben wurde.

Erst auf einer späteren Arbeitsstufe entstand das, was wir als ersten Teil der Erzählung kennen. Büchner erzählte jetzt die Handlung fast durchweg aus einer personalen Erzählperspektive. Er ist vermutlich sogar der Erfinder dieser Erzähltechnik. Es ist unwahrscheinlich, dass er danach noch einmal auf die konventionelle Technik der auktorialen Erzählweise zurückgefallen wäre (Vgl. MBA V, S. 145–161).

6. Übersetzen nach Vorlagen

Hugo-Übersetzungen: Büchner verdiente sich nach seiner Flucht nach Frankreich im März 1835 etwas Geld, indem er zwei Dramen des französischen Schriftstellers Victor Hugo für einen deutschen Verlag übersetzte. Beide Dramen waren schon zuvor mehrfach ins Deutsche übersetzt worden. Wir vermuten, dass Büchner bei seiner Arbeit neben dem französischen Original auch eine der deutschen Übersetzungen zu Rate zog (vgl. MBA IV, S. 316–324).

Philosophische Schriften: Genauer lässt sich dieses – übrigens übliche – Verfahren einer Übersetzung mit einem Hilfstext in Büchners philosophischen Schriften nachvollziehen. Büchner begann die Vorarbeiten zu einer geplanten Dissertation über Spinoza mit einer Übersetzung von Spinozas Ethik. Er übersetzte zunächst ohne äußere Hilfe. Danach verglich er seine Lösung mit der schon vorliegenden Übersetzung des Philosophiehistorikers Wilhelm Tennemann. Wenn nötig korrigiert er sich. Hier ist ein Beispiel.

Spinoza hatte geschrieben:

Attributum enim est id quod intellectus de substantia percipit tamquam eius essentiam constituens [...]

Büchner schrieb auf der ersten Stufe seiner Übersetzung:

Ein Attribut ist das, was der Verstand an der Substanz als zu ihrem Wesen gehörig bemerk unterscheidet [...]

Dann konsultierte er Tennemann und las dort:

Ein Attribut ist das, was der Verstand an der Substanz als ihr Wesen ausmachend erkennt [...]

Büchner fand Tennemanns Übersetzung besser als die eigene und korrigierte den Text. Wir lesen nun:

Ein Attribut ist das, was der Verstand an der Substanz als zu ihrem Wesen
ausmachend erkennt
gehörig bemerk unterscheidet [...]

An anderen Stellen ging Büchner den umgekehrten Weg. Auf seinem Schreibtisch lag neben Spinozas Text auch die deutsche Übersetzung und Büchner folgte im ganzen der Übersetzung, die er aber gelegentlich mit Blick auf das Original verbesserte. So steht bei Spinoza zum Beispiel die Wendung »depositis [...] affectionibus«. Tennemann übersetzt dies als »mit Weglassung ihrer Affectionen«. Büchner schreibt »mit Weglassun ohne ihre Affectionen«. Er vereinfachte also – noch während er den Satz schrieb – Tennemanns zwar getreue, aber umständliche Übersetzung.

Danton's Tod: Nach demselben Muster verfuhr Büchner auch beim Schreiben von Danton's Tod. Gelegentlich fand Büchner in Unsere Zeit dasselbe in deutscher Übersetzung, was Thiers im Originaltext, also auf Französisch, präsentierte. Für seinen eigenen Text zog Büchner dann die Übersetzung in Unsere Zeit zu Rate, wich aber nötigenfalls von ihr ab. Hier ist ein Beispiel aus einer Rede Robespierres gleich nach der Verhaftung der Dantonisten. Die Abgeordneten sollen der Verhaftung zustimmen. Einige von ihnen wollen ihre angeklagten Kollegen zunächst anhören. Sie sind besorgt, dass künftig kein Abgeordneter mehr vor dem Zugriff der Regierung sicher sei. Robespierre antwortet ihnen.

Bei Thiers[16] (vgl. MBA III.3, S. 67) lautet die uns interessierende Stelle:

[…] On affecte des craintes; mais, je le dis, quiconque tremble en ce moment est coupable, car jamais l’innocence ne redoute la surveillance publique.
Ici nouveaux applaudissemens de ces mêmes lâches qui tremblent, et veulent prouver qu’ils n’ont pas peur. »Et moi aussi, ajoute Robespierre, on a voulu m’inspirer des terreurs. On a voulu me faire croire qu’en approchant de Danton, le danger pouvait arriver jusqu’à moi.

Unsere Zeit gibt die entsprechende Stelle so wieder (Bd. 12, S. 97 f., zitiert nach MBA III.3, S. 222):

[…] Ich behaupte, wer in diesem Augenblicke zittert, ist für schuldig zu halten; denn nie fürchtet die Unschuld die öffentliche Aufsicht. Eine besondere Pflicht bewegt mich, die Reinheit der Grundsätze gegen die Bemühungen der Cabale zu vertheidigen. Man hat auch mir Schrecken einflößen wollen. Man gab mir zu verstehen, daß, indem ich mich an Danton wagte, die Gefahr auch mich ergreifen könnte; […]

Thiers und der Kompilator von Unsere Zeit folgen vermutlich derselben Quelle.[17] Unsere Zeit ist recht quellengetreu, Thiers kürzt und verändert. Büchner folgt Thiers, jedoch mit einem Seitenblick auf das Übersetzungsangebot in Unsere Zeit. Er schreibt: Danton’s Tod

Man stellt sich, als zittre man. Aber ich sage Euch, wer in dießem Augenblicke zittert ist schuldig, denn nie zittert die Unschuld vor der öffentlichen Wachsamkeit.
(allgemeiner Beyfall.)
Man hat auch mich schrecken wollen, man gab mir zu verstehen, daß die Gefahr, indem sie sich Danton nähere, auch bis zu mir dringen könne.

