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Eduard Scriba

(Ulrichstein [sic] 22. März 1808 – 4. Januar 1837 Liverpool), Sohn eines Pfarrers, aufgewachsen in Schwickartshausen, Besuch des Gymnasiums in Büdingen, ab 1826 Student in Gießen zunächst der Jurisprudenz, ab 1828 der Theologie, Mitglied der Gießener Burschenschaft „Waffenverbindung“. Scriba wird am 28. Juli 1828 mit 47 anderen Angehörigen studentischer Verbindungen für ein Jahr aus politischen Gründen von der Universität verwiesen, beteiligt sich aber schon im August 1828 während der Relegation in führender Rolle an der Neugründung der Gießener Burschenschaft Germania. Im Sommer 1829 Fortsetzung des Studiums in Gießen, im Wintersemester 1830/31 in Bonn, wo Scriba als Hauslehrer bei Ernst Moritz Arndt wohnt und arbeitet, danach wieder in Gießen. Teilnahme am Hambacher Fest am 27. Mai 1831 u. a. mit dem späteren Landboten-Kurier Carl Zeuner; nach der Teilnahme am politischen Bankett in der Heuchelheimer Mühle am 11. März 1832 (u. a. mit Christian Kriegk) zweite und damit endgültige Relegation am 17. April 1832.

Mit dem ebenfalls relegierten Christian Kriegk lebt Scriba längere Zeit in Butzbach bei der Familie Carl und Wilhelm Braubachs und gründet dort mit Kriegk unter Mitwirkung von Wilhelm Zeuner, einem Bruder des Carl Zeuner, und in enger Verbindung mit Friedrich Ludwig Weidig den Butzbacher „Leseclub“. In Gießen ist Scriba eng befreundet mit dem späteren Mitglied der Gesellschaft der Menschenrechte Hermann Wiener und gut bekannt mit anderen Mitschülern bzw. Freunden Georg Büchners wie August Becker, Wilhelm Braubach, Christian Kriegk, Georg Gladbach, Hermann Dittmar, Gustav Clemm , Karl und Gustav Soldan, Hermann Trapp u. a.

Nach seiner Relegation von der Universität Gießen arbeitet Scriba als Hauslehrer in Neuhof bei Gedern. Sein Kommilitone aus Gießen, August Becker, ist 1832/33 Hauslehrer in Burkhards bei der Familie des Steuereinnehmers Karl August Höflinger (vgl. Eberhard Kickartz: „Der Rote Becker. Das politisch-publizistische Wirken des Büchner-Freundes August Becker (1812-1871)“. Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 110. Darmstadt und Marburg 1997, darin S. 20: Beckers Aussage in einem Polizeibericht 1835). Im eine Stunde Fußweg von Gedern entfernten Burkhards treffen sie sich häufig bei Scribas Schwager Pfarrer Koch (vgl. ein nicht veröffentlichtes Dokument der Familie Scriba). Sie verbreiten radikale Ideen unter der bäuerlichen Bevölkerung des Vogelsberges.  Gemeinsam wandern sie Ende 1832 zur Vorbereitung des Frankfurter Wachensturms (3. April 1833) zu einem konspirativen Treffen bei Hermann Wiener in Gießen (vgl. LZ 2231 Ferdinand Scriba über Eduard Scriba). Scriba beteiligt sich anschließend am Wachensturm (gemeinsam mit Ernst Schüler, Alexander Lubanski und Wilhelm Braubach). Nach dessen Scheitern flieht Scriba über Gießen, Butzbach, Heidelberg und Mannheim nach Straßburg und weiter in die Schweiz. