Dezember 1831. An die Eltern in Darmstadt

..... Es sieht verzweifelt kriegerisch aus; kommt es zum Kriege, dann gibt es in Deutschland vornehmlich eine babylonische Verwirrung, und der Himmel weiß, was das Ende vom Liede sein wird. Es kann Alles gewonnen und Alles verloren werden; wenn aber die Russen über die Oder gehn, dann nehme ich den Schießprügel, und sollte ich’s in Frankreich thun. Gott mag den allerdurchlauchtigsten und gesalbten Schafsköpfen gnädig sein; auf der Erde werden sie hoffentlich keine Gnade mehr finden.....

Mitte April 1832. An die Eltern in Darmstadt

.... Das einzige Interessante in politischer Beziehung ist, daß die hiesigen republikanischen Zierbengel mit rothen Hüten herumlaufen, und daß Herr Périer die Cholera hatte, die Cholera aber leider nicht ihn......

24. August 1832. An August Stöber (und Adolph Stöber) in Straßburg

Darmstadt d. 24te August. 1832

Liebes Brüderpaar!

Obgleich die Adresse nur an einen von Euch lautet, so gilt sie doch Euch beiden; doch seht vorerst nach der zweiten, [den]n mein Brief ist nur die Schaale und figurirt nur als Käspapier. Habt Ihr das andre Papier gelesen, so werdet Ihr wissen, daß es sich um nichts geringeres handelt, als um die Muse der teutschen Dichtkunst; ob Ihr dabey als Accoucheurs oder als Todtengräber auftreten sollt, wird der Erfolg lehren. Ihr seyd gebeten mit Eurer poetischen Haus und Feld-Apotheke bey der Wiederbelebung des Cadavers thätige Hülfe zu leisten, am besten wäre es man suchte ihn in einem Backofen zu erwärmen, denn dieß ist noch das einzige Kunstwerk, welches das liebe Teutsche Volk zu bauen und zu genießen versteht! Doch, Spaß bey Seite! ich lege Euch die Sache ernstlich an’s Herz; wenn die Männer, welche Ihre Beihülfe versprochen haben, Wort halten, so kann etwas Tüchtiges geleistet werden, daß Ihr viel dazu beytragen könnt, weiß ich, ohne Euch schmeicheln zu wollen. Die Herausgeber kenne ich persönlich, Künzel ist Candidat der Theologie, Metz steht einer Buchhandlung vor, beyde sehr gebildete junge Leute; die Zimmermänner sind Zwillinge und studiren in Heidelberg, sie gehören zu meinen ältesten und besten Freunden, namentlich hat der eine von ihnen ausgezeichnete poetische Anlagen. Eure Antwort seyd Ihr gebeten, an mich zu adressiren, ich hoffe dabey auch einige herzliche Worte an mich zu finden; heute sind es zuerst 3 Wochen, daß ich Euch verlassen, und doch könnte ich Euch schon manche epistolas ex ponto schreiben! Ach säße ich doch wieder einmal unter Euch im Drescher. Herzliche Grüße an die edlen Eugeniden, namentlich an Boekel und Baum. Lebt wohl

Euer G Büchner


 


7. September 1832. Von Eugène Boeckel nach Darmstadt

Niederbronn den 7ten September

Nur Geduld mein lieber, ich will Dir gleich erklären warum ich Dir erst jezt schreibe obgleich Dein Brief vom 20 August ist. Aber um eine chronologische Ordnung beyzubehalten, will ich mit einer kurzen Selbstbiographie beginnen, die v. der Zeit anfängt wo Du Straßburg verlaßen, ich weiß Dir wahrhaftig nichts intereßanteres zu schreiben als von mir selbst; Siehe mein lieber diese kurze Einleitung wird verzweifelt lang ergo finis introduct. prolegom. Exaudii. Soviel ich mich erinnere reistest Du von Straßburg fort in den ersten Tagen des August’s, ich blieb in Straßburg bis den 27 August während welcher Zeit ich Deinen lieben lang erwarteten Brief erhielt – In dieser Zeit besuchte ich meistens den Hospital, u. dann noch einige Kranke mit mein. Bruder, hauptsächlich habe ich viele Rubeolas u Nervenfieber gesehn, erstere nahmen in der lezten Zeit einen sehr bösartigen Carakter an, so daß sehr viele daran starben, denn als consecutive Krankheit folgte oft Skorbut, Brustkrankheiten zuweilen hydrocephalus. Mein Bruder u. ich machten die Autopsie v. mehrern Kindern welche an diesen Krankheiten starben. Einen intereßanten Kranken sahe ich welcher als Folge eines zu reichlichen Genußes v. geistigen Getränken das delirium tremens bekam, durch 20-40 gr. tartarus stibiatus geheilt wurde, einige Wochen nachher an Brust u. Leber-Krankheit starb u. von uns autopsirt wurde, der untere Theil der Leber war in Fäulniß übergangen u. so weich wie ein altes Hirn, Lungen u pleura an den Thoras ganz angewachsen etc. requiescat in pace.

Eine Frau die hydrothorax u. überh. hydropisie hatte u. mehrere Rückfälle erlitt wurde hauptsächlich durch digitalis u. nitrum glücklich behandelt. Von den 2 od. 3 Dutzend Schwindsüchtigen die ich sahe, spreche ich Dir nicht – Ohne Übertreibung.

Zu Hause studirte ich für mich Chommel, pathologie génerale u Arnemann, materia medica, u. ein. Theil v. Barbier, matière medicale. Zuweilen oder vielmehr öfters that ich nichts, Du kennst ja meine Natur. Lambossy sah ich ziemlich oft, doch weniger als ich es wünschte, weil ich sehr oft in Ittenheim war. Scherb ist nach Genf nicht nach Ungarn abgereist. Roth nach Berlin, Ad. Stöb. komt wahrscheinlich nach Colmar. Baum ist vor einigen Tagen auf’s Land ––– Der Concurs im Spital hatte statt, wie Du weißt konkurirte ich nicht, Hirtz wurde gleich angenommen, Lintzler zuerst zurück geschickt später angenommen weil sich nur zwei präsentirten u. man doch zwei surnuméraires haben mußte. Lintzler wollte nämlich nach Öffnung d. Arterie aus Versehn bey dem Aderlaßen, die Wunde cauterisiren, u. den triceps zu den Muskeln des Vorder-Arms zählen, nämlich sein. Antworten nach, nicht daß Du Dir einbildest er habe wirklich ein arteriam getroffen ––– Duvernoy, der etc gibt sich alle Mühe ohne Concurs Physiologie Profeßor zu werden constat. Ich hoffe er wird mit seinem breiten Maul abfahren wie zu Paris, das Vieh bleibe doch bey seiner Zoologie, ich wollte lieber den Kerl disseciren od. todschlagen als ihn in der Physiologie hören oder sehn, Du weißt es ist meine Antipathie; seit 3 Wochen ist er re infecta aus Paris zurückgekehrt u. lauft od. tanzt in schwarzibus in den Gaßen v. Straßburg herum, glücklicher Weise treff ich den Intriganten noch nicht an, denn es hätte mir wahrhaftig wider die Gelbsucht zuziehen können, Ich will auf seine Gesundheit trinken wenn ihm sein Vorhaben mißlingt –––

Melle jolis pieds et jolies mains machte ich erst einen Besuch, ehe ich Deinen Brief erhielt, seither nicht mehr, sie seufzt noch zwei Monate lang lang. Nun komme ich wieder auf die Hauptperson daß heißt auf mich zurück, Ende August’s reiste ich mit Ad. u. Aug. Stöber nach Weißenburg, Amsler u. Held erwarteten uns an der diligence bis um Mitternacht wo wir ankamen, ich mußte bey Held logiren u. wurde v. der ganzen Familie sehr zuvorkommend u. wohl empfangen, Held, Amsl. 2 Stöb. u. ich gingen die folgenden Tage nach Landau in das Rheinbairische v. dort besuchten wir einige alten Burge, Dryfels, Madenburg etc. kehrten Dienstags Abend wieder nach Weißenburg zurück – Mittwoch ging ich mit 2 Stöb. nach Woerth v. dort ins Jägerthal wo wir einige alte Burgen besuchten u. langten gestern glücklich hier an, heute ist abscheulich Regenwetter, ich bin allein denn die beyden Stöber sd. in Oberbronn bey ihrer Schwester, u. ich hier bey mein. Cousin welcher aber den ganzen Tag auf d. Bureau ist, Ich sitze also hier in Niederbron in ein. hübschen Kaffeehaus u. schreibe an meinen lieben Büchner, Die Zeit würde mir zu fürchterlich lang werden, wenn sich nicht ein artiges, hübsches Mädchen sich meiner erbarmte, welche auf einige Zeit hier im Kaffeehaus ist – Sie ist aus Straßburg klein gut gebaut etc. doch ein wenig viel Kokette, gestern schrieb ich an mein. Bruder, heute an Dich, Du siehst also daß ich über dem Mädchen durchaus Dich nicht gedenke, vielmehr wäre es mir zehnmal lieber Dich als die Kokette hier zu haben –

Morgen wenn es das Wetter erlaubt ziehen wir nach Bitsch die famose Festung dann nach Lützelstein zu Follen, dann zu Baum, endlich nach Barr, heut über Acht Tagen bin ich bestimmt wieder in Straßburg vielleicht auch früher, ich werde dann hauptsächlich Anatomie u. Physiologie studiren od. ochsen, dazu noch die Therapie v. Hecker. Lebe wohl, ich erwarte gleich nach mein. Ankunft in Straßburg Briefe von Dir, ich denke Du kannst wohl dieses Opfer mir bringen – denn Du weißt wie mich Deine Briefe erfreuen

Vale u. komme je eher je lieber nach Straßburg zurück.

Dein Eug. Boeckel

23. September 1832. Von Adolf Stöber nach Darmstadt

Hier, lieber Freund! meine Beiträge für den Musenalmanach, dem ich von Herzen einen guten Fortgang wünsche; es läge vielleicht im Interesse dieses Unternehmens, denselben noch vor Weihnachten auszugeben, da man um diese Zeit am liebsten Almanache kauft.

Ich muß mich kurz fassen, lieber Büchner; in einer Stunde ziehen wir Beide mit Böckel und Lambossy nach dem Odilienberg.

Ich freue mich, Dich bald wiederzusehen!

Dein
Adolph Stöber

Straßburg, 23 Sept. 32

Vor Mitte Dezember 1832. An die Eltern in Darmstadt

.... Ich hätte beinahe vergessen zu erzählen, daß der Platz in Belagerungsstand gesetzt wird (wegen der holländischen Wirren). Unter meinem Fenster rasseln beständig die Kanonen vorbei, auf den öffentlichen Plätzen exerciren die Truppen und das Geschütz wird auf den Wällen aufgefahren. Für eine politische Abhandlung habe ich keine Zeit mehr, es wäre auch nicht der Mühe werth, das Ganze ist doch nur eine Comödie. Der König und die Kammern regieren, und das Volk klatscht und bezahlt.....

Frühjahr 1833. An die Eltern in Darmstadt

Wegen mir könnt Ihr ganz ruhig sein; ich werde nicht nach Freiburg gehen, und eben so wenig wie im vorigen Jahre, an einer Versammlung Theil nehmen[.]


 

Juni 1833. An die Eltern in Darmstadt

........ Ich werde zwar immer meinen Grundsätzen gemäß handeln, habe aber in neuerer Zeit gelernt, daß nur das nothwendige Bedürfniß der großen Masse Umänderungen herbeiführen kann, daß alles Bewegen und Schreien der Einzelnen vergebliches Thorenwerk ist. Sie schreiben, man liest sie nicht; sie schreien, man hört sie nicht; sie handeln, man hilft ihnen nicht. [...] Ihr könnt voraussehen, daß ich mich in die Gießener Winkelpolitik und revolutionären Kinderstreiche nicht einlassen werde.

31. August 1833. An Edouard Reuss in Straßburg

Darmstadt d. 31te August. 33

Lieber Edouard!

Soll ich meine träge Hand entschuldigen? Für mein Gedächtniß ist’s nicht nöthig; ich kümmerte mich sonst wenig darum, jetzt aber macht es bey mir den Wiederkäuer und füttert mich mit der Erinnerung an frohe Tage. Ich könnte in dießem lamentirenden Style fortfahren um Dir einen Begriff von meiner hiesigen Existenz zu geben, wenn Du nicht schon einmal selbst so eine Art vom Darmstädter Geschmack gehabt hättest. Meine Familie im engern Sinne traf ich im erwünschtesten Wohlseyn, und meine Mutter erholt sich zusehends von ihrer schweren Krankheit. Eltern und Geschwister widerzusehen, war eine große Freude; das entschädigt aber nicht für meine sonstigen furchtbar, kolossal, langweiligen Umgebungen. Es ist etwas großartiges in dieser Wüstenei, die Wüste Sahara in allen Köpfen und Herzen. Von den übrigen Verwandten weiß ich wenig. Nach dem pflichtmäßigen Antritts-Gerüssel, mache ich so gegen Ende Octobers mein officielles Abschieds-Genüssel, wo ich nach Gießen abziehe. Meine verwandtschaftlichen Regungen sind damit beseitigt. Von Gießen verspreche ich mir wenig, meine Freunde sind flüchtig oder im Gefängniß. Für mich ist nichts zu fürchten, ich bin hier konstitutionell, liberal aufgeklärt geworden, seit ich weiß, daß das tausendjährige Reich mit der konstitutionellen Aera angefangen. Unser Landtag führt den Beweis, seine Lebensfrage ist seit 8 Monaten noch nicht entschieden. Ein Mensch braucht höchstens eine Stunde um auf die Welt zu kommen, (wo die Civilisation und Aufklärung noch nicht so weit gekommen wie z. B. bey den Indiern 10 Minuten) ein deutscher Landtag deren 5760, ein Mensch lebt 60 Jahr, ein Landtag 41272; O Messias! Ueber seine Physiognomie kann ich Dir grade nichts sagen, sintemal es noch nicht entschieden, ob das Kind mit Kopf oder podex zuerst auf die Welt kommt.

Doch wird es wahr[scheinlich] die Familienzüge behalten und so zi[em]lich seiner französischen Mama gleichen.

Bey unsrer Manier im Briefschreiben, hoffe ich kaum bald Antwort zu erhalten; doch dürftest Du mit mir einmal eine Ausnahme machen, so eine gänzliche Trennung von Straßburg schmerzt mich. Ich habe an Boeckel geschrieben, aber keine Antwort. Grüße ihn und sag’ ihm er möge bald antworten und mir die These von Goupil schicken, die andere hätte ich erhalten und ließe ihm danken. Ist Stöber in Straßburg? Viel Grüße an ihn und die andern Freunde. Und Wulfes? Ist er noch bey Dir, so sag ihm, ich hoffte ihn bey mir zu sehen, wenn seine Reise ihn in unsre Gegend brächte. Ihr werdet mich doch über einem Monat ohne Briefe nicht vergessen haben. Ich bitte und hoffe auf baldige Antwort.

Bringe meine herzlichsten Grüße Deiner Mutter, Schwester und Tante, und sage ihnen, daß d[ie in i]hrer Nähe verlebten Augenblicke zu [den f]rohsten meines Lebens gehörten. Lebe [woh]l, Dein Georg.

3. September 1833. Von Eugène Boeckel (und Adolph Stöber ) nach Darmstadt

Straßburg d. 3ten Sept. 33.

Endlich mein Lieber ergreiffe ich die Feder um Dir zu schreiben[,] entschuldigen will ich mich nicht Du kennst meine Schwachheiten zu gut; ich denke il vaut mieux tard que jamais.

Deine beyden Briefe erhielt ich richtig u. ersehe daraus daß Du mehr arbeitest als ich, Du weißt wie viel Zeit mir das Balbiren wegnimmt, so daß ich beynah verzweifeln muß zu einer ordentlich. wißenschaftlichen Bildung zu gelangen, indeßen denke ich auch in dieser Hinsicht il vaut mieux tard que jamais, u. gründliche Studien suche ich so viel als möglich bey meiner Lage u. meinem unruhigen Charakter.

Botanique hab ich während dieser Zeit ziemlich betrieben, Du wirst freilich es mir nicht glauben, wenn ich Dir sage daß ich viele Pflanzen analysirt habe nach den descriptions de Decandolle u. nach seinem clavis, freilich hab ich hauptsächlich den Unterschied der Familien studiren müßen, weil ich diesen noch nicht hinlänglich kannte.

In Conradi hab ich die Blut u. Bauchflüße studirt u. die Frakturen in Astley Cooper, Uebersetzung von Froriep. Endlich den Thiers, hist. d. la révolution geendigt. Du weißt daß ich durch Aufzählg. dieser Bücher Dir keines-wegs beweisen will daß ich viel studiert habe.

Stöber Auguste, ist seit 3 Tagen in Oberbronn, nichtsdesto weniger ist seine Adresse, Aug. Stöb. rue d. jeu des enfans No 35. Ich denke ihn in 8 od 14 Tagen zu besuchen.

Ad. Stöber ist seit 8 Tagen hier in Straßburg u. wird hier bleiben bis zu Ende des Oktobers. Er ist auf dem Landgute v. Hr. Reybel in der Ruprechtsau.

Baum arbeitet an seiner Schrift üb. die Methodisten, eine Preisfrage; die Arbeit muß bis Ende Oktobers abgeliefert werden. Der Preis beträgt 3000 fr. Außer ihm concurriren noch Ernst u. Becker. Reuss theilte ich Deinen Brief mit so wie auch Lambossy welcher wirklich in Baden ist. Louis u. Melle sah ich mehrere male während dies. Zeit.

Wie sehr alle u. hauptsächlich wir Eugeniten bedauern daß Du nicht hier bist, brauche ich Dir nicht zu sagen besonders da jezt Adolphe hier sich befindet.

Die These v. Lauth wirst Du durch die Buchhandlung erhalt. haben. Die v. Goupil habe ich selbst nicht u. Lambossy konnte sie mir auch nicht verschaffen. Sein sujet ist: La contraction musculaire, étant donné à considérer les muscles en action, particulièrement dans la station, la progression, le saut etc.

Lauth wurde oft collirt hauptsächlich über Fragen welche auf mecanique u. physique Bezug hatten. Goupil wurde v. d. Jury zum Profeßor proklamirt. Lauth soll die Anatomie chaire erhalten u. Ehrenmann die accouchement chaire nehmen; wenigstens wurde v. d. doyen Caillot dieses Begehren an das ministerium gemacht. Was geschehn wird, zeigt sich mit d. Zeit. Lauth ist seit 14 Tagen in Paris. Wie sehr es ihn kränkt den Sieg nicht davon getragen zu haben kannst Du Dir vorstellen. Alle details des Concours kann ich Dir unmöglich schreiben, es würde zu lange dauern, die Fragen waren über folgende Gegenstände: sur la vue, schriftlich in acht Stunden (séance tenante) eingeliefert. 2. fonctions du foie et d. l. rate frei darüb. gesprochen nach 3 Stunden. etc.

Vulpes ist noch bey Reuss, er läßt Dich vielmal grüßen[.] Apostel Petrus hat seit seiner Abreise noch nicht geschrieben. 