In einem Fall wie »man gab mir zu verstehen« für »On a voulu me faire croire« (= »Man wollte mich glauben machen«) folgt Büchner Unsere Zeit. In anderen Fällen wie »Aufsicht« für »surveillance« findet er mit »Wachsamkeit« eine andere Lösung. Im ersten Satz entscheidet er sich für eine eindringliche dreimalige Wiederholung des Wortes »zittert«, wo der Rhetor Robespierre drei unterschiedliche Wörter (»crainte«, »tremble«, »redoute«) verwendet. Auffällig ist auch das lutherisch klingende »Aber ich sage Euch«, wo Robespierre ein einfaches »je le dis« (»Ich sage es«) gewählt hatte, was Unsere Zeit ungeschickt mit »ich behaupte« übersetzt. Rhetorisch gesehen wirkt Büchners Robespierre geschliffener als das Original.

Aufschlussreich ist schließlich der Satz »Man hat auch mich schrecken wollen«. Büchner hatte zunächst geschrieben: »Man hat auch mir Schrecken einflö«. Er wollte also der Übersetzung in Unsere Zeit folgen. Dann fand er eine einfachere Lösung.

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7. Mörderische Phrasen, nach den Quellen dokumentiert (Danton’s Tod)

Das dokumentarische Theater »kann die Form eines Tribunals annehmen«, schreibt Peter Weiss in seinen »Notizen zum dokumentarischen Theater« (1968). Im Tribunal oder vor Gericht kann ein Ankläger frühere Reden von Angeklagten wörtlich zitieren, um ihre Schuld nachzuweisen. Im dokumentarischen Theater kann das Zitat dasselbe bewirken. Der anklagende Dramatiker lässt eine dramatische Personen so sprechen, dass die Schuld der zugrundeliegenden historischen Person offenbar wird.

Logik des Stalinismus: Diese anklagende Art des Zitierens lässt sich an dem eben diskutierten Beispiel gut zeigen. Robespierre, so wurde schon gesagt, forderte am 31. März 1794 von den vor ihm sitzenden Konventsabgeordneten, die Immunität der dantonistischen Abgeordneten aufzuheben, das heißt: ihrer alsbaldigen Hinrichtung zuzustimmen. Er wusste, dass etliche Abgeordnete zögerten, weil sie befürchten, sie könnten als nächste auf der Liste der Todeskandidaten stehen. Er sagt bei Büchner, der hier der historischen Überlieferung folgt:

Man stellt sich, als zittre man. Aber ich sage Euch, wer in dießem Augenblicke zittert ist schuldig, denn nie zittert die Unschuld vor der öffentlichen Wachsamkeit.

Robespierres Logik ist eindeutig. Das Revolutionsgericht kann satzungsgemäß Angeklagte nur freisprechen oder zum Tode verurteilen. Deshalb zittert jeder, der sich schuldig weiß, vor diesem Tribunal. Zittern ist also ein Anzeichen von Schuld. Vielleicht zittern manche auch, weil sie zwar unschuldig sind, aber an der Gerechtigkeit der Urteilssprüche zweifeln. Aber das Tribunal ist demokratisch legitimiert; es wurde mit Zustimmung der Abgeordneten eingesetzt. Also macht sich jeder, der an ihm zweifelt, schuldig, denn er zweifelt an der Republik. Demnach gilt: wer zittert, ist schuldig. Das ist die Logik des Stalinismus.

In diesem Falle bleibt die kritische Analyse der politischen Sprache dem Zuschauer überlassen. An anderen Stellen tragen die Dramenpersonen selbst die Kritik vor.

Phrasen der Jakobiner: In der Szene III/3 zeigt sich der neue Häftling Lacroix erschrocken angesichts der ihn umgebenden, dahinvegetierenden Gefangenen. Der Schriftsteller Mercier, ein Mitgefangener, erklärt ihm dieses Elend mit folgenden häufig zitierten Worten: Danton’s Tod

Nicht wahr, Lacroix? Die Gleichheit schwingt ihre Sichel über allen Häuptern, die Lava der Revolution fließt, die Guillotine republicanisirt! Da klatschen die Gallerien und die Römer reiben sich die Hände, aber sie hören nicht, daß jedes dießer Worte das Röcheln eines Opfers ist. Geht einmal Euren Phrasen nach, bis zu dem Punkt wo sie verkörpert werden.
Blickt um Euch, das Alles habt Ihr gesprochen, es ist eine mimische Uebersetzung Eurer Worte. Dieße Elenden, ihre Henker und die Guillotine sind Eure lebendig gewordnen Reden.

In den hervorgehobenen Sätzen zitiert Mercier die Phrasen, mit denen die jakobinischen Propagandisten revolutionäre Gewalthandlungen beschönigend umschrieben hatten. Ich weise die Herkunft dieser Phrasen kurz nach und bemerke übrigens der historischen Gerechtigkeit zuliebe, dass einige dieser Phrasen bisher nur in der deutschen Überlieferung zu finden waren.

Die Gleichheit schwingt ihre Sichel über allen Häuptern: Robespierre soll nach den Massakern vom September 1792 gesagt haben: »Wir wollen noch einmal über Paris die Sichel der Gleichheit schwingen.«[18] Büchner kannte die Überlieferung aus Unsere Zeit (Bd. 6, 1827, S. 424; vgl. MBA III,3, S. 139).
die Lava der Revolution fließt: Die Rede von den »laves da la révolution« ist in der französischen Tradition häufiger nachweisbar. Besonders begeistert über das »Fließen« der Lava zeigt sich der deutsche Jakobiner Georg Forster in einem Brief vom 24. Oktober 1793 aus Paris: »Wir haben die Vendeer ausgerottet, und so werden wir ausrotten, was sich widersetzt. Die Lava der Revolution fließt majestätisch und schont nichts mehr« (vgl. MBA III.4, S. 179). Forsters Äußerung wurde 1829 unter anderem in dem vielgelesenen Literaturblatt zum Morgenblatt für gebildete Stände (1. Dezember 1829, S. 384) zitiert. Büchner könnte ihn daher gekannt haben. Der Schriftsteller Wolfgang Menzel hatte zu den Sätzen angemerkt, man könne an ihnen ablesen, »daß der Augenblick den Menschen despotisch beherrscht und daß Menschen, die in einem politischen Drama mitspielen«, völlig anders darauf reagieren als spätere oder fernere Betrachter.
die Guillotine republicanisirt: Der Satz »Die Guillotine republikanisirt ohne Unterlaß« wurde angeblich im Zusammenhang des Krieges der Pariser Revolutionsregierung gegen die abtrünnige Vendée gebraucht und von dem Publizisten Friedrich Buchholz kritisch zitiert.[19]

Der österreichische Schriftsteller Karl Kraus griff 1918 Büchners Rede von der Verkörperung der Phrasen im »Röcheln der Opfer« auf, um die Unmenschlichkeit der Propagandisten des Weltkrieges bloßzustellen:

Das rechnet mit Offensiven ohne Gesicht und Gehör für die Ungezählten, die daran blind und taub werden.[20]

»Phrasen für die Nachwelt«: Auf andere Art ist auch Danton ein Gegenstand von Büchners Phrasenkritik.