Dein Eug. Boeckel

Grüß Gott, lieber Büchner! Ich bin wieder in der Heimath u. athme Elsässerluft; wie sehr hätte michs gefreut, auch Deine Hand wieder zu drücken! Doch gebe ich die Hoffnung nicht auf, Dich auf diesem Erdenrund wiederzusehen: ich hoffe nach einigen Jahren von meinem ägyptischen Dienst erlöst, ins gelobte Land der Freiheit heimzukehren; dann will ich Deutschland durchwandern u. auch an Deiner Thüre anpochen. Doch vielleicht kommst Du selbst noch früher zu mir. Einstweilen bleiben wir uns jedenfalls treu – mit warmem Bruderhandschlag – Gottbefohlen!

Dein Ad. Stöber.

1. November 1833. An die Eltern in Darmstadt

Gießen, den 1. November 1833.

..... Gestern wurden wieder zwei Studenten verhaftet, der kleine Stamm, und Groß. ....

14. November 1833. An die Eltern in Darmstadt

 Gießen, den [14.] November 1833.

..... Gestern war ich bei dem Bankett zu Ehren der zurückgekehrten Deputirten. An zweihundert Personen, unter ihnen Balser und Vogt. Einige loyale Toaste, bis man sich Courage getrunken, und dann das Polenlied, die Marseillaise gesungen und den in Friedberg Verhafteten ein Vivat gebracht! Die Leute gehen ins Feuer, wenn’s von einer brennenden Punschbowle kommt!.....

Anfang 1834. An die Eltern in Darmstadt

Ich habe Anlagen zur Schwermuth.

Ludwig Büchner schreibt: »Die ihm beinahe unerträglich scheinende Trennung von seiner Braut erzeugte in ihm während der ganzen Dauer seines Gießener Aufenthalts eine trübe und zerrissene Gemüthsstimmung, die sich in seinen Briefen häufig ausspricht und den sonst lebensfrohen jungen Mann sagen läßt: ›Ich habe [...]‹«.

Etwa 16. Februar 1834. An Wilhelmine Jaeglé in Straßburg

... Ich dürste nach einem Briefe. Ich bin allein, wie im Grabe; wann erweckt mich deine Hand? Meine Freunde verlassen mich, wir schreien uns wie Taube einander in die Ohren; ich wollte, wir wären stumm, dann könnten wir uns doch nur ansehen, und in neuen Zeiten kann ich kaum Jemand starr anblicken, ohne daß mir die Thränen kämen. Es ist dies eine Augenwassersucht, die auch beim Starrsehen oft vorkommt. Sie sagen, ich sei verrückt, weil ich gesagt habe, in sechs Wochen würde ich auferstehen, zuerst aber Himmelfahrt halten, in der Diligence nämlich. Lebe wohl, liebe Seele, und verlaß mich nicht. Der Gram macht mich dir streitig, ich lieg’ ihm den ganzen Tag im Schooß; armes Herz, ich glaube, du vergiltst mit Gleichem....

Nach Mitte Februar 1834. An die Eltern in Darmstadt

..... Ich verachte Niemanden, am wenigsten wegen seines Verstandes oder seiner Bildung, weil es in Niemands Gewalt liegt, kein Dummkopf oder kein Verbrecher zu werden, – weil wir durch gleiche Umstände wohl Alle gleich würden, und weil die Umstände außer uns liegen. Der Verstand nun gar ist nur eine sehr geringe Seite unsers geistigen Wesens und die Bildung nur eine sehr zufällige Form desselben. Wer mir eine solche Verachtung vorwirft, behauptet, daß ich einen Menschen mit Füßen träte, weil er einen schlechten Rock anhätte. Es heißt dieß, eine Rohheit, die man Einem im Körperlichen nimmer zutrauen würde, ins Geistige übertragen, wo sie noch gemeiner ist. Ich kann Jemanden einen Dummkopf nennen, ohne ihn deßhalb zu verachten; die Dummheit gehört zu den allgemeinen Eigenschaften der menschlichen Dinge; für ihre Existenz kann ich nichts, es kann mir aber Niemand wehren, Alles, was existirt, bei seinem Namen zu nennen und dem, was mir unangenehm ist, aus dem Wege zu gehn. Jemanden kränken, ist eine Grausamkeit, ihn aber zu suchen oder zu meiden, bleibt meinem Gutdünken überlassen. Daher erklärt sich mein Betragen gegen alte Bekannte; ich kränkte Keinen und sparte mir viel Langeweile; halten sie mich für hochmüthig, wenn ich an ihren Vergnügungen oder Beschäftigungen keinen Geschmack finde, so ist es eine Ungerechtigkeit; mir würde es nie einfallen, einem Andern aus dem nämlichen Grunde einen ähnlichen Vorwurf zu machen. Man nennt mich einen Spötter. Es ist wahr, ich lache oft, aber ich lache nicht darüber, wie Jemand ein Mensch, sondern nur darüber, daß er ein Mensch ist, wofür er ohnehin nichts kann, und lache dabei über mich selbst, der ich sein Schicksal theile. Die Leute nennen das Spott, sie vertragen es nicht, daß man sich als Narr producirt und sie dutzt; sie sind Verächter, Spötter und Hochmüthige, weil sie die Narrheit nur außer sich suchen. Ich habe freilich noch eine Art von Spott, es ist aber nicht der der Verachtung, sondern der des Hasses. Der Haß ist so gut erlaubt als die Liebe, und ich hege ihn im vollsten Maße gegen die, welche verachten. Es ist deren eine große Zahl, die im Besitze einer lächerlichen Aeußerlichkeit, die man Bildung, oder eines todten Krams, den man Gelehrsamkeit heißt, die große Masse ihrer Brüder ihrem verachtenden Egoismus opfern. Der Aristocratismus ist die schändlichste Verachtung des heiligen Geistes im Menschen; gegen ihn kehre ich seine eigenen Waffen; Hochmuth gegen Hochmuth, Spott gegen Spott. – Ihr würdet euch besser bei meinem Stiefelputzer nach mir umsehn; mein Hochmuth und Verachtung Geistesarmer und Ungelehrter fände dort wohl ihr bestes Object. Ich bitte, fragt ihn einmal... Die Lächerlichkeit des Herablassens werdet Ihr mir doch wohl nicht zutrauen. Ich hoffe noch immer, daß ich leidenden, gedrückten Gestalten mehr mitleidige Blicke zugeworfen, als kalten, vornehmen Herzen bittere Worte gesagt habe. – .....

Etwa 8. März 1834. An Wilhelmine Jaeglé in Straßburg

... Der erste helle Augenblick seit acht Tagen. Unaufhörliches Kopfweh und Fieber, die Nacht kaum einige Stunden dürftiger Ruhe. Vor zwei Uhr komme ich in kein Bett, und dann ein beständiges Auffahren aus dem Schlaf und ein Meer von Gedanken, in denen mir die Sinne vergehen. Mein Schweigen quält dich wie mich, doch vermochte ich nichts über mich. Liebe, liebe Seele, vergibst du? Eben komme ich von draußen herein. Ein einziger, forthallender Ton aus tausend Lerchenkehlen schlägt durch die brütende Sommerluft, ein schweres Gewölk wandelt über die Erde, der tiefbrausende Wind klingt wie sein melodischer Schritt. Die Frühlingsluft löste mich aus meinem Starrkrampf. Ich erschrack vor mir selbst. Das Gefühl des Gestorbenseins war immer über mir. Alle Menschen machten mir das hypokratische Gesicht, die Augen verglast, die Wangen wie von Wachs, und wenn dann die ganze Maschinerie zu leiern anfing, die Gelenke zuckten, die Stimme herausknarrte und ich das ewige Orgellied herumtrillern hörte und die Wälzchen und Stiftchen im Orgelkasten hüpfen und drehen sah, – ich verfluchte das Concert, den Kasten, die Melodie und – ach, wir armen schreienden Musikanten, das Stöhnen auf unsrer Folter, wäre es nur da, damit es durch die Wolkenritzen dringend und weiter, weiter klingend, wie ein melodischer Hauch in himmlischen Ohren stirbt? Wären wir das Opfer im glühenden Bauch des Perryllusstiers, dessen Todesschrei wie das Aufjauchzen des in den Flammen sich aufzehrenden Gottstiers klingt. Ich lästre nicht. Aber die Menschen lästern. Und doch bin ich gestraft, ich fürchte mich vor meiner Stimme und – vor meinem Spiegel. Ich hätte Herrn Callot-Hoffmann sitzen können, nicht wahr, meine Liebe? Für das Modelliren hätte ich Reisegeld bekommen. Ich spüre, ich fange an, interessant zu werden. –

Die Ferien fangen morgen in vierzehn Tagen an; verweigert man die Erlaubniß, so gehe ich heimlich, ich bin mir selbst schuldig, einem unerträglichen Zustande ein Ende zu machen. Meine geistigen Kräfte sind gänzlich zerrüttet. Arbeiten ist mir unmöglich, ein dumpfes Brüten hat sich meiner bemeistert, in dem mir kaum ein Gedanke noch hell wird. Alles verzehrt sich in mir selbst; hätte ich einen Weg für mein Inneres, aber ich habe keinen Schrei für den Schmerz, kein Jauchzen für die Freude, keine Harmonie für die Seligkeit. Dies Stummsein ist meine Verdammniß. Ich habe dir’s schon tausendmal gesagt: Lies meine Briefe nicht, – kalte, träge Worte! Könnte ich nur über dich einen vollen Ton ausgießen; – so schleppe ich dich in meine wüsten Irrgänge. Du sitzest jetzt im dunkeln Zimmer in deinen Thränen allein, bald trete ich zu dir. Seit vierzehn Tagen steht dein Bild beständig vor mir, ich sehe dich in jedem Traum. Dein Schatten schwebt immer vor mir, wie das Lichtzittern, wenn man in die Sonne gesehen. Ich lechze nach einer seligen Empfindung, die wird mir bald, bald, bei dir.

Mitte März 1834. An Wilhelmine Jaeglé in Straßburg

... Ich wäre untröstlich, mein armes Kind, wüßte ich nicht, was dich heilte. Ich schreibe jetzt täglich, schon gestern hatte ich einen Brief angefangen. Fast hätte ich Lust, statt nach Darmstadt, gleich nach Straßburg zu gehen. Nimmt dein Unwohlsein eine ernste Wendung, – ich bin dann im Augenblick da. Doch was sollen dergleichen Gedanken? Sie sind mir Unbegreiflichkeiten. – Mein Gesicht ist wie ein Osterei, über das die Freude rothe Flecken laufen läßt. Doch ich schreibe abscheulich, es greift deine Augen an, das vermehrt das Fieber. Aber nein, ich glaube nichts, es sind nur die Nachwehen des alten nagenden Schmerzes; die linde Frühlingsluft küßt alte Leute und hektische todt; dein Schmerz ist alt und abgezehrt, er stirbt, das ist Alles, und du meinst, dein Leben ginge mit. Siehst du denn nicht den neuen lichten Tag? Hörst du meine Tritte nicht, die sich wieder rückwärts zu dir wenden? Sieh, ich schicke dir Küsse, Schneeglöckchen, Schlüsselblumen, Veilchen, der Erde erste schüchterne Blicke ins flammende Auge des Sonnenjünglings. Den halben Tag sitze ich eingeschlossen mit deinem Bild und spreche mit dir. Gestern Morgen versprach ich dir Blumen; da sind sie. Was gibst du mir dafür? Wie gefällt dir mein Bedlam? Will ich etwas Ernstes thun, so komme ich mir vor, wie Larifari in der Komödie; will er das Schwerdt ziehen: so ist’s ein Hasenschwanz......

Ich wollte, ich hätte geschwiegen. Es überfällt mich eine unsägliche Angst. Du schreibst gleich, doch um’s Himmelswillen nicht, wenn es dich Anstrengung kostet. Du sprachst mir von einem Heilmittel; lieb Herz, schon lange schwebt es mir auf der Zunge. Ich liebte aber so unser stilles Geheimniß, – doch sage deinem Vater Alles, – doch zwei Bedingungen: Schweigen, selbst bei den nächsten Verwandten. Ich mag nicht hinter jedem Kusse die Kochtöpfe rasseln hören, und bei den verschiedenen Tanten das Familienvatersgesicht ziehen. Dann: nicht eher an meine Eltern zu schreiben, als bis ich selbst geschrieben. Ich überlasse dir Alles, thue, was dich beruhigen kann. Was kann ich sagen, als daß ich dich liebe; was versprechen, als was in dem Worte Liebe schon liegt, Treue? Aber die sogenannte Versorgung? Student noch zwei Jahre; die gewisse Aussicht auf ein stürmisches Leben, vielleicht bald auf fremdem Boden!

Zum Schlusse trete ich zu dir und singe dir einen alten Wiegengesang:

War nicht umsonst so still und schwach,
Verlass’ne Liebe trug sie nach.
In ihrer kleinen Kammer hoch
Sie stets an der Erinnerung sog;
An ihrem Brodschrank an der Wand
Er immer, immer vor ihr stand,
Und wenn ein Schlaf sie übernahm,
Er immer, immer wieder kam.

Und dann:

Denn immer, immer, immer doch
Schwebt ihr das Bild an Wänden noch
Von einem Menschen, welcher kam
Und ihr als Kind das Herze nahm.
Fast ausgelöscht ist sein Gesicht,
Doch seiner Worte Kraft noch nicht,
Und jener Stunden Seligkeit,
Ach jener Träume Wirklichkeit,
Die, angeboren jedermann,
Kein Mensch sich wirklich machen kann.

Nach Mitte März 1834. An Wilhelmine Jaeglé in Straßburg

... Ich werde gleich von hier nach Straßburg gehen, ohne D.... zu berühren; ich hätte dort auf Schwierigkeiten gestoßen, und meine Reise wäre vielleicht bis zu Ende der Vakanzen verschoben worden. Ich schreibe dir jedoch vorher noch einmal, sonst ertrag’ ich’s nicht vor Ungeduld; dieser Brief ist ohnedies so langweilig, wie ein Anmelden in einem vornehmen Hause: Herr Studiosus Büchner. Das ist Alles! Wie ich hier zusammenschrumpfe, ich erliege fast unter diesem Bewußtsein; ja sonst wäre es ziemlich gleichgiltig; wie man nur einen Betäubten oder Blödsinnigen beklagen mag! Aber du, was sagst du zu dem Invaliden? Ich wenigstens kann die Leute auf halbem Sold nicht ausstehen. Nous ferons un peu de romantique, pour nous tenir à la hauteur du siècle; et puis me faudra-t-il du fer à cheval pour faire de l’impression à un coeur de femme? Aujourd’hui on a le système nerveux un peu robuste. Adieu.

19. März 1834. An die Eltern in Darmstadt

Gießen, den 19. März 1834.

..... Wichtiger ist die Untersuchung wegen der Verbindungen; die Relegation steht wenigstens dreißig Studenten bevor. Ich wollte die Unschädlichkeit dieser Verschwörer eidlich bekräftigen. Die Regierung muß aber doch etwas zu thun haben! Sie dankt ihrem Himmel, wenn ein paar Kinder schleifen oder Ketten schaukeln! – Die in Friedberg Verhafteten sind frei, mit Ausnahme von Vieren. – ...

24. März 1834. Von Georg Reuß nach Gießen

Darmstadt den 24ten Merz 1834.

Lieber Georg!

Ich war wirklich nicht wenig erstaunt heute Morgen, einen Brief von Dir zu erhalten, worin Du noch um Geld bittest, im größten Regen gieng ich sogleich in die Heyrische Buchhandlung, und ließ mir eine Anweisung von 17. f 30. Xr an die dortige Buchhandlung geben, diese nebst einem Briefe folgt anbey, wogegen Du sogleich das Geld in Empfang nehmen kannst. Wenn Du Dich nun beeilts, so mußt Du bis den Mittwoch Abend mit dem Gieser Briefcourier hier eintreffen; dieß verlang ich vor allem von Dir: denn der Zustand worin sich Dein Vater, ins besondere Deine leidente Mutter befindet, über Dein Ausbleiben, ist der Raum zu kurz es hier zu beschreiben, ich weiß nicht wie Du Dich hierüber genügend verantworten willst. Dein Vater ist so aufgeregt so wie auch Deine Mutter, daß ich Ihnen von Deinem Verlangen nach Geld ohnmöglich etwas sagen konnte, sinne nun auf Deiner Reise darnach, wie wir es dem Vater beybringen wollen, und wie Du Dein Ausbleiben entschuldigen kannst. Wärest Du wie andere Menschen, daß heißt gäbst Du Dir Mühe etwas Lebensklugheit Dir anzueignen, so hättest Du in Deinem ersten Brief an mich, nur geschrieben, ich habe den Vater um 22. f gebeten, ich brauche aber außerdem noch 20. f, so wärest Du nun schon hier, es ist recht schlimm, wenn man mit viel Kenntnißen, als ein Schußel auf der Welt herum gehet. Mündlich ein mehreres. Dein Onkel

George Reusz

 

 

Nach 27. März 1834. An die Eltern in Darmstadt

 Ich war im Aeußeren ruhig, doch war ich in tiefe Schwermuth verfallen; dabei engten mich die politischen Verhältnisse ein, ich schämte mich, ein Knecht mit Knechten zu sein, einem vermoderten Fürstengeschlecht und einem kriechenden Staatsdiener-Aristokratismus zu Gefallen. Ich komme nach Gießen in die niedrigsten Verhältnisse, Kummer und Widerwillen machen mich krank.

25. Mai 1834. An die Eltern in Darmstadt

Gießen, den 25. Mai 1834.

..... Das Treiben des „Burschen“ kümmert mich wenig, gestern Abend hat er von dem Philister Schläge bekommen. Man schrie Bursch heraus! Es kam aber Niemand, als die Mitglieder zweier Verbindungen, die aber den Universitätsrichter rufen mußten, um sich vor den Schuster- und Schneiderbuben zu retten. Der Universitätsrichter war betrunken und schimpfte die Bürger; es wundert mich, daß er keine Schläge bekam; das Possierlichste ist, daß die Buben liberal sind und sich daher an die loyal gesinnten Verbindungen machten. Die Sache soll sich heute Abend wiederholen, man munkelt sogar von einem Auszug; ich hoffe, daß der Bursche wieder Schläge bekommt; wir halten zu den Bürgern und bleiben in der Stadt......

2. Juli 1834. An die Eltern in Darmstadt

 Gießen, den 2. Juli 1834.

..... Was sagt man zu der Verurtheilung von Schulz? – Mich wundert es nicht, es riecht nach Kommißbrod. – A propos, wißt Ihr die hübsche Geschichte vom Herrn Commissär, etc...? Der gute Columbus sollte in X.... bei einem Schreiner eine geheime Presse entdecken. Er besetzt das Haus, dringt ein. „Guter Mann, es ist Alles aus, führ’ Er mich nur an die Presse.“ – Der Mann führt ihn an die Kelter. „Nein, Mann! Die Presse! Die Presse!“ – Der Mann versteht ihn nicht, und der Commissär wagt sich in den Keller. Es ist dunkel. „Ein Licht, Mann!“ – „Das müssen Sie kaufen, wenn Sie eins haben wollen.“ – Aber der Herr Commissär spart dem Lande überflüssige Ausgaben. Er rennt, wie Münchhausen, an einen Balken, er schlägt Feuer aus seinem Nasenbein, das Blut fließt, er achtet nichts und findet nichts. Unser lieber Großherzog wird ihm aus einem Civilverdienstorden ein Nasenfutteral machen. – ......

8. August 1834. An die Eltern in Darmstadt

Gießen, den 8. August 1834.

..... Ich gehe meinen Beschäftigungen wie gewöhnlich nach, vernommen bin ich nicht weiter geworden. Verdächtiges hat man nicht gefunden, nur die französischen Briefe scheinen noch nicht entziffert zu sein; der Herr Universitätsrichter muß sich wohl erst Unterricht im Französischen nehmen. Man hat mir sie noch nicht zurückgegeben..... Uebrigens habe ich mich bereits an das Disciplinargericht gewendet und es um Schutz gegen die Willkür des Universitätsrichters gebeten. Ich bin auf die Antwort begierig. Ich kann mich nicht entschließen, auf die mir gebührende Genugthuung zu verzichten. Das Verletzen meiner heiligsten Rechte und das Einbrechen in alle meine Geheimnisse, das Berühren von Papieren, die mir Heiligthümer sind, empörten mich zu tief, als daß ich nicht jedes Mittel ergreifen sollte, um mich an dem Urheber dieser Gewaltthat zu rächen. Den Universitätsrichter habe ich mittelst des höflichsten Spottes fast ums Leben gebracht. Wie ich zurückkam, mein Zimmer mir verboten und mein Pult versiegelt fand, lief ich zu ihm und sagte ihm ganz kaltblütig mit der größten Höflichkeit, in Gegenwart mehrerer Personen: wie ich vernommen, habe er in meiner Abwesenheit mein Zimmer mit seinem Besuche beehrt, ich komme, um ihn um den Grund seines gütigen Besuches zu fragen etc. – Es ist Schade, daß ich nicht nach dem Mittagessen gekommen, aber auch so barst er fast und mußte diese beißende Ironie mit der größten Höflichkeit beantworten. Das Gesetz sagt, nur in Fällen sehr dringenden Verdachts, ja nur eines Verdachtes, der statt halben Beweises gelten könne, dürfe eine Haussuchung vorgenommen werden. Ihr seht, wie man das Gesetz auslegt. Verdacht, am wenigsten ein dringender, kann nicht gegen mich vorliegen, sonst müßte ich verhaftet sein; in der Zeit, wo ich hier bin, könnte ich ja jede Untersuchung durch Verabreden gleichlautender Aussagen und dergleichen unmöglich machen. Es geht hieraus hervor, daß ich durch nichts compromittirt bin und daß die Haussuchung nur vorgenommen worden, weil ich nicht liederlich und nicht sclavisch genug aussehe, um für keinen Demagogen gehalten zu werden. Ein[e] solche Gewaltthat stillschweigend ertragen, hieße die Regierung zur Mitschuldigen machen; hieße aussprechen, daß es keine gesetzliche Garantie mehr gäbe; hieße erklären, daß das verletzte Recht keine Genugthuung mehr erhalte. Ich will unserer Regierung diese grobe Beleidigung nicht anthun.

Wir wissen nichts von Minnigerode; das Gerücht mit Offenbach ist jedenfalls reine Erfindung; daß ich auch schon da gewesen, kann mich nicht mehr compromittiren, als jeden anderen Reisenden....– Sollte man, sowie man ohne die gesetzlich nothwendige Ursache meine Papiere durchsuchte, mich auch ohne dieselbe festnehmen, in Gottes Namen! ich kann so wenig darüber hinaus, und es ist dies so wenig meine Schuld, als wenn eine Heerde Banditen mich anhielte, plünderte oder mordete. Es ist Gewalt, der man sich fügen muß, wenn man nicht stark genug ist, ihr zu widerstehen; aus der Schwäche kann Einem kein Vorwurf gemacht werden.......

Etwa 23. August 1834. An die Eltern in Darmstadt

Es sind jetzt fast drei Wochen seit der Haussuchung verflossen, und man hat mir in Bezug darauf noch nicht die mindeste Eröffnung gemacht. Die Vernehmung bei dem Universitätsrichter am ersten Tage kann nicht in Anschlag gebracht werden, sie steht damit in keinem gesetzlichen Zusammenhang; der Herr Georgi verlangt nur als Universitätsrichter von mir als Studenten: ich solle mich wegen meiner Reise ausweisen, während er die Haussuchung als Regierungscommissär vornahm. Ihr sehet also, wie weit man es in der gesetzlichen Anarchie gebracht hat. Ich vergaß, wenn ich nicht irre, den wichtigen Umstand anzuführen, daß die Haussuchung sogar ohne die drei, durch das Gesetz vorgeschriebenen Urkundspersonen vorgenommen wurde, und so um so mehr den Charakter eines Einbruchs an sich trägt. Das Verletzen unserer Familiengeheimnisse ist ohnehin ein bedeutenderer Diebstahl, als das Wegnehmen einiger Geldstücke. Das Einbrechen in meiner Abwesenheit ist ebenfalls ungesetzlich; man war nur berechtigt, meine Thüre zu versiegeln, und erst dann in meiner Abwesenheit zur Haussuchung zu schreiten, wenn ich mich auf erfolgte Vorladung nicht gestellt hätte. Es sind also drei Verletzungen des Gesetzes vorgefallen: Haussuchung ohne dringenden Verdacht (ich bin, wie gesagt, noch nicht vernommen worden, und es sind drei Wochen verflossen), Haussuchung ohne Urkundspersonen, und endlich Haussuchung am dritten Tage meiner Abwesenheit ohne vorher erfolgte Vorladung. –

Die Vorstellung an das Disciplinargericht war im Grund genommen überflüssig, weil der Universitätsrichter als Regierungscommissär nicht unter ihm steht. Ich that diesen Schritt nur vorerst, um nicht mit der Thüre ins Haus zu fallen; ich stellte mich unter seinen Schutz, ich überließ ihm meine Klage. Seiner Stellung gemäß mußte es meine Sache zu der seinigen machen, aber die Leute sind etwas furchtsamer Natur; ich bin überzeugt, daß sie mich an eine andere Behörde verweisen. Ich erwarte ihre Resolution.... Der Vorfall ist so einfach und liegt so klar am Tage, daß man mir entweder volle Genugthuung schaffen oder öffentlich erklären muß, das Gesetz sei aufgehoben und eine Gewalt an seine Stelle getreten, gegen die es keine Appellation, als Sturmglocken und Pflastersteine gebe.....

25. Februar 1835. Von Karl Gutzkow nach Darmstadt

Verehrtester Herr!

In aller Eile einige Worte! Ihr Drama gefällt mir sehr, u ich werde es Sauerl. empfehlen: nur sind theatralische Sachen für Verleger keine lockenden Artikel. Deshalb müßten Sie bescheidene Honorarfoderungen machen.

Wenn diese vorläufige Anzeige dazu dienen könnte, Ihren Muth wieder etwas aufzurichten, so würd’ es mich freuen. In einigen Tagen mehr!

Frankf. d. 25 Febr. 35

Ihr ergebenster

K. Gutzkow

Einleitung zu Danton’s Tod

3. März 1835. Von Karl Gutzkow nach Darmstadt

Fr. 3 März 35

Verehrtester!

10 Friedrichsd’or will Ihnen Sauerländer geben unter der Bedingung, daß er mehres aus dem Drama für den Phönix benutzen darf, u daß Sie sich bereitwillig finden lassen, die Quecksilberblumen Ihrer Phantasie, u alles, was zu offenbar in die Frankfurter Brunnengasse u die Berlinische Königsmauer ablenkt, halb u halb zu kassiren. Mir freilig ist das so ganz recht, wie Sie es gegeben haben; aber Sauerl. ist ein Familienvater, der 7 rechtmäßige Kinder im Ehebett gezeugt hat, u dem ich schon mit meinen Zweydeutigkeiten ein Alp bin: wieviel mehr Sie mit Ihren ganz grellen und nur auf Eines bezüglichen Eindeutigkeiten! Also dies ist sehr nothwendig.

Nun scheint es aber, als hätten Sie große Eile. Wo wollen Sie hin? brennt es Ihnen wirklich an den Sohlen? Ich kann Alles hören, nur nicht, daß Sie nach Amerika gehen. Sie müssen sich in der Nähe halten, (Schweiz, Frankr.) wo Sie Ihre herrlichen Gaben in die deutsche Literatur hineinflechten können; denn Ihr Danton verräth einen tiefen Fond, in den viel hineingeht, u viel heraus, u das sollten Sie ernstlich bedenken. Solche versteckte Genies, wie Sie, kommen mir grade recht; denn ich möchte, daß meine Profezeiung für die Zukunft nicht ohne Belege bliebe, u Sie haben ganz das Zeug dazu, mitzumachen. Ich hoffe, daß Sie mir hierauf keine Antwort schuldig bleiben.

Wollen Sie Folgendes: Ich komme zu Ihnen hinüber nach Darmstadt, bring’ Ihnen das Geld u fange mit Ihnen gemeinschaftlich an, aus Ihre[m Dan]ton die Veneria herauszutreiben nicht durch Metall, sondern linde, durch Vegetabilien u etwas sentimentale Tisane. Es ist verflucht, aber es geht nicht anders, u ich vergebe Ihnen nicht, daß Sie mich bei dieser Dollmetscherei u Vermittlerschaft zwingen, die Parthie der Prüderie zu führen. Können Sie sich aber noch halten in Darmstadt, so bekommen Sie das Geld und Mscrpt durch Heyer, worauf Sie aber letztres unfehlbar einen Tag später wiederabliefern müssen.

Ihr Gutzkow

Zeittafel 28. Februar bis 3. März 1833

5. März 1835. Von Karl Gutzkow nach Darmstadt

Fr. 5ten März 35

Liebster!

Sauerländer widerräth mir, nach Darmst. zu gehen, weil ihm freilich daran gelegen seyn muß, daß ich mich so kauscher, als möglich verhalte. Doch möcht’ ich Sie gern sprechen; u. ich erwarte deshalb bestimmt von Ihnen (Sie können direkt an mich addressiren Wolfseck) genaure Angabe Ihrer Lage, ob Sie nicht ausgehen dürfen u es dann nicht möglich wäre, daß wir uns in irgend einem Gasthofe ein Rendezvous gäben. Um 10 Uhr Morgens geht hier ein Postwagen ab: da wär’ ich zu Mittag drüben, spräche einige Stunden mit Ihnen u wäre Abends wieder in meiner Behausung. Was dabey so gefährliches ist, seh’ ich nicht: es sey denn, daß Sie als Pech in Darmstadt herum wandeln, u jeden wieder in’s Pech brächten, der einige Worte mit Ihnen spricht. Oder gehen Sie gar nicht aus; dann such’ ich Sie in Ihrem Versteck. Vor allen Dingen vertilgen Sie meine Briefe!

Daß Sie nach Fr. gehen: ist gut. So bleiben Sie doch in der Nähe u können für Deutschl. etwas thun. Arbeiten Sie ja für den Phönix: wenn Sie keine Quellen in Fr. haben, müssen Sie solche Verbindungen nicht abweisen. – Wenn Sie mir über Ihre Lage einige Aufklärungen geben, komm’ ich sogleich: ich bin so einer Erholung bedürftig, da ich in einigen Tagen meine Tragödie Nero fertig habe.

Ihr Gutzkow

Herrn B.

P S. Ueberschicken Sie mit Ihrem Briefe auch die Quittung!

9. März 1835. An die Eltern in Darmstadt

 Weißenburg, den 9. März 1835.

Eben lange ich wohlbehalten hier an. Die Reise ging schnell und bequem vor sich. Ihr könnt, was meine persönliche Sicherheit anlangt, völlig ruhig sein. Sicheren Nachrichten gemäß bezweifle ich auch nicht, daß mir der Aufenthalt in Straßburg gestattet werden wird.... Nur die dringendsten Gründe konnten mich zwingen, Vaterland und Vaterhaus in der Art zu verlassen... Ich konnte mich unserer politischen Inquisition stellen; von dem Resultat einer Untersuchung hatte ich nichts zu befürchten, aber Alles von der Untersuchung selbst..... Ich bin überzeugt, daß nach einem Verlaufe von zwei bis drei Jahren meiner Rückkehr nichts mehr im Wege stehen wird. Diese Zeit hätte ich im Falle des Bleibens in einem Kerker zu Friedberg versessen; körperlich und geistig zerrüttet wäre ich dann entlassen worden. Dies stand mir so deutlich vor Augen, dessen war ich so gewiß, daß ich das große Uebel einer freiwilligen Verbannung wählte. Jetzt habe ich Hände und Kopf frei.... Es liegt jetzt Alles in meiner Hand. Ich werde das Studium der medicinisch-philosophischen Wissenschaften mit der größten Anstrengung betreiben, und auf dem Felde ist noch Raum genug, um etwas Tüchtiges zu leisten und unsere Zeit ist grade dazu gemacht, dergleichen anzuerkennen. Seit ich über der Grenze bin, habe ich frischen Lebensmuth, ich stehe jetzt ganz allein, aber gerade das steigert meine Kräfte. Der beständigen geheimen Angst vor Verhaftung und sonstigen Verfolgungen, die mich in Darmstadt beständig peinigte, enthoben zu sein, ist eine große Wohlthat.....

 

Mitte März 1835. An Karl Gutzkow in Frankfurt am Main

Straßburg.

Verehrtester!

Vielleicht haben Sie durch einen Steckbrief im Frankfurter Journal meine Abreise von Darmstadt erfahren. Seit einigen Tagen bin ich hier; ob ich bleiben werde, weiß ich nicht, das hängt von verschiedenen Umständen ab. Mein Manuscript wird unter der Hand seinen Kurs durchgemacht haben.

Meine Zukunft ist so problematisch, daß sie mich selbst zu interessiren anfängt, was viel heißen will. Zu dem subtilen Selbstmord durch Arbeit kann ich mich nicht leicht entschließen; ich hoffe, meine Faulheit wenigstes ein Vierteljahr lang fristen zu können, und nehme dann Handgeld entweder von den Jesuiten für den Dienst der Maria oder von den St. Simonisten für die femme libre, oder sterbe mit meiner Geliebten. Wir werden sehen. Vielleicht bin ich auch dabei, wenn noch einmal das Münster eine Jacobiner-Mütze aufsetzen sollte. Was sagen Sie dazu? Es ist nur mein Spaß. Aber Sie sollen noch erleben, zu was ein Deutscher nicht fähig ist, wenn er Hunger hat. Ich wollte, es ginge der ganzen Nation wie mir. Wenn es einmal ein Misjahr gibt, worin nur der Hanf geräth! Das sollte lustig gehen, wir wollten schon eine Boa Constriktor zusammen flechten. Mein Danton ist vorläufig ein seidnes Schnürchen und meine Muse ein verkleideter Samson.

17. März 1835. Von Karl Gutzkow nach Straßburg

Frankfurt a M. 17 März 35

Lieber, ich habe vor länger als 8 Tagen, beinahe 14 Tagen schon 10 Fr. an die Darmstädter Adresse gesandt u von Ihrem Vater darauf die Anzeige erhalten, Sie wären nach Friedberg u das Geld würde Ihnen eingehändigt werden. Ihr Vater schien von der Herkunft dieses Geldes nichts zu wissen.

Werden Sie in Strasburg bleiben? Ich halte es für rathsaam, da Sie wie Enghien wol keine Aushebung durch Dragoner zu fürchten haben. Sie sollten meine Ermunterung, in der Theilnahme an deutscher Literatur fortzufahren, nicht in den französischen Wind schlagen. Was Sie leisten können, zeigt Ihr Danton, den ich heute zu säubern angefangen habe, u der des Vortrefflichsten soviel enthält. Glauben Sie denn, daß sich irgend Etwas Positives für Deutschlands Politik thun läßt? Ich glaube, Sie taugen zu mehr, als zu einer Erbse, welche die offne Wunde der deutschen Revolution in der Eiterung hält. Treiben Sie wie ich den Schmuggelhandel der Freiheit: Wein verhüllt in Novellenstroh, nichts in seinem natürlichen Gewande: ich glaube, man nüzt so mehr, als wenn man blind in Gewehre läuft, die keineswegs blindgeladen sind. Wär’ es nicht, so hätt’ ich mich in der Rechnung meines Lebens betrogen u müßte dann selbst meinen Untergang beschleunigen.

Noch drückt Sie Mangel. Hoffentlich haben Sie jezt das, was Sie zehnmal verdient haben. Das beste Mittel der Existenz bleibt die Autorschaft, d. h. nicht die geächtete, sondern die noch etwas geachtete, wenigstens honorirte bei den Philistern, welche das Geld haben. Spekuliren Sie auf Ideen, Poesie, was Ihnen der Genius bringt. Ich will Kanal sein, oder Trödler, der Ihnen klingend antwortet. Bessern Rath weiß ich nicht, u ich möchte Ihnen doch welchen geben, u recht altklug Ihnen zurufen: gehen Sie in sich, werden Sie praktisch, u regeln Sie Ihr Leben. Aber ich thu’ es zagend; denn unsre Zeit hat eine ganz besondre Art Schaam erfunden, nämlich die, nicht unglücklich zu seyn.

Vergessen Sie nicht, von sich hören zu lassen.

Ihr G.

27. März 1835. An die Eltern in Darmstadt

Straßburg, den 27. März 1835.

..... Ich fürchte sehr, daß das Resultat der Untersuchung den Schritt, welchen ich gethan, hinlänglich rechtfertigen wird; es sind wieder Verhaftungen erfolgt, und man erwartet nächstens deren noch mehr. Minnigerode ist in flagranti crimine ertappt worden; man betrachtet ihn als den Weg, der zur Entdeckung aller bisherigen revolutionären Umtriebe führen soll, man sucht ihm um jeden Preis sein Geheimniß zu entreißen; wie sollte seine schwache Constitution der langsamen Folter, auf die man ihn spannt, widerstehen können?.... Ist in den deutschen Zeitungen die Hinrichtung des Lieutenant Kosseritz auf dem Hohenasperg in Würtemberg bekannt gemacht worden? Er war Mitwisser um das Frankfurter Complott, und wurde vor einiger Zeit erschossen. Der Buchhändler Frankh aus Stuttgart ist mit noch mehreren Anderen aus der nämlichen Ursache zum Tode verurtheilt worden, und man glaubt, daß das Urtheil vollstreckt wird......

Danton´s Tod, 1. Folge des Fortsetzungsdrucks

Danton's Tod, 1. Folge des Phönix-Drucks 26. März 1835

Danton´s Tod, 1. Folge des Fortsetzungsdrucks

Danton's Tod, 1. Folge des Phönix-Drucks 26. März 1835

20. April 1835. An die Eltern in Darmstadt

 Straßburg, den 20. April 1835.

..... Heute Morgen erhielt ich eine traurige Nachricht; ein Flüchtling aus der Gegend von Gießen ist hier angekommen; er erzählte mir, in der Gegend von Marburg seien mehrere Personen verhaftet und bei einem von ihnen eine Presse gefunden worden, außerdem sind meine Freunde L. Becker und Klemm eingezogen worden, und Rector Weidig von Butzbach wird verfolgt. Ich begreife unter solchen Umständen die Freilassung von P..... nicht. Jetzt erst bin ich froh, daß ich weg bin, man würde mich auf keinen Fall verschont haben.... Ich sehe meiner Zukunft sehr ruhig entgegen. Jedenfalls könnte ich von meinen schriftstellerischen Arbeiten leben..... Man hat mich auch aufgefordert, Kritiken über die neu erscheinenden französischen Werke in das Literaturblatt zu schicken, sie werden gut bezahlt. Ich würde mir noch weit mehr verdienen können, wenn ich mehr Zeit darauf verwenden wollte, aber ich bin entschlossen, meinen Studienplan nicht aufzugeben......