Als Danton im Gefängnis Luxembourg eintraf, äußerte er einige Sätze, die von den Historikern als bemerkenswert überliefert wurden. Dazu gehört:

Quand les hommes font des sottises, […] il faut savoir en rire (= Wenn Leute Dummheiten machen, muss man darüber lachen können)

Büchner macht daraus: Danton’s Tod

Nun gut, man muß lachend zu Bett gehen.

Danton lässt weitere Heiterkeiten folgen, auf die Camille schließlich mit dem Satz reagiert:

Gieb dir nur keine Mühe. Du magst die Zunge noch so weit zum Hals heraushängen, du kannst dir damit doch nicht den Todesschweiß von der Stirne lecken. O Lucile! das ist ein großer Jammer.

Dasselbe ereignet sich in der letzten Gefängnisszene (IV/5).Danton’s Tod Ein Mithäftling, der Schriftsteller Riouffe, hat später in seinen Denkwürdigkeiten berichtet, dass Danton vor der Hinrichtung eine Zelle mit einem anderen Gefangenen geteilt und »unaufhörlich« gesprochen habe, nicht um von dem Mitgefangenen, sondern um »von uns gehört zu werden« (zit. nach MBA III.3, S. 268). Riouffe hat eine Reihe von Dantons Kraftsprüchen überliefert. Büchner griff einige davon auf und stellte auch die von Riouffe geschilderte Situation nach: Danton sitzt laut Regieanweisung »an einem Fenster, was in das nächste Zimmer geht«. Er beschließt seine Verlautbarungen mit dem Satz:

Wenn einmal die Geschichte ihre Grüfte öffnet kann der Despotismus noch immer an dem Duft unsrer Leichen ersticken.

Der Mitgefangene Hérault kommentiert:

Wir stanken bey Lebzeiten schon hinlänglich.
Das sind Phrasen für die Nachwelt nicht wahr Danton, uns gehn sie eigentlich nichts an, du sitzest nicht umsonst am Fenster. Danton’s Tod

Der letzte Teilsatz wurde von Büchner nachträglich getilgt, aber der Sinn bleibt dennoch erhalten. Dantons Phrasen sind ein verbaler Körpergeruch, und es ist dieser Gestank, der Danton nötigt, am offenen Fenster zu sitzen.

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Danton's Tod p. 85 (Ausschnitt), Handschrift im Goethe- und Schiller-Archiv

8. Politisch korrektes Sprechen, eine Burleske (Danton’s Tod)

Die hohe Kunst des Spiels mit fremden Wörtern demonstrierte Büchner vor allem an einem gewissen Simon, einer Nebenfigur in Danton’s Tod. Der will zum Beispiel in Danton’s Tod (II/6) die Uhrzeit wissen und fragt: »Wie weit ist’s in der Nacht?« Die Umstehenden antworten: »Was in der Nacht?« Er versucht es mit: »Wie weit ist die Nacht?« Sie antworten: »So weit als zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang.« Danton’s Tod

Ein Unterschichtler vergreift sich in den sprachlichen Mitteln: so funktioniert im Drama die Rüpelkomik, in der Shakespeare ein Meister war. Und ein sprachlicher Missgriff waren auch schon die Sätze, mit denen Simon in einer früheren Szene seine Gattin, eine einfache Frau aus dem Volk, zu besänftigen sucht: Danton’s Tod

Schlug ich dich? Das war nicht meine Hand, war nicht mein Arm, mein Wahnsinn that es. / Sein Wahnsinn ist des armen Hamlet Feind / Hamlet that’s nicht, Hamlet verläugnet’s.

Simon zitiert hier kaum verändert Verse aus dem 5. Akt von Shakespeares Hamlet-Tragödie. Ist das nur Rüpelkomik? Warum dann Hamlet, und warum so genau? Wer ist dieser Simon überhaupt? Laut Personenverzeichnis verdient er sein Geld als Souffleur. Vielleicht spielt seine Truppe also gerade Hamlet, und er spricht, was er souffliert. Eine Textsuche, die uns Simons Fragen nach der Uhrzeit erklären soll, bestätigt diese Vermutung. In Schillers Räubern und Wilhelm Tell fragen Franz Moor bzw. Melchthal ebenfalls: »Wie weit ist’s in der Nacht«. Und Macbeth (III. Akt, 5. Szene) will wissen: »Wie weit ist die Nacht?« (Vgl. MBA III.4, S. 142)

Weitere Suchläufe bestätigen, dass Simon unter einer ungewöhnlichen déformation professionelle leidet. Die hat alle eigenen Wörter in seinem Gehirn ausradiert und durch jene Phrasen aus Dramen ersetzt, die er allabendlich souffliert. So unterbricht er mit seinen gestelzten, für den Eingeweihten als Dramensprache markierten Wörtern die sonst meist alltagssprachlichen Dialoge von Danton’s Tod.

Der Dichter, der dieses möglicherweise einzigartige Kabinettsstück in der Geschichte der Dramendialoge erfand, verfügte offenbar über ein stupendes Wortgedächtnis und zugleich über einen untrüglichen Sinn für den heiklen Punkt, wo der gehobene Stil der Bühnensprache ins Komische umkippt. Und er muss solche Wortspiele ungemein geliebt haben, denn er erfand sie im Angesicht von »Policeydienern«, die jederzeit bereit standen, ihn zu verhaften. Sie waren, wie er an Gutzkow schrieb, seine »Musen«. LZ 4570 Karl Gutzkow 1837 Eine tragende Funktion im Drama hat dieses Spiel nicht, denn für die dramatische Wirkung reicht es, wenn wir es unter dem Etikett »Rüpelkomik« wahrnehmen. Auch hatte bis vor kurzem noch niemand Büchners Raffinesse und den Mehrwert von Simons Kommunikationsschwäche bemerkt.