5. Mai 1835. An die Eltern in Darmstadt

Straßburg, den 5. Mai 1835.

Schulz und seine Frau gefallen mir sehr gut, ich habe schon seit längerer Zeit Bekanntschaft mit ihnen gemacht und besuche sie öfters. Schulz namentlich ist nichts weniger, als die unruhige Kanzleibürste, die ich mir unter ihm vorstellte; er ist ein ziemlich ruhiger und sehr anspruchsloser Mann. Er beabsichtigt in aller Nähe mit seiner Frau nach Nancy und in Zeit von einem Jahr ungefähr nach Zürich zu gehen, um dort zu dociren.... Die Verhältnisse der politischen Flüchtlinge sind in der Schweiz keineswegs so schlecht, als man sich einbildet; die strengen Maßregeln erstrecken sich nur auf diejenigen, welche durch ihre fortgesetzten Tollheiten die Schweiz in die unangenehmsten Verhältnisse mit dem Auslande gebracht und schon beinahe in einen Krieg mit demselben verwickelt haben..... Böckel und Baum sind fortwährend meine intimsten Freunde; Letzterer will seine Abhandlung über die Methodisten, wofür er einen Preis von 3000 Francs erhalten hat und öffentlich gekrönt worden ist, drucken lassen. Ich habe mich in seinem Namen an Gutzkow gewendet, mit dem ich fortwährend in Correspondenz stehe. Er ist im Augenblick in Berlin, muß aber bald wieder zurückkommen. Er scheint viel auf mich zu halten, ich bin froh darüber, sein Literaturblatt steht in großem Ansehn. ..... Im Juni wird er hierherkommen, wie er mir schreibt. Daß Mehreres aus meinem Drama im Phönix erschienen ist, hatte ich durch ihn erfahren, er versicherte mich auch, daß das Blatt viel Ehre damit eingelegt habe. Das Ganze muß bald erscheinen. Im Fall es euch zu Gesicht kommt, bitte ich euch, bei eurer Beurtheilung vorerst zu bedenken, daß ich der Geschichte treu bleiben und die Männer der Revolution geben mußte, wie sie waren, blutig, liederlich, energisch und cynisch. Ich betrachte mein Drama wie ein geschichtliches Gemälde, das seinem Original gleichen muß. ... Gutzkow hat mich um Kritiken, wie um eine besondere Gefälligkeit gebeten; ich konnte es nicht abschlagen, ich gebe mich ja doch in meinen freien Stunden mit Lectüre ab, und wenn ich dann manchmal die Feder in die Hand nehme und schreibe über das Gelesene etwas nieder, so ist dieß keine so große Mühe und nimmt wenig Zeit weg. ... Der Geburtstag des Königs ging sehr still vorüber, Niemand fragt nach dergleichen, selbst die Republikaner sind ruhig; sie wollen keine Emeuten mehr, aber ihre Grundsätze finden von Tag zu Tag, namentlich bei der jungen Generation mehr Anhang, und so wird wohl die Regierung nach und nach, ohne gewaltsame Umwälzung von selbst zusammenfallen. ... Sartorius ist verhaftet, sowie auch Becker. Heute habe ich auch die Verhaftung des Herrn Weidig und des Pfarrers Flick zu Petterweil erfahren......

12. Mai 1835. Von Karl Gutzkow nach Straßburg

Mannheim 12 May 35

Mein Lieber,

Statt daß Sie mich um tausend Parasangen weiter von sich denken, bin ich Ihnen um hundert näher gerückt. Meine Paßverhältnisse sind etwas in Unordnung, sonst käm’ ich schon zu Ihnen. Ich spare das auf. Die Berliner Reise ist mit Gefahren verknüpft. Durch eine Vorrede zu Schleiermachers Briefen über Schlegels Luzinde hab’ ich die Geistlichkeit u den Hof gegen mich empört: ich fürchte ein Autodafé u halte mich am Rheingeländer, das bald übersprungen ist. Adressiren Sie recht bald eine Nachricht hieher an mich wohnhaft bei HE Reitz. Ihre Äußerungen über neure Lit. vermag ich nicht aufzunehmen, weil mir jezt die Muße fehlt. Nur glauben Sie nicht, daß ich z. B. durch meine Besorgung einer Uebersetzung V. Hugos eine große Verehrung vor der romantischen Confusion in Paris an den Tag legen will: dies ist nur eine Gefälligkeit für einen Buchhändler, der auf mein Anrathen auch Sie ins Interesse gezogen hat. Danton wird nun gedruckt.

Ihre Novelle Lenz soll jedenfalls, weil Straßburg dazu anregt, den gestrandeten Poeten zum Vorwurf haben? Ich freue mich, wenn Sie schaffen. Einen Verleger geb’ ich Ihnen sogleich. Auch sagen Sie Ihrem theologischen Freunde, daß er für seine Schrift einen Abnehmer hat, falls Matter in Straßburg sich dazu entschließen könnte, sie zu bevorworten.

Wer war der Freund, der mich in Frankf. treffen wollte?

Vergelten Sie mir diese Abbreviatur von einem Briefe nicht, sondern seyen Sie mittheilsam u vollständig!

Ihr Gutzkow

10. Juni 1835. An die Eltern in Darmstadt

Straßburg, Mittwoch nach Pfingsten 1835.

..... Was ihr mir von dem in Darmstadt verbreiteten Gerüchte hinsichtlich einer in Straßburg bestehenden Verbindung sagt, beunruhigt mich sehr. Es sind höchstens acht bis neun deutsche Flüchtlinge hier, ich komme fast in keine Berührung mit ihnen, und an eine politische Verbindung ist nicht zu denken. Sie sehen so gut wie ich ein, daß unter den jetzigen Umständen dergleichen im Ganzen unnütz und dem, der daran Theil nimmt, höchst verderblich ist. Sie haben nur einen Zweck, nämlich durch Arbeiten, Fleiß und gute Sitten das sehr gesunkene Ansehn der deutschen Flüchtlinge wieder zu heben, und ich finde das sehr lobenswerth. Straßburg schien übrigens unserer Regierung höchst verdächtig und sehr gefährlich, es wundern mich daher die umgehenden Gerüchte nicht im Geringsten, nur macht es mich besorgt, daß unsere Regierung die Ausweisung der Schuldigen verlangen will. Wir stehen hier unter keinem gesetzlichen Schutz, halten uns eigentlich gegen das Gesetz hier auf, sind nur geduldet und somit ganz der Willkür des Präfecten überlassen. Sollte ein derartiges Verlangen von unserer Regierung gestellt werden, so würde man nicht fragen: existirt eine solche Verbindung oder nicht? sondern man würde ausweisen, was da ist. Ich kann zwar auf Protection genug zählen, um mich hier halten zu können, aber das geht nur so lange, als die hessische Regierung nicht besonders meine Ausweisung verlangt, denn in diesem Falle spricht das Gesetz zu deutlich, als daß die Behörde ihm nicht nachkommen müßte. Doch hoffe ich, das Alles ist übertrieben. Uns berührt auch folgende Thatsache: Dr. Schulz hat nämlich vor einigen Tagen den Befehl erhalten, Straßburg zu verlassen; er hatte hier ganz zurückgezogen gelebt, sich ganz ruhig verhalten und dennoch! Ich hoffe, daß unsere Regierung mich für zu unbedeutend hielt, um auch gegen mich ähnliche Maßregeln zu ergreifen und daß ich somit ungestört bleiben werde. Sagt, ich sei in die Schweiz gegangen. – Heumann sprach ich gestern. – Auch sind in der letzten Zeit wieder fünf Flüchtlinge aus Darmstadt und Gießen hier eingetroffen und bereits in die Schweiz weiter gereist. Rosenstiel, Wiener und Stamm sind unter ihnen.....

17. August 1835. An die Eltern in Darmstadt

Straßburg, den 17. August 1835.

Von Umtrieben weiß ich nichts. Ich und meine Freunde sind sämmtlich der Meinung, daß man für jetzt Alles der Zeit überlassen muß; übrigens kann der Mißbrauch, welchen die Fürsten mit ihrer wieder erlangten Gewalt treiben, nur zu unserem Vortheil gereichen. Ihr müßt Euch durch die verschiedenen Gerüchte nicht irre machen lassen; so soll sogar ein Mensch Euch besucht haben, der sich für Einen meiner Freunde ausgab. Ich erinnere mich gar nicht, den Menschen je gesehen zu haben; wie mir die Anderen jedoch erzählten, ist er ein ausgemachter Schurke, der wahrscheinlich auch das Gerücht von einer hier bestehenden Verbindung ausgesprengt hat. Die Gegenwart des Prinzen Emil, der eben hier ist, könnte vielleicht nachtheilige Folgen für uns haben, im Fall er von dem Präfecten unsere Ausweisung begehrte; doch halten wir uns für zu unbedeutend, als daß seine Hoheit sich mit uns beschäftigen sollte. Uebrigens sind fast sämmtliche Flüchtlinge in die Schweiz und in das Innere abgereist, und in wenigen Tagen gehen noch Mehrere, so daß höchstens fünf bis sechs hier bleiben werden......

28. August 1835. Von Karl Gutzkow nach Straßburg

Stuttgart 28 Aug 35

Jezt werd’ ich klagen, mein lieber Freund, daß Sie sich in ein nebelhaftes Schweigen hüllen. Wie leben Sie? Ich bin in Ihrer Nähe; aber leider werd’ ich die Muße nicht haben, Straßburg besuchen zu können. Zwar bin ich jezt ungebundener, als je, weil ich mein Literaturblatt am Phönix preisgegeben habe, aber es drücken mich doch mancherley Geschäfte, weil ich gesonnen bin, noch vor dem neuen Jahre selbst ein Journal mit meinem Freunde L. Wienbarg zu ediren. Der Titel wird seyn: Deutsche Revüe: die Form, wöchentlich ein Heft. Ich gestehe aufrichtig, daß ich mich bei diesem Unternehmen ernstlich auf Sie verlassen möchte. Schreiben Sie mir sobald Sie können nach Frkft im Wolfseck, ob ich, monatlich wenigstens 1 Artikel, (spekulativ, poetisch, kritisch, quidquid fert animus) von Ihnen erwarten darf? Mit den buchhändlerischen Bedingungen werden Sie zufrieden seyn.

Mein Frankfurter Lit. Bl. ennuyirte mich, der Dullerschen Sozietät wegen. Die Deutschen, welche sehr viel auf Hörensagen, wenig auf Autopsie geben, pflegen gern nach dem Grundsatz zu urtheilen: Nenne mir, mit wem du umgehst, u ich will dir sagen, wer du bist! Diesen Dullerschen Maaßstab somit an mich anlegen zu lassen, bin ich zu hoffärtig. Eine Sauerländersche Plumpheit (Sauerl. ist kein Buchhändler sondern ein Frankforter Borjuar) gab mir Rechtsvorwand, abzubrechen.

Ueber Ihren Danton hör’ ich sonst noch nichts. Wienbarg hat ihn mit Vergnügen gelesen. Von Grabbe sind 2 Dramen erschienen. Wenn man diese aufgesteifte, forcirte, knöcherne Manier betrachtet, so muß man Ihrer frischen, sprudelnden Naturkraft das günstigste Horoskop stellen.

Haben Sie Freunde in der Schweiz? nämlich Freunde, die Sie dafür halten? Man hat mir von dort anonyme Zusendungen gemacht, um Ihr Talent zu verdächtigen u namentlich mich von der Hingebung, die ich öffentlich gegen Sie gezeigt habe, zurückzubringen. Mehr mag ich nicht sagen. Es scheinen Knaben zu seyn, die mit Ihnen auf der Schulbank saßen, u sich ärgerten, wenn Sie raschere Antworten gaben.

Schreiben Sie nach Frkft

Ihr Gutzkow

Anfang September 1835. An Karl Gutzkow in Frankfurt am Main

Was Sie mir über die Zusendung aus der Schweiz sagen, macht mich lachen. Ich sehe schon, wo es herkommt. Ein Mensch, der mir einmal, es ist schon lange her, sehr lieb war, mir später zur unerträglichen Last geworden ist, den ich schon seit Jahren schleppe und der sich, ich weiß nicht aus welcher verdammten Nothwendigkeit, ohne Zuneigung, ohne Liebe, ohne Zutrauen an mich anklammert und quält und den ich wie ein nothwendiges Uebel getragen hab[e]! Es war mir wie einem Lahmen oder Krüppel zu Muth und ich hatte mich so ziemlich in mein Leiden gefunden[.] Aber jetzt bin ich froh, es ist mir, als wäre ich von einer Todsünde absolvirt. Ich kann ihn endlich mit guter Manier vor die Thüre werfen. Ich war bisher unvernünftig gutmüthig, es wäre mir leichter gefallen ihn todtzuschlagen, als zu sagen: Pack dich! Aber jetzt bin ich ihn los! Gott sei Dank! Nichts kommt Einem doch in der Welt theurer zu stehen, als die Humanität.

Die ganze Revolution hat sich schon in Liberale und Absolutisten getheilt und muß von der ungebildeten und armen Klasse aufgefressen werden; das Verhältniß zwischen Armen und Reichen ist das einzige revolutionäre Element in der Welt, der Hunger allein kann die Freiheitsgöttin und nur ein Moses, der uns die sieben ägyptischen Plagen auf den Hals schickte, könnte ein Messias werden. Mästen Sie die Bauern, und die Revolution bekommt die Apoplexie. Ein Huhn im Topf jedes Bauern macht den gallischen Hahn verenden.

September 1835. An Wilhelm Büchner in Butzbach

...... Ich würde Dir das nicht sagen, wenn ich im Entferntesten jetzt an die Möglichkeit einer politischen Umwälzung glauben könnte. Ich habe mich seit einem halben Jahre vollkommen überzeugt, daß Nichts zu thun ist, und daß Jeder, der im Augenblicke sich aufopfert, seine Haut wie ein Narr zu Markte trägt. Ich kann Dir nichts Näheres sagen, aber ich kenne die Verhältnisse, ich weiß, wie schwach, wie unbedeutend, wie zerstückelt die liberale Partei ist, ich weiß, daß ein zweckmäßiges, übereinstimmendes Handeln unmöglich ist, und daß jeder Versuch auch nicht zum geringsten Resultate führt. […] Eine genaue Bekanntschaft mit dem Treiben der deutschen Revolutionärs im Auslande hat mich überzeugt, daß auch von dieser Seite nicht das Geringste zu hoffen ist. Es herrscht unter ihnen eine babylonische Verwirrung, die nie gelöst werden wird. Hoffen wir auf die Zeit!

20. September 1835. An die Eltern in Darmstadt

Straßburg, den 20. September 1835.

...... Mir hat sich eine Quelle geöffnet; es handelt sich um ein großes Literaturblatt, deutsche Revue betitelt, das mit Anfang des neuen Jahres in Wochenheften erscheinen soll. Gutzkow und Wienbarg werden das Unternehmen leiten; man hat mich zu monatlichen Beiträgen aufgefordert. Ob das gleich eine Gelegenheit gewesen wäre, mir vielleicht ein regelmäßiges Einkommen zu sichern, so habe ich doch meiner Studien halber die Verpflichtung zu regelmäßigen Beiträgen abgelehnt. Vielleicht, daß Ende des Jahres noch etwas von mir erscheint. – Kl... also frei? Er ist mehr ein Unglücklicher, als ein Verbrecher, ich bemitleide ihn eher, als ich ihn verachte; man muß doch gar pfiffig die tolle Leidenschaft des armen Teufels benützt haben. Er hatte sonst Ehrgefühl, ich glaube nicht, daß er seine Schande wird ertragen können. Seine Familie verleugnet ihn, seinen älteren Bruder ausgenommen, der eine Hauptrolle in der Sache gespielt zu haben scheint. Es sind viel Leute dadurch unglücklich geworden. Mit Minnigerode soll es besser gehen. Hat denn Gladbach noch kein Urtheil? Das heiße ich einen doch lebendig begraben. Mich schaudert, wenn ich denke, was vielleicht mein Schicksal gewesen wäre! ......

28. September 1835. Von Karl Gutzkow nach Straßburg

Mein lieber Freund,

Sie erbauen weder mich, noch meinen Plan durch Ihren jüngsten, doch so willkommnen Brief. Ich hatte sicher auf Sie gerechnet, ich spekulirte auf lauter Jungfernerzeugnisse, Gedankenblitze aus erster Hand, Lenziana, subjektiv & objektiv: Sie können auch Ihre abschlägige Antwort nicht so rund gemeint haben u werden schon darauf eingehen, folgenden Calcül, mit sich anzustellen: Du hast ein Buch mit deinem Namen geschrieben. Ein Enthusiast hat es unbedingt gelobt. Ja, du hast dich sogar herabgelassen, 2 wahrscheinlich sehr elende Dramen von V. Hugo zu übersetzen; du stehst nun mitten drinnen, und mußt dich entweder behaupten, oder avanciren. Die Deutsche Revüe wird großartig verbreitet, sie zahlt für den 8oBogen 2 Friedr.d’ors. Sie hat einige glänzende Aushängeschilde von Namen, welche sogar das alte u besorgliche Publikum anlocken. In der That, lieber Büchner, häuten Sie sich zum 2ten Male: geben Sie uns, wenn weiter nichts im Anfang, Erinnerungen an Lenz: da scheinen Sie Thatsachen zu haben, die leicht aufgezeichnet sind. Ihr Name ist einmal heraus, jezt fangen Sie an, geniale Beweise für denselben zu führen.

Das Brockhaussche Repertorium kanzelt Sie mit 2 Worten ab. Die Abend-Zeitung, wie ich aus einem Briefe von Th. Hell an einen Dritten, sehe, wird deßgleichen thun. Basenhaft genug schreibt dieser Hofrath Hell genannt Winckler: Wer ist dieser Büchner? Antworten Sie ihm darauf!

W. Schulz hat an mich geschrieben. Er scheint recht gedrückt zu seyn; was ich für ihn ausrichten kann, will ich sehen. Er solle sich noch einige Tage gedulden.

Von Menzels elendem Angriffe auf meine Person werden Sie gehört haben. Ich mußte ihn für seine Schaamlosigkeit fordern; er schlug diesen Weg aus u zwingt mich nun ihm öffentlich zu dienen. Menzeln wär’ es eine Freude gewesen, wenn ich bei ihm nach wie vor die Zweyte Violine gespielt hätte, u einmal executor seines Testaments geworden wäre. Prinzipien hat er für keine größre Fehde mehr, seine lezten Patronen hat er gegen Göthe verschossen: Nun muß die Religion, die Moral u mein Leben herhalten, um mich zu stürzen. In einigen Tagen erscheinen von mir u Wienbarg Brochüren. Ich kann nichts besseres thun, als aus seiner Infamie eine literarische Streitfrage machen. Zeit ist’s, endlich einmal die Menzelsche Stellung zu revidiren u die kritischen Annalen zu controliren, welche er seit beinahe 10 Jahren geschrieben hat.

Am 1 Dez. erscheint das 1ste Heft der Revüe. Benimmt sich Menzel nicht, als woll’ er sagen: „o Herr Zebaoth, siehe, sie wollen herausgeben ein Blatt, das da heißet: Deutsche Revüe u soll es erscheinen wöchentlich einmal! spricht der Herr: Sela.“

Ihr Gutzkow

Adressiren Sie nicht an Sauerl. sondern kurzweg an meinen Namen.

2. November 1835. An die Eltern in Darmstadt

Straßburg, den 2. November 1835.