Unübersehbar ist dieser Mehrwert an Bedeutung dagegen in folgenden Dialogen einer Pariser Straßenszene (Danton’s Tod III/2). Die Sequenz beginnt so: Danton’s Tod

Ein Bürger. Meine gute Jaqueline, ich wollte sagen Corn, wollt’ ich Cor
Simon. Cornelia, Bürger, Cornelia.
Bürger. Meine gute Cornelia hat mich mit einem Knäblein erfreut.
Simon. Hat der Republik einen Sohn geboren.

Das Soufflierbuch, aus dem Simon jetzt souffliert, enthält die als politisch korrekt ausgewiesenen Wörter der jakobinischen Republik. Deren Bürger – so wusste Büchner unter anderem aus Unsere Zeit – tauschten ihre alten Namen gegen Römernamen aus. So wurde aus Jacqueline eine Cornelia. Leider will dem Gatten der neue Römername noch nicht über die Zunge. Auch bei der rechten Art, die Geburt eines Sohnes zu annoncieren, hapert es noch. Simon muss ihm beides soufflieren.

Den Bürger lässt die politisch korrekte Form der Geburtsannonce an Promiskuität denken. Er wirft ein:

Der Republik, das lautet zu allgemein, man könnte sagen

Aber Simon belehrt ihn: »Das ist’s gerade, das Einzelne muß sich dem Allgemeinen«, und der Bürger stimmt zu: »Ach ja, das sagt meine Frau auch.«

Nach dieser Anwendung des jakobinischen Sozialismus auf das eheliche Sexualverhalten kommen die beiden zur Namenswahl. Die Republikaner – so wusste Büchner aus derselben Quelle – benannten ihre Kinder nach den großen Männern der Revolution. Auch bemühten sie sich um eine neue republikanische Ikonographie und dekretierten etwa: »Die Pike und die Freiheitsmütze, die Pflugschaar und die Garbe müssen fortan die Verzierungen der Republik ausmachen« (Unsere Zeit Bd. 10, S. 209; zitiert nach MBA III.3, S. 167).

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Mit Piken bewaffnete Sansculotten bekleiden Ludwig XVI. mit der »Freiheitsmütze«.

Aufgrund dieser Information gab Büchner der Szene folgenden Fortgang:

Bürger. Ach mit den Namen, da komm ich gar nicht in’s Reine.
Simon. Tauf’ ihn: Pike, Marat.
[]
Bürger. Ich hätte gern drei, es ist doch was mit der Zahl drei, und dann was Nützliches und was Rechtliches, jezt hab’ ich’s: Pflug, Robespierre. Und dann das dritte?
Simon. Pike.
Bürger. Ich dank Euch, Nachbar. Pike, Pflug, Robespierre, das sind hübsche Namen, das macht sich schön.

In dieser Sequenz ist kein Wort verschenkt. Indem der Bürger es »mit der Zahl drei« hat und »was Nützliches und was Rechtliches« will, benutzt er wieder markierte Wörter, diesmal aus dem Wörterbuch des deutschen Philisters. In ihm ist der Zauber der triadischen Reihung und der Wortfolge »rechtlich-nützlich« mehrfach belegt. Das demonstrierte ein Darmstädter Alterskamerad Büchners, indem er über die »Religion« seines Vaters schrieb, sie habe »in streng moralischem Handeln« bestanden; »sein Erziehungsgrundsatz aber war der, seine Kinder ebenso rechtlich zu machen und sie alles ihnen Nützliche lernen zu lassen«.[21]

Und auch Prinz Leonce Leonce und Lena greift in Büchners Lustspiel auf das Wörterbuch des Philisters zurück. Seine Sehnsucht nach bürgerlicher Normalität kleidet er in den Seufzer, er würde so gern »sehr rechtlich und sehr nützlich und sehr moralisch« werden (Leonce und Lena I/1; zu weiteren Beispielen vgl. MBA VI, S. 436 f.). So konstruierte Büchner aus den ihm zugeflogenen Sprachelementen eine Burleske über das Sprachverhalten im jakobinisch geprägten Paris von 1794 und darüber hinaus.

In die Zwischenräume dieser Burleske montierte er außerdem vier Liedverse. Sie stammen nicht aus eigener Erfindung, sondern vielmehr aus einem weit verbreiteten Lied des ehemaligen Buschenschafters Wilhelm Hauff, einem Lied mit dem Titel »Reiters Morgen-Lied«, „Reuters »Morgengesang« oder auch »Kriegers Morgenlied«.[22]

Ein »Bänkelsänger« intoniert zunächst die ersten zwei Verse der Strophe:

Was doch ist, was doch ist
Aller Männer Freud und Lüst?

Während der Zuschauer noch nachdenkt, was die Antwort auf diese anzügliche Frage sein mag, beginnen die zwei Bürger die Namenswahl zu diskutieren, unterbrochen durch die Fortsetzung der Liedstrophe:

Unter Kummer, unter Sorgen
Sich bemühn vom frühen Morgen
Bis der Tag vorüber ist.

Das Gesamtergebnis ist ein Mosaik, eine Dialogfolge aus markierten Elementen.

Ein Bürger. Meine gute Jaqueline, ich wollte sagen Corn, wollt’ ich Cor
Simon. Cornelia, Bürger, Cornelia.
Bürger. Meine gute Cornelia hat mich mit einem Knäblein erfreut.
Simon. Hat der Republik einen Sohn geboren.
Bürger. Der Republik, das lautet zu allgemein, man könnte sagen
Simon. Das ist’s gerade, das Einzelne muß sich dem Allgemeinen
Bürger. Ach ja, das sagt meine Frau auch.
Bänkelsänger. Was doch ist, was doch ist
Aller Männer Freud und Lüst?

Bürger. Ach mit den Namen, da komm ich gar nicht in’s Reine.
Simon. Tauf’ ihn: Pike, Marat.
Bänkelsänger. Unter Kummer, unter Sorgen
Sich bemühn vom frühen Morgen
Bis der Tag vorüber ist.

Bürger. Ich hätte gern drei, es ist doch was mit der Zahl drei, und dann was Nützliches und was Rechtliches, jezt hab’ ich’s: Pflug, Robespierre.
Und dann das dritte?
Simon. Pike.
Bürger. Ich dank Euch, Nachbar. Pike, Pflug, Robespierre, das sind hübsche Namen, das macht sich schön.
Simon. Ich sage Dir, die Brust deiner Cornelia, wird wie das Euter der römischen Wölfin, nein, das geht nicht. Romulus war ein Tyrann, das geht nicht. (gehn vorbei.)

In der letzten Replik zeigt der Souffleur, wie leicht man sich beim Gebrauch der politisch korrekten Sprache vertun kann. Einerseits nämlich verehrten die Jakobiner die römische Republik und also auch die Wölfin als Urmutter Roms.

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Die kapitolinische Wölfin mit Romulus und Remus

Andererseits war Romulus ein König. Wie Büchner wusste, machte man sich strafbar, »wenn man das Wort Tyrann nicht jedesmal statt des Wortes König gebrauchte, und das galt selbst, wenn von fremden Königen oder von Monarchen aus den ältesten Zeiten die Rede war.«[23]

 

9. Bibelsprache als politische Waffe (Der Hessische Landbote)

Neben der Erzeugung von Authentizität, der Polemik und der Satire verwendet Büchner fremdes Wortmaterial auch zur Bekräftigung des Gesagten. Das gilt fast durchweg für die Flugschrift Der Hessische Landbote.

Der erste Satz der Flugschrift ist ein Zitat. Mit dem von dem französischen Schriftsteller Nicolas Chamfort geprägten Schlachtruf »Paix aux chaumières. Guerre aux châteaux« hatten 1792 die französischen Truppen den Krieg gegen die Heere der europäischen Könige geführt (vgl. MBA II.2, S. 229 f.). Der Hessische Landbote Mit der in Deutschland dafür üblichen Übersetzung »Friede den Hütten! Krieg den Palästen« eröffnete Büchner 1834 seine Flugschrift.

Der Hessische Landbote, Erste Botschaft.

»Wenn etwas helfen soll, so ist es Gewalt«, hatte Büchner ein Jahr zuvor seinen Eltern in einem Brief geschrieben. 5. April 1833. An die Eltern in Darmstadt Und wenig später schrieb er nach einem Militärüberfall auf Demonstranten: »Man vergilt Gleiches mit Gleichem, Gewalt mit Gewalt. Es wird sich finden, wer der Stärkere ist.« Frühestens 28. Mai 1833. An die Eltern in Darmstadt

Sozialrevolutionäre Gesellschaften in FrankreichWahrscheinlich war Büchner kurz zuvor der französischen »Gesellschaft der Menschenrechte« beigetreten und hatte dort »gelernt«, dass nur ein Massenaufstand diese siegreiche »Gewalt« erzeugen könne. Juni 1833. An die Eltern in Darmstadt Vorbereiten wollte man ihn durch »association et propagande«, durch Bildung revolutionärer Zellen und durch Propaganda, also durch die Gewalt revolutionärer Sprache (vgl. MBA II.2, S. 396–398).

Auch bei der Propaganda galt das Prinzip: »man vergilt Gleiches mit Gleichem«. Die herrschende Propaganda verlieh dem herrschenden System religiöse Weihe. Über den Darmstädter Großherzog sagte sie im Artikel 4 der Staatsverfassung: »Seine Person ist heilig«. Gleichzeitig predigten Pfarrer in regelmäßigen Abständen über den Satz des Apostel Paulus (Römer 13,1 f.): »Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott«.

Der Agitator Büchner drehte den Spieß dieser biblisch fundierten Staatstheorie um. Die Regierenden sind »Obrigkeit« vom Teufel – in biblischer Sprache »vom Vater der Lügen«. Der Hessische Landbote Sie herrschen über ein »Reich der Finsterniß«, das sich jedoch »zum Ende neiget«. Sie sind »Verräter« wie Judas, und wenn Jesus sagt, »Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist« (Markus 12,14-17 und Matthäus 22,21), erkennt er ihnen »das Theil von Judas« zu, also die Hölle oder den Strick.

Umgekehrt verlieh Büchner dem nachrevolutionären, ›auferstandenen‹ Deutschland religiöse Weihen. Jesus sagt seine Auferstehung voraus mit den Worten: »Ueber ein Kleines, so werdet ihr mich nicht sehen; und aber über ein Kleines, so werdet ihr mich sehen.« (Johannes 16,16) Büchner sagt im Hessischen Landboten: »Ueber ein Kleines und Deutschland wird wieder auferstehn.« Mit diesen und weiteren biblischen Elementen machte Büchner aus Teilen der Flugschrift eine Predigt, über die die Behörden urteilten: HL Dok 74 Mathis, Darlegung der Hauptresultate

Unter Mißbrauch biblischer Sprache wurde der Unterschied zwischen Begüterten und Nichtbegüterten als Unrecht dargestellt, zum Kampfe gegen die ersteren aufgerufen, und Aufruhr in einer Weise gepredigt, als ob er ein heiliges Werk sey.

Im folgenden Ausschnitt aus dem Hessischen Landboten (linke Spalte) sind alle Elemente biblischen oder sonst religiösen Ursprungs durch Fettdruck hervorgehoben. Über den Kontext der jeweiligen Bibelstellen informieren die Stellenerläuterungen zum Landboten in MBA II.1, S. 241–248.

 

Der Hessische Landbote (S. 4 f.)

Bibelstellen oder religiöse Literatur

Diese Regierung ist nicht von Gott,

sondern vom Vater der Lügen.

[...] und darum ist ihr Wesen und Thun
von Gott verflucht;

ihre Weisheit ist Trug,

ihre Gerechtigkeit ist Schinderei.

Sie zertreten das Land und zerschlagen die Person des Elenden.

Ihr lästert Gott, wenn ihr einen dieser Fürsten
einen Gesalbten des Herrn nennt, das heißt: Gott habe die Teufel gesalbt
und zu Fürsten über die deutsche Erde gesetzt .
[...]
Doch das Reich der Finsterniß
neiget sich zum Ende.