..... Ich weiß bestimmt, daß man mir in Darmstadt die abenteuerlichsten Dinge nachsagt; man hat mich bereits dreimal an der Grenze verhaften lassen. Ich finde es natürlich; die außerordentliche Anzahl von Verhaftungen und Steckbriefen muß Aufsehen machen, und da das Publikum jedenfalls nicht weiß, um was es sich eigentlich handelt, so macht es wunderliche Hypothesen. .....

..... Aus der Schweiz habe ich die besten Nachrichten. Es wäre möglich, daß ich noch vor Neujahr von der Züricher Facultät den Doctorhut erhielte, in welchem Fall ich alsdann nächste Ostern anfangen würde, dort zu dociren. In einem Alter von zwei und zwanzig Jahren wäre das Alles, was man fordern kann. .....

..... Neulich hat mein Name in der Allgemeinen Zeitung paradirt. Es handelte sich um eine große literärische Zeitschrift, deutsche Revue, für die ich Artikel zu liefern versprochen habe. Dieß Blatt ist schon vor seinem Erscheinen angegriffen worden, worauf es denn hieß, daß man nur die Herren Heine, Börne, Mundt, Schulz, Büchner etc. zu nennen brauche, um einen Begriff von dem Erfolge zu haben, den diese Zeitschrift haben würde. – Ueber die Art, wie Minnigerode mißhandelt wird, ist im Temps ein Artikel erschienen. Er scheint mir von Darmstadt aus geschrieben; man muß wahrhaftig weit gehen, um einmal klagen zu dürfen. Meine unglücklichen Freunde! .....

 

Ende November 1835. An Karl Gutzkow in Frankfurt am Main

Sie erhalten hiermit ein Bändchen Gedichte von meinem Freunde Stöber. Die Sagen sind schön, aber ich bin kein Verehrer der Manier à la Schwab und Uhland und der Parthei, die immer rückwärts ins Mittelalter greift, weil sie in der Gegenwart keinen Platz ausfüllen kann. Doch ist mir das Büchlein lieb; sollten Sie nichts Günstiges darüber zu sagen wissen, so bitte ich Sie, lieber zu schweigen. Ich habe mich ganz hier in das Land hineingelebt; die Vogesen sind ein Gebirg, das ich liebe wie eine Mutter, ich kenne jede Bergspitze und jedes Thal und die alten Sagen sind so originell und heimlich und die beiden Stöber sind alte Freunde, mit denen ich zum Erstenmal das Gebirg durchstrich. Adolph hat unstreitig Talent, auch wird Ihnen sein Name durch den Musenalmanach bekannt sein. August steht ihm nach, doch ist er gewandt in der Sprache.

Die Sache ist nicht ohne Bedeutung für das Elsaß, sie ist einer von den seltnen Versuchen, die noch manche Elsässer machen, um die deutsche Nationalität Frankreich gegenüber zu wahren und wenigstens das geistige Band zwischen ihnen und dem Vaterland nicht reißen zu lassen. Es wäre traurig, wenn das Münster einmal ganz auf fremdem Boden stünde. Die Absicht, welche zum Theil das Büchlein erstehen ließ, würde sehr gefördert werden, wenn das Unternehmen in Deutschland Anerkennung fände und von der Seite empfehle ich es Ihnen besonders.

Ich werde ganz dumm in dem Studium der Philosophie; ich lerne die Armseligkeit des menschlichen Geistes wieder von einer neuen Seite kennen. Meinetwegen! Wenn man sich nur einbilden könnte, die Löcher in unsern Hosen seien Pallastfenster, so könnte man schon wie ein König leben, so aber friert man erbärmlich.

4. Dezember 1835. Von Karl Gutzkow nach Straßburg

Mein Lieber!

Ich sitz’ im Gefängniß – wie u wodurch das kam, ein Andermal – wenn ich mich in mein Schicksal zu finden weiß. Zunächst dieß, daß ich des Angriffes auf die Religion beschuldigt bin.

Erst wollt’ ich fliehen u schrieb an Mr. Boulet in Paris, für mich zu sorgen. Wahrscheinlich ist unter Ihrer Adresse von da ein Brief an mich gekommen. Schicken Sie ihn mir hieher mit besonderm Couvert an den Dr Löwenthal.

Wie glücklich sind Sie in der Freiheit! Ich sehe voraus, daß ich lange werde geplagt werden. Menzel hat mich soweit gebracht. Ich bin zusammenhängender Ideen nicht fähig. Ein andermal mehr, wenn es sich aus den Eisenstäben schmuggeln läßt.

Ihr G.

Mannheim
d. 4 Dez. 35

1. Januar 1836. An die Eltern in Darmstadt

 Straßburg, den 1. Januar 1836.

..... Das Verbot der deutschen Revue schadet mir nichts. Einige Artikel, die für sie bereit lagen, kann ich an den Phönix schicken. Ich muß lachen, wie fromm und moralisch plötzlich unsere Regierungen werden; der König von X..... läßt unsittliche Bücher verbieten! da darf er seine Biographie nicht erscheinen lassen, denn die wäre das Schmutzigste, was je geschrieben worden! Der Großherzog von Y...., erster Ritter vom doppelten M......, macht sich zum Ritter vom heiligen Geist und läßt Gutzkow arretiren, und der liebe deutsche Michel glaubt, es geschähe Alles aus Religion und Christenthum und klatscht in die Hände. Ich kenne die Bücher nicht, von denen überall die Rede ist; sie sind nicht in den Leihbibliotheken und zu theuer, als daß ich Geld daran wenden sollte. Sollte auch Alles sein, wie man sagt, so könnte ich darin nur die Verirrungen eines durch philosophische Sophismen falsch geleiteten Geistes sehen. Es ist der gewöhnlichste Kunstgriff, den großen Haufen auf seine Seite zu bekommen, wenn man mit recht vollen Backen: „unmoralisch!“ schreit. Uebrigens gehört sehr viel Muth dazu, einen Schriftsteller anzugreifen, der von einem deutschen Gefängniß aus antworten soll. Gutzkow hat bisher einen edlen, kräftigen Charakter gezeigt, er hat Proben von großem Talent abgelegt; woher denn plötzlich das Geschrei? Es kommt mir vor, als stritte man sehr um das Reich von dieser Welt, während man sich stellt, als müsse man der heiligen Dreifaltigkeit das Leben retten. Gutzkow hat in seiner Sphäre muthig für die Freiheit gekämpft; man muß doch die Wenigen, welche noch aufrecht stehn und zu sprechen wagen, verstummen machen! Uebrigens gehöre ich für meine Person keineswegs zu dem sogenannten Jungen Deutschland, der literarischen Partei Gutzkow’s und Heine’s. Nur ein völliges Mißkennen unserer gesellschaftlichen Verhältnisse konnte die Leute glauben machen, daß durch die Tagesliteratur eine völlige Umgestaltung unserer religiösen und gesellschaftlichen Ideen möglich sei. Auch theile ich keineswegs ihre Meinung über die Ehe und das Christenthum, aber ich ärgere mich doch, wenn Leute, die in der Praxis tausendfältig mehr gesündigt, als diese in der Theorie, gleich moralische Gesichter ziehn und den Stein auf ein jugendliches, tüchtiges Talent werfen. Ich gehe meinen Weg für mich und bleibe auf dem Felde des Drama’s, das mit all diesen Streitfragen nichts zu thun hat; ich zeichne meine Charaktere, wie ich sie der Natur und der Geschichte angemessen halte, und lache über die Leute, welche mich für die Moralität oder Immoralität derselben verantwortlich machen wollen. Ich habe darüber meine eignen Gedanken......

..... Ich komme vom Christkindelsmarkt, überall Haufen zerlumpter, frierender Kinder, die mit aufgerissenen Augen und traurigen Gesichtern vor den Herrlichkeiten aus Wasser und Mehl, Dreck und Goldpapier standen. Der Gedanke, daß für die meisten Menschen auch die armseligsten Genüsse und Freuden unerreichbare Kostbarkeiten sind, machte mich sehr bitter......

16. Januar 1836. Von Eugène Boeckel nach Straßburg

Mademoiselle Wilhelmine Jägle

Entschuldigen Sie gütigst die Freiheit die ich mir nehme den Brief an Sie zu adressiren, ich thue es um mir das Vergnügen zu machen, mich meiner Freundinn ins Gedächtniß zurückzurufen, u. um unserm George Unannehmlichkeiten zu ersparen[.]

Ihr Freund Eugène.

N. B. Da in dem Brief medicinische Gegenstände zur Sprache kommen muß ich Sie bitten zu thun was Ihnen gefällt.

Mein lieber George, wahrscheinlich wirst Du schon einiges von meiner Reise erfahren haben durch meinen Bruder u. Deine Eltern, bey denen ich gerne länger verweilt hätte wenn es die Jahreszeit u. die übrigen Umstände gelitten hätten. Es war mir auf jeden Fall angenehm u. intereßant die Familie meines lieben Freundes kennen zu lernen, Deine Mutter ist übrigens eine der angenehmsten u. unterhaltensten Personen welche ich jemalen gesehn habe, ich würde mich sehr freuen Deine Mutter u. Deine Schwester in Straßburg nächsten Ostern zu sehn wenn es möglich wäre – Dein Vater ist billig aber mit Recht etwas ungehalten über Dich – Deine Großmutter ist besonders gut conservirt – Dein kleiner Bruder Louis gleicht Dir außerordentlich. Du kannst leicht denken daß wir sehr viel von Dir u. delle Wilhelmine sprachen –

In Heidelberg wurden wir sehr gut von Nägele empfangen, ich logirte daselbst auf Kosten des Großherzogs in der Geburtshülflichen Anstalt mit 36, andern schwangern Weibern, ich konnte ohne Übertreibung kaum einen Schritt im Hausgang machen ohne an eine wohlbeleibte Person zu stoßen. Übrigens bewohnte ich ein großes hübsches Zimmer wo gewöhnlich die vornehmen Sünderinnen sich ihrer Last u. Sünde zu entledigen pflegen. Von Heidelberg bis Frankfurth hatten wir einige aventuren, deren Erzählung Du mir ersparen wirst da ich von Cassel aus schon einen ziemlich detaillirten Brief hierüber an meine Familie geschrieben habe. In Cassel hielten wir uns einen Tag auf u. bestiegen daselbst die Wilhelm’s Höhe, die Gegend um Cassel herum ist eine der schönsten u. anziehensten in der schönen Jahreszeit, aber wir treffen leider überall Schnee, Regen, Näße u. Kälte an, so daß wir eigentlich die Schönheiten einer Gegend nicht beurtheilen können, dies sah ich namentlich bey heidelberg das ein sehr tristes Ausehn hatte in dieser Winterzeit. Durch Giesen fuhren wir Nachts so daß ich Deine liebe Musen-Stadt nicht recht genießen konnte. In Marburg hielten wir uns eine halbe Stunde auf, ich sah doch soviel davon um mich zu überzeugen daß es viel hübscher gelegen ist als Giesen. Wirklich sitze ich in Göttinguen wo ich den 15ten ankam, den 20sten dieses Monats reisen wir nach Berlin den 22sten werde ich in Berlin ankommen si diis placet. Wir hatten zuerst beschloßen über Braunschweig u. Magedeburg durch den Harz zu reisen allein das geht nicht bey dieser Jahrszeit. Zu Fuß können wir nicht gehn wegen des Kothes u. der kurzen Tage u. zu Wagen geht es langsam u. unbequem u. theuer. Reisen wir mit Eilwagen über Braunschweig u. Magdeburg so müßen wir entweder blos durch diese Städte fahren ohne etwas zu sehn oder an jedem Ort mehrere Tage liegen bleiben. Also sind wir entschloßen den kürzesten Weg über halle zu nehmen. Dafür bleiben wir fünf Tage in Göttinguen denn ich denke es ist beßer wenig Universitäten recht zu sehn als blos sich einen Tag aufhalten damit man sagen kann ich bin dort gewesen.

Studirt habe ich nicht viel während meiner Reise, ich glaube auch es wäre sehr deplacirt gewesen – Blos in heidelberg habe ich während acht Tagen einen Theil von Siebold, Frauenzimmerkrankheiten, u. Cooper über Blasen-Kkht. studiert, ich hatte daselbst beynahe Hausarrest wegen meines podagra’s[.] In heidelberg habe ich das Clinicum von Chelius u. Nägele besucht, u. hauptsächlich mich im touchiren geübt weil die Gelegenheit dazu vortrefflich war bey meinen 36 Hausgenoßen – In Göttinguen besuchte ich diesen Morgen Langenbeck, Siebold u. Conradi, von beyden leztern wurden wir besonders gut empfangen u. hauptsächlich von Dr. Conradi, Sohn des Profeßors, welcher den ganzen Tag mit uns

herumlief, u. uns alle möglichen renseignemens über die hiesige Universität gab. Morgen werden wir bey Konradi den Café trinken. Auf der ganzen Reise mußten wir unsere Päße blos in Kehl u. Frankfurth vorweisen, an keinem andern Ort kümmerte sich irgend ein Polizei-Diener um uns.

Wie geht es Dir mein lieber? ist die dissertation geschrieben, werden wir Dich in Zürich treffen. kommst Du oft zu Baum – Deine Mutter [läßt] Dir sagen Du sollst nicht oft Nachts arbeiten, u. ich füge mein[e] Bitte u. meinen wohlmeinenden ärtzlichen Rath bey, allein ich fürch[t]e vergebens, ferner sollst Du die Fechtstunde fortsetzen u. dies thue mir[,] Deiner Mutter, u. Deiner Gesundheit zu gefallen –

Frage meinen Bruder ob der Doctor den Brief erhielt den ich ihm von heidelberg aus schrieb, ferner ob Dr. Schützenberger meinen Brief erhielt, u. endlich ob die Epistel angelangt die ich von Cassel aus an Me Marie Boeckel schrieb, diese Aufträge vergiß nicht. Sage auch meinem Bruder daß ich den 22 Januar in Berlin anlange meiner Berechnung nach u. man soll mir dorthin schreiben, poste restante, was tante Schneegans macht. Sobald ich am Ziel meiner Reise bin schreibe ich an Baum meine Adresse, wenn ich ihm nicht noch diese Tage von Göttinguen aus schreibe, es ist meine lieblings-Beschäftigung mich Abends mit meinen Freunden u. Freundinnen schriftlich zu unterhalten weil es mir unmöglich ist mich mündlich zu unterhalten mit ihnen – Mit meinem Reise-Compagnon Dr. Schwebel bin ich complet zufrieden, er läßt Dir einen freundlichen Gruß entbieten, er sizt in diesem Augenblick bey mir u. schreibt an seine Eltern. Die Aufträge an hoffmann habe ich ausgerichtet darüber ausführlicher an Baum – Ich habe die chronologische Ordnung in meinem Briefe nicht befolgt weil ich meine Reise in dieser Ordnung an meine Familie beschrieb u. weil ich mich nicht entschließen kann zweimal daselbe zu schreiben. Grüße mir Baum, Deinen Schwager u. Gust. Schneegans, wenn Du mit ihm Schach spielst so denke an mich.

Dein Freund Eugène.

Göttinguen, den 16 Januar 1836.

Sage meiner Familie ich sey immer lustig u. immer bey Gelde, depensirt habe ich in den 14 Tagen 160 fr. circiter immer economisirt, freilich auf der Reise muß man an table d’hôte essen, Wein u. Café trinken, sich nichts abgehn laßen

6. Februar 1836. Von Karl Gutzkow nach Straßburg

Mein lieber Freund!

In kurzer Zeit 3 Briefe von Ihnen: 2 die ziemlich gleich lauteten u einen, der den Alsabildern beilag. Ihre Rathschläge sind entschieden; aber ich möchte sie noch nicht befolgen. Eine Entfernung aus Deutschland brächte mich um die Voraussetzung eines guten Gewissens, auf das ich mich dreist berufe. Wenn auch von Menzel als strikter Republikaner denunzirt, so tritt doch die politische Seite meiner Anschuldigungen ziemlich in den Hintergrund, u. sogar in Preußen scheint man ein andres u milderes Benehmen einleiten zu wollen. Meine Taktik muß die seyn, Preußen (ich bin aus Berlin gebürtig) so lange zu vermeiden, bis ich das entschiedene Wort des Ministeriums hab, daß meiner Freiheit nichts in den Weg tritt. Da Laube u Mundt frey passiren, würde man vielleicht auch Anstand nehmen, gegen mich persönlich einzuschreiten. Solange ich kann, halt’ ich mich um Frkft herum; denn ich bin daselbst verlobt; aber die elenden Krämer werden mich unsanft empfangen, u. das binnen 24 Stunden hör’ ich schon, wie natürlich. Diese Menschen wissen nun Alle, daß mich nichts nach Frkft zieht, als meine Braut; und doch sind sie spitzbübisch genug, mir andre Zwekke unterzuschieben. Kurz, ich sehe Noth u Plage voraus u werde soviel gehänselt werden, daß ich zuletzt doch im „Rebstöckel“ nachfragen könnte. Aber die Freude, Sie zu sehen, müßt’ ich dann theuer erkaufen, da mir schwerlich der Rückweg dann offen bliebe.

Die gegen mich bereits erhobene Appellation ist zurückgenommen durch die Minister in Carlsruhe. Ich danke Gott, von dieser Ungewißheit befreyt zu seyn. Am 10 Februar bin ich nun frey: mit der Weisung, Baden zu verlassen. Ich saß dann 2 ½ Monate u zwar wie Sie richtig annahmen im Amthause oder Kaufhause, wie der ganze Arcadenwürfel heißt. Behandlung war erst massiv; dann milderte sie sich u endete zuletzt in entschied. Höflichkeit. Erst wollte man mich steinigen, u jezt bin ich ziemlich populär. Die Deutschen sind wenigstens gutmüthig u können Niemanden lange leyden sehen.

Können Sie denn in Str. vollkommen die deutschen Affairen seit einem halb. Jahre übersehen? Eine Kette von Nichtswürdigkeiten u Dummheiten: die gänzliche innre Auflösung Deutschlands characterisirend. Ich will mich nicht in Schutz nehmen, ich weiß, daß ich outrirt habe; aber was erlaubte man sich nicht dagegen! Vieles ist sehr versteckt u Sie erfahren es nocheinmal mündlich.

Ich höre gern von Ihren Beschäftigungen. Eine Novelle Lenz war einmal beabsichtigt. Schrieben Sie mir nicht, daß Lenz Göthes Stelle bei Friederiken vertrat. Was Göthe von ihm in Straßburg erzählt, die Art, wie er eine ihm in Commission gegebene Geliebte zu schützen suchte, ist ansich schon ein sehr geeigneter Stoff. –

Sie studiren Medizin u sind, wie ich höre, an eine junge Dame in Str. gefesselt, von früherher, wo Ihnen die Flucht dorthin sehr willkommen war. So sagte man mir wenigstens in Rödelheim.

Wenn Sie mir schreiben – so addressiren Sie: Generalconsul Freinsheim in Frankfurt a/M. Wolfseck

Freundlich grüßend

Ihr Gutzkow

Mannheim
d. 6 Febr. 36

 

15. März 1836. An die Eltern in Darmstadt

Straßburg, den 15. März 1836.