Ueber ein Kleines
und Deutschland wird wieder auferstehn.

Die heilige Schrift sagt: Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist. Was ist aber dieser Fürsten, der Verräther?
Das Theil von Judas!

Paulus, Römer 13,1 f.: »Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott«.
Johannes 8,44 (über den Teufel): »Wenn er die Lügen redet, so redet er von seinem eigenen; denn er ist ein Lügner, und ein Vater derselbigen.«
z.B. Hesekiel 36,17-19: »und richtete sie nach ihrem Wesen und Thun«.
Jesus Sirach 3,18: »wer seine Mutter betrübet, der ist verflucht vom Herrn«.
Sprüche Salomos 14,8
: »Das ist des Klugen Weisheit, daß er auf seinen Weg merket; aber das ist der Narren Thorheit, daß es eitel Trug mit ihnen ist
Jesaja 5,7: »Er wartet auf Recht, siehe, so ist es Schinderey; auf Gerechtigkeit, siehe, so ist es Klage.«
Jesaja 3,14-15: (Gott zu »den Aeltesten seines Volks«):
»Warum zertretet ihr mein Volk, und zerschlaget die Person der Elenden

Matthäus 9,3
: »und sprachen bey sich selbst: Dieser lästert Gott
1. Samuel 24,7: »Das lasse der Herr ferne von mir seyn,
daß ich das thun sollte, und meine Hand legen an meinen Herrn, den Gesalbten des Herrn
Thomas v. Kempen: »deine Apostel, welche Du zu Fürsten gesetzt hast über die ganze Erde«.
Formelhaft: »so enthüllt uns die Bibel auch die Tatsächlichkeit eines Reiches der Finsternis«.
Lukas 24,29: »Herr bleib bey uns, denn der Tag neiget sich zum Ende«.

Johannes 16,16: »Ueber ein Kleines, so werdet ihr mich nicht sehen; und aber über ein Kleines, so werdet ihr mich sehen«.
Markus 12,14-17: »So gebet dem Kayser, was des Kaysers ist, und Gotte, was Gottes ist.«
Ignaz Wurz (1785): es sei »die allgemeine Meynung der Kirche und aller heiligen Väter, der Theil des Judas sey bey den Verdammten in der Hölle«.

Der Abschnitt zeigt, in welch stupendem Maße Büchner bibelkundig war. Bibelgläubig war er sicher nicht; jedoch tat er Religiosität auch nicht ab als »Opium des Volks«. Sein Freund Alexis Muston, Angehöriger und Historiker der waldensischen Christen, berichtete, Büchner habe zwar »die kirchlichen Formen« als zeitbedingt und vergänglich eingestuft, nicht aber »das religiöse Gefühl« selbst. LZ 1660 Alexis Muston, Journal d’étudiant Dessen »Gegenstand«, so habe er gesagt, sei »das Ideal, seine Ausbildung ist der Fortschritt« (»L’objet du sentiment religieux, c’est l’idéal, sa culture c’est le progrès: les formes de culte ne sont pas la culture«). So können auch Menschenrechte wie Freiheit und Gleichheit »Gegenstand des religiösen Gefühls« sein. Umgekehrt heißt das: Die Revolution lässt sich in biblischer Sprache propagieren. Der Mitverschworene Adam Koch zitierte Büchner mit den Worten:HL Dok 7.6. Protokolle der Deutschen Bundesversammlung vom Jahre 1842

In den einfachen Bildern und Wendungen des neuen Testaments müsse man die heiligen Rechte der Menschen erklären.

Den Untersuchungsrichtern, die sich als erste schriftlich zu Büchners Flugschrift äußerten, raubte der so erzeugte biblische Ton, dieser »Mißbrauch biblischer Sprache«, der den »Aufruhr« als »heiliges Werk« erscheinen ließ, den Atem. Auch war Büchners Virtuosität so schlagend, dass die Behörden HL Dok 3.2.1. Bundeszentralbehörde an das Landgericht Marburg zu wissen glaubten, der Landbote sei »nicht das Werk eines Studenten, sondern unverkennbar eines erfahrnen, gewandten und geübten demagogischen Schriftstellers«. Und niemandem in Büchners Umkreis gelang es danach, eine ähnlich gute Flugschrift zu schreiben. Die zwei von anderen vorgelegten Versuche wurden verworfen.

10. Aus Märchenzitaten ein Dokument der Trostlosigkeit (Woyzeck)

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Illustration zu dem Märchen »Die Sterntaler« von Adrian Ludwig Richter (1862)
Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel, und waren lauter blanke Taler; und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben, so hatte es ein neues an, und das war vom allerfeinsten Linnen. Da sammelte es sich die Taler hinein und war reich für sein Lebtag.

So endet im Grimmschen Märchen »Die Sterntaler« die Erzählung von einem armen, von allen verlassenen Waisenkind, das »gar nichts mehr hatte«. Das Märchen, das die Großmutter in Büchner Woyzeck erzählt, ist anfangs deutlich inspiriert vom »Sterntaler«-Märchen. Dort geht die arme Waise in den nächsten Wald, bei Büchner geht sie »in Himmel«. Das heißt eigentlich: sie stirbt. In den Himmel gehen zum Beispiel auch die Heldinnen in den Märchen »Das singende springende Löweneckerchen« und »Die sieben Raben«, die Büchners Erzählerin im folgenden als Muster dienen. Dass die Großmutter sich derart an verschiedenen Mustern orientiert, ist nichts Ungewöhnliches. In »Die Sieben Raben« gibt es zum Beispiel die Fragen »Wer hat von meinem Tellerchen gegessen? Wer hat aus meinem Becherchen getrunken«, die man sonst aus dem »Schneewittchen«-Märchen kennt.