..... Ich begreife nicht, daß man gegen K.....r etwas in Händen haben soll; ich dachte, er sei mit nichts beschäftigt, als seine Praxis und Kenntnisse zu erweitern. Wenn er auch nur kurze Zeit sitzt, so ist doch wohl seine ganze Zukunft zerstört: man setzt ihn vorläufig in Freiheit, spricht ihn von der Instanz los, läßt ihn versprechen, das Land nicht zu verlassen, und verbietet ihm seine Praxis, was man nach den neusten Verfügungen kann. – Als sicher und gewiß kann ich Euch sagen, daß man vor Kurzem in Bayern zwei junge Leute, nachdem sie seit fast vier Jahren in strenger Haft gesessen, als unschuldig in Freiheit gesetzt hat! Außer K.....r und Groß sind noch drei Bürger aus Gießen verhaftet worden. Zwei von ihnen haben ihr Geschäft, und der eine ist obendrein Familienvater. Auch hörten wir, Max v. Biegeleben sei verhaftet, aber gleich darauf wieder gegen Caution in Freiheit gesetzt worden. Gladbach soll vor einiger Zeit zu acht Jahren Zuchthaus verurtheilt worden sein; das Urtheil sei aber wieder umgestoßen, und die Untersuchung fange von Neuem an. Ihr würdet mir einen Gefallen thun, wenn ihr mir über Beides Auskunft gäbet.

Ich will euch dafür sogleich eine sonderbare Geschichte erzählen, die Herr J. in den englischen Blättern gelesen, und die, wie dazu bemerkt, in den deutschen Blättern nicht mitgetheilt werden durfte. Der Director des Theaters zu X..... ist der bekannte Componist Methfessel. Er hat eine hübsche Frau, die dem Herzog gefällt, und ein Paar Augen, die er gern zudrückt, und ein Paar Hände, die er gern aufmacht. Der Herzog hat die sonderbare Manie, Madame Methfessel im Costüm zu bewundern. Er befindet sich daher gewöhnlich vor Anfang des Schauspiels mit ihr allein auf der Bühne. Nun intriguirt Methfessel gegen einen bekannten Schauspieler, dessen Name mir entfallen ist. Der Schauspieler will sich rächen, er gewinnt den Maschinisten, der Maschinist zieht an einem schönen Abend den Vorhang ein Viertelstündchen früher auf, und der Herzog spielt mit Madame Methfessel die erste Scene. Er geräth außer sich, zieht den Degen und ersticht den Maschinisten; der Schauspieler hat sich geflüchtet. –

Ich kann euch versichern, daß nicht das geringste politische Treiben unter den Flüchtlingen hier herrscht; die vielen und guten Examina, die hier gemacht werden, beweisen hinlänglich das Gegentheil. Uebrigens sind wir Flüchtigen und Verhafteten gerade nicht die Unwissendsten, Einfältigsten oder Liederlichsten! Ich sage nicht zuviel, daß bis jetzt die besten Schüler des Gymnasiums und die fleißigsten und unterrichtetsten Studenten dieß Schicksal getroffen hat, die mitgerechnet, welche von Examen und Staatsdienst zurückgewiesen sind. Es ist doch im Ganzen ein armseliges, junges Geschlecht, was eben in ...... herumläuft und sich ein Aemtchen zu erkriechen sucht!

15. Mai 1836. Von Eugène Boeckel nach Straßburg

Sonntag. d. 15ten May 1836.

Wien, an d. Ufern d. Donau

Ma Demoiselle

Erlauben Sie daß ich noch einmal meine Zuflucht zu Ihnen nehme um einen Brief an Büchner gelangen zu laßen, ich weiß durchaus nicht ob er noch in Strasburg od. Zürich ist. Seit vier Monaten erhielt ich gestern die erste Kunde von ihm – Ich ersuche Sie auch die Gefälligkeit zu haben meinem Bruder d. Doctor melden zu laßen daß ich seinen Brief vom ersten May empfangen habe – Verzeihen Sie George zu Gefallen, die Freiheit die ich mir nehme an Sie zu schreiben, u. seyen Sie versichert daß ich die aufrichtigsten Wünsche hege zum Glücke von Ihnen beyden – Ich danke Ihnen wegen des Grußes den Sie durch Büchner an mich sandten, u. verbleibe Ihr Freund

Eug. Boeckel

P. S. Ich erneuere meine Bemerkung daß in d. Brief zuweilen medizinische Gegenstände verhandelt werden – Sie werden thun was Ihnen beliebt.

Mein lieber Freund. Gestern erhielt ich durch Deinen Vetter einen Brief von Dir, adressirt v. d. 18 März, dazumalen konntest Du natürlich meine adresse nicht wißen, denn ich wußte sie selbst nicht. Von meinem Aufenthalt in Berlin wirst Du Nachricht erhalten haben durch Baum, welchem ich von Dresden u. zulezt von hier aus schrieb – Freund Baum hat sich wie immer sehr nachläßig gezeigt u. mir ein einzigesmal geschrieben – Von Dir, mein lieber erwartete ich auch nichts beßeres u. habe mich in meiner Prognose auch nicht getäuscht.

Ende des Monats März zogen wir von Berlin weg über Leipzig nach Dresden. In beyden Städten hielten wir uns mehrere Tage auf um die medizinischen Anstalten u. die übrigen Merkwürdigkeiten der Stadt zu sehn – An Abentheuer aller Art u. beynahe noch ärger als Dir hat es uns durchaus nicht gefehlt, wenn Du noch in Strasburg bist so kann Dir Baum etwas davon erzählen – Dresden ist überaus hübsch gelegen an den Ufern d. Elbe – Von Dresden giengen wir nach Töplitz u. Prag durch die böhmischen Wälder in tiefem Schnee – In Prag wo wir während vier Tagen das abscheulichste Wetter hatten mußten wir gröstentheils auf die Besuchung d. Umgegend Verzicht leisten. Den ersten Tag gleich besuchten wir Charles X et sa chère famille auf d. Hradschin – Das Theater in Prag ist vortrefflich.

Von Prag nach Wien hatten wir wieder eine abentheuerliche winterliche Reise in den böhmischen u. mährischen Wäldern u. d. schlechten böhmischen Kneipen. In Wien befinde ich mich seit dem 17ten April – In medizinischer Rücksicht gewährt diese Stadt einem jungen Arzt sehr viele Vortheile, aber Berlin für ein Winter-semester noch mehr – Die maternité hier ist sehr groß täglich sind 6-8 accouchemens aber Fremde haben Mühe zum touchiren zugelaßen zu werden, doch geht es wenn man sich recht darum bewirbt – Was hier vorzüglich gut ist daß ist die Augenheilkunde bey Rosas u. Jäger, bey d. leztern nehme ich hierüber ein privatissim. u. ebenfalls eines bey Koletschka üb. Anat. patholgq. welche man hier sehr gut studieren kann wegen der großen Anzahl v. Autopsien in einem Hospital wo mehrere tausend Kranke sich befinden. Was mich hier speziell intereßirte ist die Cholera welche sich wieder hier gezeigt hat, wir hatten einen Bestand von 20 Cholera Kranke, täglich 2 Todte, jezt hat die Cholera wied. abgenommen, die Anzahl d. Kranken im Hospital ist auf zehne heruntergekommen. An Intensität hat die Krankheit nicht abgenommen ich sah mehrere in 6-8 Stunden sterben – Ich habe hierüber ausführlicher an meinen Bruder geschrieben. 30-40 typhus Kranke – 10-15 metro peritonite, Kindbettenfieb. oft mit tödlichem Ausgang – Was Annehmlichkeiten anbelangt so bietet Wien Alles dar was sich ein Fremder nur wünschen kann. Die Gegend um Wien ist herrlich. Zwei drei Stunden von d. Stadt befindet man sich mitten in d. Gebirge in den herrlichsten Thälern, gewöhnlich machen wir Sonntags eine Excursion, heute hindert uns das schlechte Wetter daran – Die boulevards u. glacis um Wien selbst herum bieten schon die angenehmsten Spaziergänge mit einer herrlichen Ausicht – Die Bekanntschaften mit den vielen jungen Ärzten aus allen Ländern, Holland, Schweden, Rußland, Preußen etc. etc. ist sehr intereßant angenehm u. instructiv wenn man es zu benutzen weiß – Der Aufenthalt hier ist angenehmer als man es sich in Frankreich denkt. Es herrschen viele Vorurtheile wieder Oestreich welche man ablegt wenn man in das Land selbst kommt. Die Weine hier sind sehr wohlfeil u. gut hauptsächlich d. ungarische – Theater haben wir fünfe, drei sind ziemlich schlecht. Zwei sind vorzüglich gut – Die italienische Oper am Kärnthner-Thor u. das Burgtheater, dieses lezte ist wohl das beste für Schauhspiel, seit ich in Teutschland bin, bin ich ein Liebhaber vom Theater, ich gehe wöchentlich 2-4mal hinein. Löwe, D. l. Roche, Costenoble, Anchütz d. anmuthige Me Rettich, Me Peche, u. Melle Müller sind ausgezeichnet.

Wirklich gastirt auch hier Devrient aus Dresden, welcher gestern d. Rolle v Ferdinand in Kabale u. Liebe hatte – hamlet, d. Ring u. mehrere andere pièces wurden ausgezeichnet gut gegeben – In Dresden ist das Lustspiel sehr gut, in Prag die Opern, Ballnacht, Zampa etc. in Berlin die Oper u. das ballet. In Prag hat mir Delle Lutzer am besten gefallen, ich weiß nicht ob sie am besten singt, aber sie ist hübsch, anmuthig u. hat eine liebliche Stimme, viel angenehmes in ihrem Betragen –

Dein Cousin lief hier 12 Tage herum ohne mich zu finden, er scheint ein solider junger Mann zu seyn – Du wirst praeceps d. h. über Hals u. Kopf an Deiner These arbeiten, ich zweifle nicht daran daß sie gut ausfallen wird. Sie auf diese Art drucken zu laßen ist sehr bequem – Du wirst durch Baum wahrscheinlich erfahren haben daß ich nicht durch die Schweitz nach Paris gehe sondern über Würzburg, wo ich mich bey professor D’Outrepont, Sept. u. Oct. noch speziell mit accouchem. beschäftigen werde – Also werden wir uns sobald nicht sehn, deswegen müßen wir uns durch schriftliche Unterhaltung trösten wenn es Dir möglich ist. Wo Du auch seyn magst kannst Du bis zum ersten July inclus. Briefe an mich nach Wien adressiren, Du wirst wißen daß alle Briefe bis an die oestreiche Grenze frankirt seyn müßen, u. ebenso muß ich alle Briefe bis an die Grenze frankiren. Denn die oestreiche Regierung steht in dieser Beziehung in Rechnung mit kein. andern gouvernement – Ich finde nichts angenehmeres u. interessanter’s als Reisen, auch bin ich ganz zufrieden u. glücklich, ich denke es ist dieses die glücklichste Zeit meines Lebens, übrigens ist es bey mir Parole den] Augenblick zu genießen u. nicht sein Glück in einer verborgenen Zukunft zu suchen. Wenn Dich dieser Brief noch in Strasburg trifft so frage Baum ob er meinen Brief erhielt von hier aus adressirt den 4ten May. Schreibe mir auch von Lambossy u. Held, diese beyden werden wahrscheinlich in Paris seyn wo ich sie nächsten Winter zu treffen gedenke. Ich bin jezt bald fünf Monate in Teutschland u. denke noch fünfe zu bleiben, Ende July’s gehe ich über Lintz, Salzburg, Inspruck nach München. Grüße D. Schwager Louis u. meine übrigen Freunde

Dein Dich liebd. Freund Eugène

Meine adresse. E. B. Alser-Vorstadt, Wikburg-gasse No 18 in Wien –

Anfang Juni 1836. An die Eltern in Darmstadt

..... Ich bin fest entschlossen, bis zum nächsten Herbste hier zu bleiben. Die letzten Vorfälle in Zürich geben mir einen Hauptgrund dazu. Ihr wißt vielleicht, daß man unter dem Vorwande, die deutschen Flüchtlinge beabsichtigten einen Einfall in Deutschland, Verhaftungen unter denselben vorgenommen hat. Das Nämliche geschah an anderen Punkten der Schweiz. Selbst hier äußerte die einfältige Geschichte ihre Wirkung, und es war ziemlich ungewiß, ob wir hier bleiben dürften, weil man wissen wollte, daß wir (höchstens noch sieben bis acht an der Zahl) mit bewaffneter Hand über den Rhein gehen sollten! Doch hat sich Alles in Güte gemacht, und wir haben keine weiteren Schwierigkeiten zu besorgen. Unsere hessische Regierung scheint unserer zuweilen mit Liebe zu gedenken. .....

..... Was an der ganzen Sache eigentlich ist, weiß ich nicht; da ich jedoch weiß, daß die Mehrzahl der Flüchtlinge jeden directen revolutionären Versuch unter den jetzigen Verhältnissen für Unsinn hält, so konnte höchstens eine ganz unbedeutende, durch keine Erfahrung belehrte Minderzahl an dergleichen gedacht haben. Die Hauptrolle unter den Verschworenen soll ein gewisser Herr v. Eib gespielt haben. Daß dieses Individuum ein Agent des Bundestags sei, ist mehr als wahrscheinlich; die Pässe, welche die Züricher Polizei bei ihm fand, und der Umstand, daß er starke Summen von einem Frankfurter Handelshause bezog, sprechen auf das directeste dafür. Der Kerl soll ein ehemaliger Schuster sein, und dabei zieht er mit einer liederlichen Person aus Mannheim herum, die er für eine ungarische Gräfin ausgibt. Er scheint wirklich einige Esel unter den Flüchtlingen übertölpelt zu haben. Die ganze Geschichte hatte keinen andern Zweck, als, im Falle die Flüchtlinge sich zu einem öffentlichen Schritt hätten verleiten lassen, dem Bundestag einen gegründeten Vorwand zu geben, um auf die Ausweisung aller Refugiés aus der Schweiz zu dringen. Uebrigens war dieser v. Eib schon früher verdächtig, und man war schon mehrmals vor ihm gewarnt worden. Jedenfalls ist der Plan vereitelt und die Sache wird für die Mehrzahl der Flüchtlinge ohne Folgen bleiben. Nichts destoweniger fände ich es nicht räthlich, im Augenblick nach Zürich zu gehen; unter solchen Umständen hält man sich besser fern. Die Züricher Regierung ist natürlich eben etwas ängstlich und mißtrauisch, und so könnte man wohl unter den jetzigen Verhältnissen meinem Aufenthalte Schwierigkeiten machen. In Zeit von zwei bis drei Monaten ist dagegen die ganze Geschichte vergessen. .....

10. Juni 1836. Von Karl Gutzkow nach Straßburg

Mein lieber Freund!

Sie geben mir ein Lebenszeichen u wollen eines haben. Allmälig kehr’ ich auch wieder unter die Menschen zurück, u lerne vor erträglicher Gegenwart die Vergangenheit vergessen. Es geht mir gut, u es würde noch besser gehen, wenn mir in meiner Resignation nicht die Zeit lang würde.

Sie scheinen die Arzeneykunst verlassen zu wollen, womit Sie, wie ich höre, Ihrem Vater keine Freude machen. Seyen Sie nicht ungerecht gegen dies Studium; denn diesem scheinen Sie mir Ihre hauptsächliche Force zu verdanken, ich meine, Ihre seltene Unbefangenheit, fast möcht’ ich sagen, Ihre Autopsie, die aus allem spricht, was Sie schreiben. Wenn Sie mit dieser Ungenirtheit unter die deutschen Philosophen treten, muß es einen neuen Effekt geben. Wann werden Sie nach Zürich abgehen?

Die Flüchtigen in der Schweiz spielen nun auch mit dem jungen Deutschl. Komödie. Dadurch wird der Name, hoff’ ich, von mir u meinen Freunden mit der Zeit abgewälzt, wie fatal es mir auch im Augenblick ist, daß der wunderliche Titel auf diese neue Weise adoptirt wurde. Mit der Zeit wird es ein pappener Begriff werden u sich abnutzen, was immer gut ist unter Umständen, wie die heutigen, wo die Massen schwach sind u das Tüchtige nur aus runden u vollkommenen Individualitäten geboren werden kann. So werden auch Sie gewiß die Berührungen vermeiden, welche sich in der Schweiz genug darbieten u meinem Ihnen schon früher oft genug gegebenen Zurufe folgen, daß Sie Ihre ungeschwächte Kraft der Literatur opfern.

Von Ihren „Ferkeldramen“ erwarte ich mehr als Ferkelhaftes. Ihr Danton zog nicht: vielleicht wissen Sie den Grund nicht? Weil Sie die Geschichte nicht betrogen haben: weil einige der bekannten heroice Dicta in Ihre Comödie hineinliefen u von den Leuten drin gesprochen wurden, als käme der Witz von Ihnen. Darüber vergaß man, daß in der That doch mehr von Ihnen gekommen ist, als von der Geschichte u machte aus dem Ganzen ein dramatisirtes Capitel des Thiers. Schikken Sie mir, was Sie haben; ich will sehen, was sich thun läßt.

Von mir ist soeben eine Schrift erschienen: Ueber Göthe im Wendepunkte zweyer Jahrhunderte. Hätt’ ich schon meine Freyexempl. würd’ ich Ihnen eines schikken. Also künftig!

Ihr Gutzkow

Frkft a/M 10/6 36

18. Juni 1836. Von Eugène Boeckel nach Straßburg

Wien den 18ten Juni 36.

Wie sehr mich, Dein lang erwartetes liebes Schreiben freute kannst Du aus meiner schnellen Antwort sehn. Ich rechne es Dir doppelt hoch an wenn Du einmal Dich hinsetzest u. mir einen ordentlichen Brief schreibst, denn Du weißt wie wenig ich mir in dieser Hinsicht von Dir verspreche. Mit dem wohlbeleibten lustig, fidelgrämlichen pädagogen ist also gar nichts zu machen wie ich aus Deinem Brief ersehe. Sage ihm doch daß ich seinen Brief vom 2ten Juni empfangen, ich werde ihm nächstens antworten – Was Du von d. couverte u. der adresse meines Briefes sagtest, daran hast Du vollkommen recht peccavi; ich wollte Dir übrigens das Brief-Porto nicht vertheuern. Was das Lesen des Briefes anbetrifft traue ich es nicht jedem Frauenzimmer zu der Neugierde zu widerstehn, aber in diesem speziellen Fall hat mich doch nicht meine Menschen-Kenntniß verlaßen. Es soll Dir Freude machen durch meinen Fehler, diese Eigenschaft erkannt zu haben – Was Du von Deiner These mir schreibst freuet mich, ich hoffe Du läßt mir ein exemplar davon in Strasburg. Zu Deinem Beitritt zur société d’hist. nat. gratulire ich, Du hast also die Ehre der Collega d. prof. Duvernoy zu seyn. Ist Lauth bald profess. d. physiolog. wie steht es im übrigen mit unserer medizinischen Fakultät in Strasburg.

Was Du mir v. Stöber schreibst, ist sehr betrübend u. für mich bis jezt unglaublich, ich traue Christ mehr Gefühl zu – Wenn übrigens eine Erkältung eingetreten so frägt es sich ob nicht die Erkältung durch gegenseitige Entfernung u. Entfremdung kam – Was macht Apostel Petrus? Er wird mit 1100 Fr. in Weissenburg heirathen, u. er hat recht wenn es ihm Vergnügen macht.

Dein cousin ist ein liebenswürdiger, artiger, vernünftiger naiver Holländer. Er hat Anatomie u. physiolog. gut los, u. dabey hat er die praktische Medizin nicht vernachläßigt. Er macht uns vielen Spaß u. es thut mir leid daß ich mich auf ewig von ihm trennen muß. Er spricht originell, naïv holländisch Teutsch.