Im »Löweneckerchen« sind die Himmelskörper hilfreich. In »Die sieben Raben« dagegen ist die Sonne zu heiß, und der Mond verhält sich hier wie ein Kinderfresser aus einem anderen Märchen. Aber immerhin helfen die Sterne. Auch gibt es in der Mitte des »Löweneckerchen« einen Tiefpunkt: Die Heldin setzt sich auf eine Wiese und weint. Büchners Märchen beginnt und endet mit diesem Tiefpunkt: hingehen und weinen steht am Anfang, sich hinsetzen und weinen am Ende. Und im deprimierenden Mittelteil wünscht man sich, die Gestirne würden irgendwie reagieren, sei es auch feindlich. Stattdessen verfaulen sie, sind verwelkt oder auf Dornen gespießt, gut nur noch für den Müll.

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Büchner, Woyzeck H1, 14 (Ausschnitt): Das Märchen der Großmutter (Handschrift im Goethe- und Schiller-Archiv)

Die zwei rechten Spalten der folgenden Synopse machen deutlich, wie Büchner Elemente aus den drei Grimmschen Märchen aufgreift und umschreibt. Die linke Spalte gibt Erläuterungen zu einzelnen nicht mehr verständlichen Erzählteilen. Dass der Mond und ein »Stück faul Holz« sich ähneln, hat Büchner nicht erfunden. Ebensowenig auch den Vergleich zwischen Sternen und Mücken. Und dass der Neuntödter tatsächlich Mücken auf die Schlehen steckt, lernte er vermutlich im Biologie-Unterricht. Wer die Anregungen für Büchners dichterische Phantasie nachvollziehen will, findet hier einige Beispiele.

 

Erläuterungen

 
So auch in mündlicher Überlieferung (1853): »Es war einmal ein armes Kind, das hatte keinen Vater mehr, und die Mutter lag krank an einem Fieber darnieder. Sie litten beide große Noth und wußten nicht mehr, wie sie noch länger ihr Leben fortbringen sollten.«
 

in Himmel gehn] im Sinne von: »sterben«
so verbreitet in Liedversen: »Sondern mit ihm auferstehn / Und mit ihm in Himmel gehn«. – »Laß deinen Leitstern dir nicht rauben, / sonst kannst du nicht in Himmel gehen«.



Mond … Stück faul Holz
] „2. Das Johanniswürmchen, […] faules Holz, die faulen Fische, der Mond u. a. leuchten ohne zu wärmen«[24].


verwelkte Sonnenblume
] »Sie setzte sich willig wieder vor die Sonne, die, selber eine Sonnenblume, sich gelb-roth ausdehnte und die Krone gegen die Erde senkte«[25];
»spärlich schimmerten oben einige Sterne und auch diese fielen herab wie gelbe Blätter im Herbste«.[26]

Sterne … Mücken
] über einen Stern im Sternbild Stier, den „die unzähligen Sterne der Hyaden und Plejaden gleich Mücken umschweben“. Ebenso: „Dort am Himmel tanzen Sterne, / Mücken hier im Sonnenlicht.“
Neuntödter] „Der Neuntödter spießt die gefangenen Käfer und Fliegen an die Dornen der Schlehenbäume auf, um sowohl sich und seine Jungen damit zu nähren, als auch kleine Vögel dadurch herbeizulocken, die er dann fängt.“[27]
 
umgestürzter Hafen] „und der Berg, der sie umgibt […] ist aber so steil und unzugänglich, wie eine umgestürzte Schüssel“.[28] „Da Frauendorf ringsum […] nach allen vier Himmelsgegenden einen so abhängigen Rand, wie eine umgestürzte Schüssel hat“[29]

Büchners Märchen

 

Großmutter.Es war einmal ein arm Kind und hat kein Vater und keine Mutter war Alles todt und war Niemand mehr auf der Welt. Alles todt, und es ist hingangen und hat gerrt Tag und Nacht.

Und wie auf die Erd Niemand mehr war, wollt’s in Himmel gehn,

und der Mond guckt es so freundlich an und wie’s endlich zum Mond kam, war’s ein Stück faul Holz


und da ist es zur Sonn gangen und wie’s zur Sonn kam war’s eine verwelkte Sonnenblume

 


und wie’s zu den Sternen kam, warens kleine goldne Mücken die waren angesteckt wie der Neuntödter sie auf die Schlehen steckt

 

und wies wieder auf die Erd wollt, war die Erd ein umgestürzter Hafen und war ganz allein und da hat sich s hingesetzt und gerrt und da sitzt es noch und ist ganz allein

Grimms Märchen

 

Die Sternthaler«) Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und Mutter gestorben, und es war so arm, daß es kein Kämmerchen mehr hatte darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr, darin zu schlafen, und gar nichts mehr, als die Kleider, die es auf dem Leib trug, und ein Stückchen Brot, das es in der Hand hielt und das ihm ein mitleidiges Herz noch geschenkt hatte. Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt verlassen war, gieng es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld;

Löweneckerchen«) Und weil sie dachte „Menschen können dir da nichts helfen,“ so stieg sie zur Sonne hinauf, und sagte zu ihr [...] und gieng weiter bis es Abend war, und der Mond schien, da fragte sie ihn [...]
Sieben Raben«) Nun ging es immer zu, weit, weit bis an der Welt Ende. Da kam es zur Sonne, aber die war zu heiß und fürchterlich und fraß die kleinen Kinder; eilig lief es weg, und hin zu dem Mond, aber der war gar zu kalt und auch grausig und bös und als er das Kind merkte, sprach er: »ich rieche, rieche Menschenfleisch!«
Da machte es sich geschwind fort und kam zu den Sternen, die waren ihm freundlich und gut und jeder saß auf seinem besonderen Stühlchen.
Löweneckerchen«) und war wieder verlassen, und setzte sich nieder und weinte […].
[…] und als auch das nichts geholfen hatte, ward sie traurig, ging hinaus auf eine Wiese, setzte sich da hin und weinte.