Die touren durch die teutschen Hospitäler u. Hörsääle ist für mich nicht so unangenehm wie Du glaubst. Was die Hörsääle betrifft, d. h. die theoretischen Colleg. so gehe ich nicht od. äußerst selten hinein, also fällt dieses weg. Zwei privatissima habe ich. Das eine bey Jäger, ophthalmolog. Operat. mit Uebung. am phantome, das andere bey Koletschka Anatom. patholog – Hier ist nur ein Hospital, Du kannst also denken welche unzahl v. Leiche[n] sich da vorfinden, so daß man in zwei Monaten alle möglich. Fälle d. Anat. patholog. u. viele Fälle med. forens. sehn kann – Diese privatiss. dauern v. 3 – 6-7 Uhr[.] Morgens besuche ich den Hospital, da giebt es viele Variationen u. intereßante Gegenstände. Abends gehe ich öfters in das treffliche Burgtheater, od. auf die superben promenaden rings um die Stadt herum – Sontags mache ich in Gesellschaft excursionen in die Gebirge in den schönsten Gegenden, Baden, Schönbrunn, Laxenburg, Dornbach etc. etc. Dabey habe ich hier eine angenehme intereßante Gesellschaft – die ungarischen Weine sind sehr gut, die Cotelettes, Boeuf’dêk, Schnitzel etc. etc. ebenfalls, es wird einem hier so behaglich zu Muthe daß es selbst Dir u. sogar d. pädagogen recht gefallen würde. Freilich würde dieser leztere mit ein. bedeutenden Bauch so groß wie der eines schwangeren Frauenzimmers zurückkehren – Nennst Du dies ein unangenehm Leben?

Was die politischen Verhältniße anbelangt so kümmere ich mich wenig darum, od. vielmehr sie geniren mich nicht, denn Fremde können sich in dieser Rücksicht nicht beklagen, sie sind in sehr vieler Hinsicht hier so frei wie in Frankreich – Wenn Du übrigens Dich einige Zeit in Oestreich aufhalten würdest, so könntest Du Dich überzeugen daß die hiesige Regierung unter ihrer jetzigen Form nothwendig u. wohlthätig für das Land ist, gänzlich den Bedürfnißen u. Begriffen der Untertanen angemeßen, denn sie ist durch die öffentliche Meinung sanctionirt. Es wäre lächerlich u. unsinnig einem Volk daß sich glücklich fühlt u. zufrieden ist eine Form aufzuzwingen die ihm zuwider ist u. nicht für dasselbe paßt.

sed absint politica – Mit d. Cholera hier geht es schlecht sie macht progresse, noch niemalen seit mein. hiesigen Aufenthalt war sie so heftig wie jezt, u. hauptsächlich in der Vorstadt wo ich wohne, u. den zwei zunächst gelegenen. Es ist aber nicht nöthig mein Lieber daß Du dieses meiner Familie mittheilst, da man in Strasburg noch nicht an die Cholera gewohnt ist so ist es noch dasselbst ein rechtes Schreckbild, hier sind die Leute vernünftiger in dieser Beziehung. Heute beläuft sich die Anzahl der Cholera-Kranken im Hospital auf 60-70 – 30 darunter sind übrigens mehr od. minder leichte Fälle. Nur Cholerine, die ächt karakteristischen exemplare sind in geringerer Anzahl – Ich bleibe hier bis Mitte Julys[,] wo ich July u. August zubringe weiß ich noch nicht bestimmt, wahrscheinlich in Triest Venedig u. Mayland – Sept. u. Oct. in Würzburg, wenn Du v. Strasburg weg bist so schicke Deine adresse an meinen Bruder – Schreibe ich Dir unterdeßen so schreibe ich Dir über Strasburg mit ein. Couverte.

Bis jezt bin ich keineswegs gesonnen sobald definitivement in’s Elsaß zurückzuke[hren,] ich werde später wo möglich v. Paris aus suchen weiter zu kommen. Ich bin das [Reisen] noch keineswegs müde, auch wäre es noch zu frühe, denn es sind kaum 6 Mon[ate, seit] ich von zu Haus weg bin.

Lambossy hat soutenirt wie ich v. Baum erfahren, er wird hoffentlich nächsten Winter in Paris seyn wo ich ihn zu treffen hoffe. Von meinen hiesigen Bekannten werde ich 6-8 wieder in Paris sehn, einige gehn nach Berlin, mehrere davon siehst Du vielleicht in Zürich. Dieses Jahr gehe ich bestimmt nicht nach d. Schweiz, vielleicht später v. Paris aus si diis placet. Vor dem November dieses Jahres komme ich auch nicht nach Strasburg wenn ich überhaupt hinkomme also muß ich darauf Verzicht leisten Dich diese[s] Jahr zu sehn – Ist Baum nicht zu bewegen nächsten Winter nach Paris zu kommen, er hat freilich eine Kette am Fuß u. dies ist verflucht unangenehm.

Was Du mir über den Leichtsinn schreibst, daran hast Du vollkomm[en] recht, wer nicht leichtsinnig ist soll sich Mühe geben es zu werden, es trägt viel zu den Anehmlichkeiten dieses Lebens bey; ich habe mir ziemlich Mühe gegeben diesen Grundsätzen gemäß zu denken u. es ist mir auch so ziemlich gelungen. Was die Identität des Leichtsinnes u. des Gottes-Vertrauen betrifft so ist es blos wahr für einige Menschen[,] die größere Anzahl sind eben blos leichtsinnig, wenigstens kommt es mir so vor, u. ich glaube der pädagog wird hierin meiner Meinung seyn. Die Anspielung des leztern in Beziehung d. Geschichte Lambossy auf Wien ist sehr verzeihlich aber vielleicht nicht gegründet – Meinen Bruder Charles kannst Du gelegentlich fragen ob er den Brief erhielt den ich ihm den 17ten Juni schrieb – Grüße Freund Lambossy u. Heidenreich – Ich muß enden um in’s josephinum zu gehn, die superben italienischen Wachspräparaten (Anatomia) zu sehn, Samstags ist das Cabinet offen u. ich habe bis jezt noch keinen versäumt hin zu gehn. Lebe wohl[.] Wenn Du Deine Mutter früher od. später siehst so grüße Sie vielmal von mir so wie die übrigen Mitglieder Deiner Familie, Delle Wilhelm. nicht zu vergeßen

– Dein Eugène –

Sommer 1836. An die Eltern in Darmstadt

Ludwig Büchner berichtet über den Sommer 1836: "Da Büchner in demselben Sommer auch dramatische Poesien vollendete, von denen wir noch reden werden, so beweisen diese Arbeiten einen enormen Fleiß. Seine Mutter und Schwester, die ihn diesen Sommer in seinem Exil besuchten, fanden ihn zwar gesund, aber doch in einer großen nervösen Aufgeregtheit und ermattet von den anhaltenden geistigen Anstrengungen. Er äußerte damals oft: 'Ich werde nicht alt werden.'“

Mitte August 1836. An die Eltern in Darmstadt

..... Es ist nicht im Entferntesten daran zu denken, daß im Augenblick ein Staat das Asylrecht aufgibt, weil ein solches Aufgeben ihn den Staaten gegenüber, auf deren Verlangen es geschieht, politisch annulliren würde. Die Schweiz würde durch einen solchen Schritt sich von den liberalen Staaten, zu denen sie ihrer Verfassung nach natürlich gehört, lossagen und sich an die absoluten anschließen, ein Verhältniß, woran unter den jetzigen politischen Constellationen nicht zu denken ist. Daß man aber Flüchtlinge, welche die Sicherheit des Staates, der sie aufgenommen, und das Verhältniß desselben zu den Nachbarstaaten compromittiren, ausweist, ist ganz natürlich und hebt das Asylrecht nicht auf. Auch hat die Tagsatzung bereits ihren Beschluß erlassen. Es werden nur diejenigen Flüchtlinge ausgewiesen, welche als Theilnehmer an dem Savoyer Zuge schon früher waren ausgewiesen worden, und diejenigen, welche an den letzten Vorfällen Theil genommen haben. Dieß ist authentisch. Die Mehrzahl der Flüchtlinge bleibt also ungefährdet, und es bleibt Jedem unbenommen, sich in die Schweiz zu begeben. Nur ist man in vielen Kantonen gezwungen, eine Caution zu stellen, was sich aber schon seit längerer Zeit so verhält. Meiner Reise nach Zürich steht also kein Hinderniß im Weg. – Ihr wißt, daß unsere Regierung uns hier chicanirt, und daß die Rede davon war, uns auszuweisen, weil wir mit den Narren in der Schweiz in Verbindung ständen. Der Präfect wollte genaue Auskunft, wie wir uns hier beschäftigten. Ich gab dem Polizeikommissär mein Diplom als Mitglied der Société d’histoire naturelle nebst einem von den Professoren mir ausgestellten Zeugnisse. Der Präfect war damit außerordentlich zufrieden, und man sagte mir, daß ich namentlich ganz ruhig sein könne. .....

4. September 1836. Von Eugène Boeckel nach Straßburg

Würzburg den 4ten Sept. 1836.

Mein lieber Büchner, wo Du bist weiß ich nicht gewiß, u. darum muß ich auf’s neue mich an Deine Geliebte wenden (sous enveloppe) um Dir den Brief zukommen zu laßen – Ich ließ zwar Deine adresse bey Melle Jägle begehren, allein ich erhielt sie nicht, wie mein Bruder versichert durch die Nachläßigkeit v. Melle – Du wirst hoffentlich den Brief erhalten haben welchen ich Dir den 18ten Juni v. Wien aus schrieb, mit d. adresse bey Hr. Siegfried etc – Meine jetzige adresse ist bis Ende Oktobers – Würzburg. E. B. bey Hr. Broili erstes Distrikt No 262 – Bist Du noch in Straßburg so gebe meine adresse unserm vielgeliebten dickbauchigen Pädagog. – Vielleicht hat er wieder einmal Lust zu schreiben. Was freilich äußerst selten vorkömmt. Zweimal seit meiner Abreise v. Straßburg. Ich habe ihm 4 mal geschrieben. Jezt mache ich es aber wie d. pädagog, u. schreibe nicht mehr – Mit Dir mein lieber bin ich um so mehr zufrieden da ich aus der Kenntniß Deines Karakters kaum einen Brief zu hoffen wagte. Ich habe mich gänzlich geirrt, dies ist mir sehr lieb u. angenehm – Ich denke Du weißt daß ich den zehnten July v. Wien wegreisete über Graz nach Triest, eine angenehme gebirgige intereßante Gegend. V. Triest nach Venedig dann Verona, Mantua, Mayland u. über d. Garda-See, Roveredo, Trient u Botzen nach Inspruck, v. Inspruck nach Salzburg, dann München u. endlich Würzburg – Diese Reise wenigstens wirst Du nicht für langweilig u. trocken halten, wie die tournée durch die Hörsaale der teutschen Profeßoren. Ich würde Dir eine detaillirte Reise-Beschreibung machen, allein ich habe schon soviel davon geschrieben daß ich mich nicht dazu entschließen kann. An Baum schrieb ich v. Triest, an meinen Schwager v. Trient, an mein. Bruder v. München, u. an meine Schwester v. hier aus – In Teutschland befinde ich mich sehr wohl, es ist nicht halb so schlimm wie Du glaubst. Ich glaube es gibt keinen besser organisirten Staat in Europa wie Preußen beynahe in aller Beziehung – Die Regierung herrscht nach den bestehenden Gesetzen kraftvoll u. energisch, u. von eigentlichem Despotismus habe ich wenig od. nichts gesehn – Über Politik darf man sich, u. hauptsächlich Fremde, ziemlich freimüthig äußern, nur nicht gegen die bestehende Regierungs-Verfaßung. Was ich hauptsächlich in Preußen bewundere dies sind die militairischen Institutionen, es ist nicht zu läugnen das Preußen der erste u. best organisirte Militair-Staat der Erde ist, u. d. h. viel. Ich wünschte daß das preußische Militair-System nach Frankreich verpflanzt würde. Man unterscheidet in Preußen die National-Garde nicht von den Linien-Truppen. Die garde nationale bey uns wählt ihre Offiziere selbst, ich wollte gern auf dieses privilegium Verzicht leisten u. von der Regierung tüchtige Offiziere ernannt sehn – Denn mit unsern Wahlen werden wir nie tüchtige Offiziere bekommen. Nikolaus d. russische Fürst wird wohl einer der trefflichsten u. besten Fürsten seyn. Er hat viel gegen den hohen Adel zu kämpfen u. sucht einen eigentlichen Bürgerstand zu gründen – Wirklich arbeitet er an der Aufhebung der Leibeigenschaft. Was Polen betrifft so weißt Du wie sehr ich wünsche in aller Beziehung u. hauptsächlich als Franzose daß die Polen den Sieg davon getragen hätten. Aber an Nikolaus Stelle als Kaiser von Rußland hätte ich mir wahrhaftig auch nicht Polen entreißen laßen. Was er that war er dem Ruhme Rußlands u. seinem Throne schuldig.

Die Oestreicher sind zufrieden u. glücklich sie verehren ihren Kaiser als ein von Gott eingeseztes Oberhaupt was brauchen sie mehr. Zudem wäre eine andere Verfaßung als die absolute der Ruin der östreichischen Monarchie bey diesen heterogenen Massen ist es eine Unmöglichkeit eine konstitutionelle Verfaßung zu bilden – Die Italiener verdienen in aller Beziehung ihr Loos, jezt wünschen sie daß die Franzosen sie von der östreichischen Herrschaft befreien. Wenn die Franzosen ein Jahr daselbst wären würden sie die Östreicher wieder zurückrufen – Denn die Italiener thaten niemalen selbst etwas, sie schauten zu wie sich die Teutschen u. Franzosen um Italien schlugen – Meiner Ansicht nach ist die östreichische Regierung eine wahre Wohlthat für Italien, wo östreich herrscht kann man wenigstens mit Sicherheit reisen – Du siehst daß ich meine politischen Ansichten in mancher Rücksicht erweitert u. geläutert habe.

Ich wünschte die adresse Deines cousin’s zu haben also sobald Du dieselbe erfährst schreibe mir. Bis Ende Oktobers hieher, wenn Du später meine adresse nicht kennst so kannst Du die Briefe immer Eug. Boeckel, librairie Treuttel et Würz à Strasbg. adressiren. Ich reise von hier aus nach Paris über Straßburg. Vielleicht komme ich auch nach Darmstadt, ich wünsche also zu wißen ob ich Anfangs November Deine Familie in Darmstadt antreffe. Dich werde ich leider in keinem Fall weder in Darmstadt noch in Strasburg treffen, aber im August u. September 37. werden wir uns aller Wahrscheinlichkeit nach sehn – In München hat es mir sehr gut gefallen, ich finde diese Stadt verdient in aller Beziehung den Nahmen des neuen Athens, auch ist der Zudrang der Fremden so groß daß man viele Mühe hat in einem ordentlichen Gasthof unterzukommen. Ich wäre sehr gerne 8 Tage in München geblieben u. hätte auch noch hinlänglich Zeit u. Geld dazu gehabt, aber v. Salzburg aus reisete ich mit einer Lücke intereßanten, schönen, liebenswürdigen Dame, diese blieb nur drei Tage in München u. reisete dann über Würzburg nach Frankfurt. Sie redete mir zu mitzureisen, u. schönen jungen Damen kann ich nichts abschlagen also blieb ich auch nur drei Tage in München. Hier mußte ich mich leider von meiner angenehmen Reisegefährtin trennen – Das privatissimum bey D’Outrepont hat seit sechs Tagen angefangen ich bin ganz damit zufrieden, an Gelegenheiten aller Art etwas zu lernen fehlt es nicht. Ich habe hier eigentlich nur einen Bekannten u. lebe viel zurückgezogener u. regelmäßiger als in Wien, auch hat man durchaus diese vielen Zerstreuungen nicht wie in Wien, ich studiere hier Me Lachapelle, einzelne Abhandlungen v. D’Outrepont über Geburtshülfe, Wigand etc. dann einige Schriften über Cholera – In Strasburg hoffe ich Deine dissertatio vorzufinden. held war einige Tage hier, ich wurde allenthalben gefragt ob ich diesen jungen Windbeutel kenne. Er soll sich oft geäußert haben die hiesigen Institutionen mögen gut seyn für die Studirenden, aber er docteur en médecine wiße hier nichts zu lernen. Lambossy ist in Paris. Schwebel wird nächstens auch dort eintreffen – In Hoffnung bald einen Brief von Dir zu erhalten schließe ich den meinigen.

Dein Freund Eugène

Adr. E. B. D. M. bey Hr. Broili, erstes Distrikt No 262 in Würzburg.

22. September 1836. An Johann Jakob Hess in Zürich

 Straßburg d. 22. September 1836

Euer Wohlgeboren

werden, wie ich hoffe, einen Fremden entschuldigen, der sich die Freiheit nimmt in einer für ihn höchst wichtigen Angelegenheit Ihre Güte in Anspruch zu nehmen.

Die politischen Verhältnisse Teutschlands zwangen mich mein Vaterland vor ungefähr anderthalb Jahren zu verlassen. Ich hatte mich der akademischen Laufbahn bestimmt. Ein Ziel aufzugeben, auf dessen Erreichung bisher all meine Kräfte gerichtet waren, konnte ich mich nicht entschließen und so setzte ich in Straßburg meine Studien fort, in der Hoffnung in der Schweiz meine Wünsche realisiren zu können. Wirklich hatte ich vor Kurzem die Ehre von der philosophischen Fakultät zu Zürich einmüthig zum Doctor kreirt zu werden. Nach einem so günstigen Urtheile über meine wissenschaftliche Befähigung konnte ich wohl hoffen auch als Privatdocent von der Züricher Universität angenommen zu werden und, im günstigen Fall, im nächsten Semester meine Vorlesungen beginnen zu können. Ich suchte daher bey den hiesigen Behörden um einen Paß nach. Dieße erklärten mir jedoch „es sey ihnen durch das Ministerium des Innern, auf Ansuchen der Schweiz, untersagt einem Flüchtling einen Paß auszustellen, der nicht von einer Schweizerbehörde die schriftliche Autorisation zum Aufenthalt in ihrem Bezirk vorweisen könne. In dießer Verlegenheit nun wende ich mich an Sie, hochgeehrtester Herr, als die oberste Magistratsperson Zürichs, mit der Bitte um die von den hiesigen Behörden verlangte Autorisation. Das beyliegende Zeugniß kann beweisen, daß ich seit der Entfernung aus meinem Vaterlande allen politischen Umtrieben fremd geblieben bin und somit nicht unter die Kategorie derjenigen Flüchtlinge gehöre, gegen welche die Schweiz und Frankreich neuerdings die bekannten Maaßregeln ergriffen haben. Ich glaube daher auf die Erfüllung einer Bitte zählen zu dürfen, deren Verweigerung die Vernichtung meines ganzen Lebensplanes zur Folge haben würde.

Sollten Euer Wohlgeboren gesonnen seyn, mich mit einer Antwort auf dieß Gesuch zu beehren, so bitte ich dieselbe unter der Adresse: Dr. Büchner bey Herrn Weinhändler Siegfried an der Douane zu Straßburg, an mich gelangen zu lassen.

Mit der grösten Hochachtung

Ihr
ergebenster
Dr. Büchner.

 

Brief an Erziehungsrat 26.9.36.PNG

Büchner an Erziehungsrat des Kantons Zürich (Ausschnitt); Text geschrieben von Wilhelmine Jaeglé, Unterschrift Büchner; Staatsarchiv des Kantons Zürich; d1 Martin Bircher 1964

Brief an Erziehungsrat 26.9.36.PNG

Büchner an Erziehungsrat des Kantons Zürich (Ausschnitt); Text geschrieben von Wilhelmine Jaeglé, Unterschrift Büchner; Staatsarchiv des Kantons Zürich; d1 Martin Bircher 1964

September 1836. An die Eltern in Darmstadt

Ich habe meine zwei Dramen noch nicht aus den Händen gegeben, ich bin noch mit Manchem unzufrieden und will nicht, daß es mir geht, wie das erste Mal. Das sind Arbeiten, mit denen man nicht zu einer bestimmten Zeit fertig werden kann, wie der Schneider mit seinem Kleid.

Ludwig Büchner schreibt: „Außerdem muß er in derselben Zeit [d. i. nach dem 1. Juli 1836] noch ein zweites Drama vollendet haben, das nicht mehr vorhanden ist; wenigstens schreibt er im September 1836, nachdem er von zwei fertigen Dramen schon in früheren Briefen gesprochen: ‚Ich habe [...]‘“.

26. oder 25. Oktober 1836. An die Eltern in Darmstadt

Zürich, den 26. [oder 25.] October 1836.

........ Wie es mit dem Streite der Schweiz mit Frankreich gehen wird, weiß der Himmel. Doch hörte ich neulich Jemand sagen: „die Schweiz wird einen kleinen Knicks machen, und Frankreich wird sagen, es sei ein großer gewesen.“ Ich glaube, daß er Recht hat......

Ludwig Büchners Datierung des Briefes auf den 26. widerspricht der Angabe Caroline Büchners in ihrem Antwortbrief vom 30. Oktober, derzufolge am 27. Oktober von Georg ein „Brief vom 25ten Oktober“ in Darmstadt eintraf. Es ist kaum wahrscheinlich, daß Büchner sowohl am 25. als auch am 26. einen Brief schrieb. Zudem hätte dieser vorgebliche Brief vom 26. noch rechtzeitig vor dem 30. in Darmstadt ankommen müssen. Möglicherweise beruht die Angabe „26. Oktober“ also auf einem Schreib-, Lese- oder Setzerfehler.

Caroline Büchner 30.10.36.PNG

Caroline an Georg Büchner 30. Oktober 1836 (Ausschnitt); GSA 28; Foto: Klassik Stiftung Weimar; d1 Insel-Almanach 1923

 

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Caroline an Georg Büchner 30. Oktober 1836 (Ausschnitt); GSA 28; Foto: Klassik Stiftung Weimar; d1 Insel-Almanach 1923

 

11. Januar 1837. Von Eugène Boeckel nach Zürich

Paris den 11 Januar 1837.

Mein lieber, il vaut mieux tard que jamais, allein es ist zu bemerken daß ich Deine adresse erst vor 14 Tagen erhielt, diejenige welche mir Melle Jägle gab verlor ich auf d. Reise hieher. Seit meinem Aufenthalt in Strasburg hab ich nichts mehr von Dir erfahren. Du kannst Dir also denken wie begierig ich bin von Dir Nachricht zu erhalten. Ich hoffe Du wirst mit gutem Erfolg in Zürich aufgetreten seyn u. so Deinem Ziele nähergekommen. Schreibe mir doch wenn Du dieses Jahr nach Strasburg kommst, weil ich meine Reise darnach einrichten will, wenn Deine Vacanzen wie ich glaube im May statt haben so kann ich Dich auf jeden Fall sehn, aber früher werde ich wahrscheinlich nicht von hier fortgehn können. Ob ich durch die Schweiz nach Strasburg gehe ist noch ungewiß. Mit meinem Aufenthalt hier bin ich zufrieden, Du weißt übrigens daß ich ungefähr überall zufrieden bin. Im ganzen genommen hat es mir weit besser in Teutschland als in Frankreich gefallen. Ich gebe mich hier mit Syphilis, Auscultation u. Chirurgie ab, dies wären anziehende Studien für Dich. Die Auscultation seh ich als eine sehr wichtige Entdeckung an. Übrigens ist es hier ziemlich leicht viele Übung im Auscultiren zu erlangen. Die syphilitischen Kkht. werden besonders gut von Ricord behandelt. Für médecine operatoire sd. gute privatissima u. viele Cadaver’s vorhanden. Von der übrigen medizinischen Fakultät schreibe ich Dir nichts, weil Dich die praktische Medizin nicht intereßirt u. ich mich hier außschließlich mit abgebe.

Paris ist in Vergleich d. andern Städte welche ich gesehn, immens, grandios, u. reich. Es wundert mich nicht mehr daß man von Paris d. hyperbolischen Ausdruck braucht la capitale du monde, denn es ist hier auch so außerordentlich vieles vereinigt. Für Naturgeschichte, physiolog. u. Anatomie simple et comparée wäre eine Aufenthalt hier sehr intereßant für Dich. Die Gemälde Gallerie würde Dich auch größtentheils intereßiren; übrigens weißt Du wie wenig ich davon verstehe – Unterdessen bin ich jedoch ein außerordentlicher Liebhaber d. italienischen Oper, Laplache, Tamburini u. Delle Grisi sind unübertrefflich u. müßen durch ihren Gesang selbst einen Laien, Unkundigen ergreiffen. Du würdest hier gewiß öfters in die Oper gehn puritani, Il matrimonio secreto, Othello etc – Die französische Oper ist ziemlich gut – Im theatre français tritt die Delle Mars zuweilen auf. Die große Masse der übrigen Theater ist mittelmäßig od. schlecht u. gemein, zuweilen unerträglich. Die berühmte delle Ferrand, jezt Me Roy sah ich in d. opera-comique: Du wirst die tragische Geschichte dieser edlen Dame kennen; ich denke que les poils auront repoussé. Seit meinem Aufenthalt in Wien bin ich wider meine frühern Gewohnheiten ein ziemlich fleißiger Theater-Besucher worden. Aber freilich ein Theater wie das Burgtheater in Wien hab ich nicht wider gefunden. Nirgends ist es angenehmer sich ohne Zweck in den Straßen herumtreiben flaner als hier, von der Pracht u. dem Reichthum der superben Buden, Bazar’s hauptsächlich derjenigem im palais-royal hat man in andern Städten kaum eine Idee – An Spaziergängen hier fehlt es auch nicht hauptsächlich die boulevarts, d. jardin des tuileries, Luxembourg, jardin du roi u. dann noch einige breite schönen Straßen w. z. B. rue d. Rivoli, Castiglione, place Vendôme etc.

Viele excursionen habe ich noch nicht gemacht, theils weil ich viel zu thun habe, theils wegen des schlechten Wetters, ich verspare die weiten Ausflüge auf das Frühjahr. In Paris selbsten kann man für 6 sols überall in dem omnibus, hirondelles, Orléanaises etc. herumfahren, ein wohlfeiles u. zuweilen angenehmes Vergnügen. Den Arc d. triomphe, d. Obelisken, d. colonne Vendôme, den Platz d. bastille u. mehrere andere Merkwürdigkeiten habe ich öfters besucht. In den salon’s des palais-royal haben mich die historischen Gemählde aus der revolution am meisten intereßirt. Lese-Cabinet’s sind hier unzählige, in einigen hat man auch die allgemeine Zeitung. In d. Café’s wd. nicht geraucht. Dies ist etwas für Dich. Dagegen gibt es viele estaminets in welchen geraucht wd.

Lambossy ist schon lang von hier weg. Es hat ihm hier nicht gefallen, wahrschlch. weil er sich in der ungeheuren Masse verlor. held u. Schwebel sd. noch hier, lezterer wd. in einigen Wochen von hier absegeln um sich in Barr als Arzt zu etabliren. Sonstige Bekannte habe ich hier viele getroffen. Der dickbauchige pädagog liegt im Gloster in Strasburg, sauft Café, streicht sich den Bauch u. schneidet Gesichter, ich habe zwei mal an ihn geschrieben; natürlich ohne jemalen eine Zeile von ihm zu erhalten. Von einem Theologen muß man nicht zu viel begehren. Müntz welcher einige Zeit hier war ist leider Lücke abgereiset. Er hat eine Stelle als professeur du collège Lücke Schlettstadt. Selestat. Ich denke mich nächsten Sommer irgendwo zu etabliren, ich weiß nicht ob ich in Strasburg bleibe oder ob ich in den Oberrhein gehe, geschieht lezteres so sind wir ganz nahe bey einander.

Sehr theuer ist d. Aufenthalt in Paris nicht wenn man keine besondern Auslagen für Bücher od. Collegien od. sonstige Dinge hat so kann man mit 200 fr. monatlich leben. Die Zimmer sind etwas theuer. Das Mittagessen nicht so sehr wie man glaubt für 20 sols ißt man erträglich für 30 ziemlich gut.

Die Kleider sind hier sehr theuer, für ein. schwarzen Frack zahlte ich 100 fr. u. es gibt auch zu 150-200 fr – Im ganzen habe ich im Laufe des vorigen Jahres 4000 fr. gebraucht. Dies ist auch ein Beweggrund weswegen ich dieses Jahr dem Reisen ein Ende machen will, denn mein kleines Capital geht zu Grunde, u einige Tausend Franken will ich für mein établissement reserviren. Lange wd. sich nächstens verheurathen. Stöber hat seine fiancée, definitif aufgegeben wie man mir sagte; ds. arme Mädchen dauert mich. Sie wd. schwer eine andere Parthie machen können. Ich bin Dieu merci noch frei, theils weil ich es aus Grundsatz bleiben will, theils weil ich nicht weiß ob mich andere Leute wollen

Dein Eugène.

Adresse. Eug. Boeckel, D. M. quai st. Michel No 13. hôtel d. l’étoile du nord.

Editorische Notiz „Briefe“

Die Briefe Büchners liegen in vier unterschiedlichen Überlieferungen vor:

- als Handschrift (H),
- als Druck in: „Nachgelassene Schriften von Georg Büchner“. [Hrsg. v. Ludwig Büchner.] Frankfurt a. M. 1850 (N),
- als Druck in: K.[arl] G.[utzkow]: „Ein Kind der neuen Zeit“. In: „Frankfurter Telegraph (Neue Folge)“. Nr. 42 – Nr. 44, Juni 1837, S. 329-332, 337-340 u. 345-348 (G 1837) LZ-4570,
- als Druck in: Karl Gutzkow: „Georg Büchner“. In: Ders.: „Götter, Helden, Don-Quixote. Abstimmungen zur Beurtheilung der literarischen Epoche“. Hamburg: Hoffmann u. Campe 1838, S. 19-50 (G 1838).

Die Handschriften der Briefe lagern in diversen Archiven und Orten in Deutschland (Frankfurt a. M., Marburg, Darmstadt, Butzbach), der Schweiz (Basel, Zürich) und Frankreich (Straßburg). Sie wurden für den Band „Briefwechsel“ der Historisch-kritische Büchner-Ausgabe (hrsg. v. Burghard Dedner, Tilman Fischer und Gerald Funk, Darmstadt 2012), auf der unser Text fußt, neu transkribiert und werden hier in leicht veränderter und vereinfachter Form, aber ohne Veränderung an Orthographie und Interpunktion wiedergegeben.

In den „Nachgelassenen Schriften“ hatte Georg Büchners Bruder Ludwig die von ihm ausgewählten Briefe in Auszügen publiziert (erkennbar nicht zuletzt an den fehlenden Briefköpfen bzw. Anreden und Grußformeln sowie an den Auslassungspunkten am Anfang und Ende, mitunter auch innerhalb der Briefe). Im Unterschied zur relativen thematischen Offenheit der in der biographischen Einleitung seiner Werkausgabe (N 1-50) mitgeteilten Briefauszüge des Bruders ist das Spektrum der unter der Rubrik „Briefe“ versammelten Schreiben an die Eltern wie auch weitgehend der Ausschnitte aus den Briefen an Gutzkow und Wilhelm Büchner deutlich eingeschränkt. Ludwig Büchner teilte hier „beinahe nur das“ mit, „was zur Kenntniß der politischen Bewegungen jener Zeit und des Antheils, den Büchner daran hatte, wichtig erschien.“ (N 50.) LZ-4260, S. 50 Dagegen wählte Ludwig Büchner aus den Briefen an Wilhelmine Jaeglé Stellen aus, ohne deren Kenntnis man seines Erachtens Büchners Verhalten in Gießen und vor allem die Tatsache, daß dieser sich gegen seine früheren Absichten und Einsichten doch in die „Gießener Winkelpolitik und revolutionären Kinderstreiche“ Juni 1833. An die Eltern in Darmstadt eingelassen hatte, nicht verstehen konnte.

Die überwiegend politisch fokussierte Auswahl erklärt, warum wir über private Umstände (Krankheiten, Alltagsvergnügungen, Freundschaften) in der Briefsammlung kaum und über dichterische und akademisch-berufliche Pläne und Tätigkeiten nur eingeschränkt informiert werden.

Auch Gutzkow zitierte in seinem Nachruf „Ein Kind der neuen Zeit“ (1837) die Briefe Büchners mit einem bestimmten Ziel. Er zeichnete von Büchner das Bild eines revolutionären Heißsporns und literarischen Genies nach Art des Sturm und Drang, der im Exil zum philosophierenden Klassiker gereift sei oder doch bald gereift sein würde. LZ-4570, S. 348 So zitierte er Büchners Briefe, um diese These an Beispielen zu belegen.

Die von der Zensur 1837 beanstandeten und veränderten bzw. gestrichenen Passagen restituierte Gutzkow im Zweitdruck seines Büchner-Porträts von 1838. Die Passagen, die wir aus diesem Druck übernehmen, werden durch Groteskschrift kenntlich gemacht.

Mit eckigen Klammern [   ] sind Korrekturen und Ergänzungen der Herausgeber (etwa bei Textverlusten durch Papierausrissen etc.) vermerkt. Und Hervorhebungen sind bei uns – statt durch Sperrung – durch Kursivierung markiert.

Im Folgenden werden die Druckvorlagen (Sigle und Seitenzahl in Klammern hinter dem Adressaten) der von uns wiedergegebenen Briefe nachgewiesen. Die Briefe an Büchner folgen der jeweiligen Handschrift.

1831

Nach 4. Dezember 1831. An die Eltern (N 237 f.). – Dezember 1831. An die Eltern (N 238). –

1832

Mitte April 1832. An die Eltern (N 238). – 20. August 1832. An Edouard Reuss (H). – 24. August 1832. An August (und Adolph) Stöber (H). – 3. November 1832. An Adolph Stöber (H). – Vor Mitte Dezember 1832. An die Eltern (N 239). –

1833

Anfang Januar 1833. An die Eltern (N 239). – 5. April 1833. An die Eltern (N 240 f.). – Frühjahr 1833. An die Eltern (N 3). – Frühestens 28. Mai 1833. An die Eltern (N 241-243). – Juni 1833. An die Eltern (N 243 und, ab Klammer, N 3). LZ-4260, S. 3 – 8. Juli 1833. An die Eltern (N 243-245). – 31. August 1833. An Edouard Reuss (H). – 1. November 1833. An die Eltern (N 245). – 14. November 1833. An die Eltern (N 245 f.). – 9. Dezember 1833. An August Stöber (H). –

1834

Nach Mitte Januar 1834. An Wilhelmine Jaeglé (N 282 f.). – Anfang (?) 1834. An die Eltern (N 4). LZ-4260, S. 4 – Etwa 16. Februar 1834. An Wilhelmine Jaeglé (N 283). – Nach Mitte Februar 1834. An die Eltern (N 246-248). – Etwa 8. März 1834. An Wilhelmine Jaeglé (N 283-285). – Mitte März 1834. An Wilhelmine Jaeglé (N 286 f.). – Nach Mitte März 1834. An Wilhelmine Jaeglé (N 285). – 19. März 1834. An die Eltern (N 248). – 25. Mai 1834. An die Eltern (N 248). – 2. Juli 1834. An die Eltern (N 249). – 3. August 1834. An die Eltern (N 249 f.). – 5. August 1834. An die Eltern (N 250 f.). – 8. August 1834. An die Eltern (N 251-253). – Etwa 23. August 1834. An die Eltern (N 253-255). –

1835

21. Februar 1835. An Johann David Sauerländer (H). – 21. Februar 1835. An Karl Gutzkow (G 1837, 331 f.). LZ-4570, S.331 – 9. März 1835. An die Eltern (N 255 f.). – Mitte März 1835. An Karl Gutzkow (G 1837, 338; Passagen in abweichender Drucktype nach: G 1838, 34 f.). LZ-4570, S. 338 – 27. März 1835. An die Eltern (N 256 f.). – 20. April 1835. An die Eltern (N 257). – 5. Mai 1835. An die Eltern (N 257-259). – 10. Juni 1835. An die Eltern (N 259-261). – 16. Juli 1835. An die Eltern (N 263 f.). – 28. Juli 1835. An die Eltern (N 264-267). – Nach 5. August 1835. An die Eltern (N 267-269). – 17. August 1835. An die Eltern (N 269 f.). – Anfang September 1835. An Karl Gutzkow (1. Teil: G 1837, 340; Teil 2, Passagen in abweichender Drucktype: G 1838, 36 f.). LZ-4570, S. 340 – September 1835. An Wilhelm Büchner (N 28, dort zwei Bruchstücke). – 20. September 1835. An die Eltern (N 270). – Oktober 1835. An die Eltern in Darmstadt (N 271). – 2. November 1835. An die Eltern (N 271 f.). – Ende November 1835. An Karl Gutzkow (G 1837, 346 f.). LZ-4570, S. 346

1836

1. Januar 1836. An die Eltern (N 272-274). – 1. Januar 1836. An Ludwig Büchner (H). – Nach Mitte Januar 1836. An Karl Gutzkow (H). – 26. Januar 1836. An Wilhelm Braubach (H). – 15. März 1836. An die Eltern (N 274 f.). – 1. Juni 1836. An Eugène Boeckel (H). – Etwa 1. Juni 1836. An Karl Gutzkow (G 1837, 346; Passagen in abweichender Drucktype nach: G 1838, 41-45). LZ-4570, S. 346 – Anfang Juni 1836. An die Eltern (N 276 f.). – Etwa 25. Juli 1836. An Georg Geilfus (H). – Sommer (?) 1836. An die Eltern (N 33). LZ-4260, S. 33 – Mitte August 1836. An die Eltern (N 277 f.). – 2. September 1836. An Wilhelm Büchner (N 278 f.). – 22. September 1836. An Johann Jakob Hess (H). – 26. September 1836. An das Präsidium des Erziehungsrats des Kantons Zürich (H). – September 1836. An die Eltern (N 37). LZ-4260, S. 37– 26. oder 25. Oktober 1836. An die Eltern (N 279). – 20. November 1836. An die Eltern (N 279 f.). – Mitte November 1836 bis Ende Januar 1837. An Wilhelm Büchner (N 38). LZ-4260, S. 38

1837

13. Januar 1837. An Wilhelmine Jaeglé (N 40 f.). LZ-4260, S. 40 – 20. Januar 1837. An Wilhelmine Jaeglé (N 41 f.; der vmtl. weitere Inhalt nach: N 39). – 27. Januar 1837. An Wilhelmine Jaeglé (N 42). –