 

 


Anmerkungen

  • [1] Die Kapitel 8, 9 und 10 dieses Aufsatzes sind eine veränderte Fassung meines Beitrages »Witz und Waffe – Zu Büchners Umgang mit Wörtern«, in: Katalog zur Ausstellung: Georg Büchner – Revolutionär mit Feder und Skalpell. Mathildenhöhe Darmstadt, 13. Oktober 2013 bis 16. Februar 2014 und Museum Strauhof Zürich, 19. März bis 1. Juni 2014. Hg. v. Ralf Beil und Burghard Dedner. Ostfildern: Hatje Cantz 2013, S. 509–517.
  • [2] vgl. meinen Beitrag »Die Darstellung von Quellenabhängigkeiten anhand von Beispielen«, in: editio 11, 1997, S. 97115.
  • [3] Lebens-Beschreibung Herrn Gözens von Berlichingen, zugenannt mit der Eisern Hand […], Nürnberg: Feißecker 1731, S. 118; hier nach dem Reprint Frankfurt: Weidlich 1980.
  • [4] Goethe, Götz von Berlichingen. 1. Die Geschichte Gottfriedens von Berlichingen. 2. Götz von Berlichingen. Paralleldruck. Berlin: Akademie-Verlag 1958, S. 37.
  • [5] Thomas Mann, Buddenbrooks. Verfall einer Familie. Kommentar von Eckhard Heftrich unter Mitarbeit von Stephan Stachorski und Herbert Lehnert, Frankfurt: S. Fischer 3. Aufl. 2002, S. 678.
  • [6] Thomas Mann, Buddenbrooks. Verfall einer Familie. Herausgegeben und textkritisch durchgesehen von Eckhard Heftrich unter Mitarbeit von Stephan Stachorski und Herber Lehnert, Frankfurt: S. Fischer 2. Aufl. 2002, S. 828.
  • [7] [Louis] A.[dolphe] Thiers u. Félix Bodin, Histoire de la Révolution française, accompagnée d’une histoire de la Révolution de 1355, ou des États-généraux sous le roi Jean, 2 Bde, Paris: Lecointe et Durey 1823; ab Bd. 3 fortges. als: A. Thiers: Histoire de la Révolution française, 8 Bde, Paris: Lecointe et Durey 18241827.
  • [8] Ch. Lacretelle, Histoire de la Convention nationale, Paris: Treuttel & Würtz 1825, 2. Bd., S. 364 f. (= Lacretelle, Histoire de la France pendant le XVIIIe siècle, Bd. 11).
  • [9] Die Geschichte Unserer Zeit, bearb. v. Carl Strahlheim [d. i. Johann Konrad Friederich], ehemaliger Officier der kaiserlich-französischen Armee. 30 Bde, Stuttgart: E. F. Wolters 1826–1828; G. Hasselbrink 1829–1830; E. Schweizerbart’sche Verlagshandlung 1830–1831; hier Bd. 12, S. 91 f. Vgl. auch MBA III.3, S. 219.
  • [10] Vgl. MBA III.2, S. 218221; vgl. auch Herbert Wender, Georg Büchners Bild der Großen Revolution. Zu den Quellen von »Danton’s Tod«, Frankfurt a. M. 1988 (= Büchner-Studien 4).
  • [11] Vgl. Wender (s. Anm. 10), S. 94–97 sowie MBA III.2, S.221.
  • [12] D.[aniel] E.[hrenfried] Stoeber, Vie de J. F. Oberlin, pasteur à Waldbach [...], Paris, Strasbourg et Londres: Treuttel et Würtz 1831.
  • [13] August Stoeber, Der Dichter Lenz. Mittheilungen, in: Morgenblatt für gebildete Stände, 25. Jg., 1831, Nrn. 250–295.
  • [14] Fritz Bergemann, Hrsg., Georg Büchners Sämtliche Werke und Briefe, Leipzig 1922, S. 783.
  • [15] Brief von Karl Gutzkow an Wilhelmine Jaeglé, 26. Juni 1838; zitiert nach Jan-Christoph Hauschild: Georg Büchner. Studien und neue Quellen zu Leben, Werk und Wirkung. Mit zwei unbekannten Büchner-Briefen. Königstein/Ts. 1985 (= Büchner-Studien 2), S. 72.
  • [16] Thiers (s. Anm. 7), Bd. 6, S. 207.
  • [17] nämlich den mehrfach aufgelegten Débats de la convention nationale ou analyse complète des séances […], Paris 1821, Bd. 5, S. 234.
  • [18] Johann Wilhelm von Archenholz in der Zeitschrift Minerva, Bd. 5, März 1793, S. 301.
  • [19] Girtanners historische Nachrichten und politische Betrachtungen über die französische Revolution, fortgesetzt von Friedrich Buchholz, Bd. 15, Berlin: Unger 1802, S. 95,
  • [20] Karl Kraus, in: Die Fackel Nr. 474483, 1918, S. 19.
  • [21] Georg Ludwig Kriegk, Aus meiner Jugendzeit, bearb. v. Karl Esselborn, Darmstadt 1938, S. 11 f.
  • [22] Erstdruck in Wilhelm Hauff, Kriegs- und Volkslieder, Stuttgart: o. V. 1824, im folgenden zit. nach Auswahl Deutscher Lieder, 5. sehr vermehrte Aufl., Leipzig: Serig 1827, S. 360, hier unter dem Titel »Kriegers Morgenlied«.
  • [23] Unsere Zeit Bd. 11. S. 375; zitiert nach MBA III.2, S. 185.
  • [24] Jean Paul, Das heimliche Klagelied der jetzigen Männer
  • [25] Joseph Weber, Vorlesungen aus der Naturlehre 1788, Bd. 5, S. 9: »Ueber das Feuer: Die mancherlei Aeußerungen der Feuermaterie.«
  • [26] Heinrich Heine, Ideen. Das Buch Le Grand (6. Kap.).
  • [27] Ernst Theodor Pistor, Lehrbuch der Naturwissenschaft für die Jugend, Darmstadt: Heyer 1830. Pistor war Büchners Lehrer am Darmstädter Gymnasium.
  • [28] August Lewald 1841, 1001 Nacht, Bd. 4, S. 185.
  • [29] Allgemeine deutsche Garten-Zeitung I, 1823, S. 40.

Weiterführende Literatur:

Rainer Niehoff, Die Herrschaft des Textes: Zitattechnik als Sprachkritik in Georg Büchners Drama "Dantonś Tod" unter Berücksichtigung der "Letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus, Tübingen 1991.

Sabine Dissel, Das Prinzip des Gegenentwurfs bei Georg Büchner. Von der Quellenmontage zur poetologischen Reflexion, Bielefeld 2005.

 

Burghard Dedner (Oktober 2016)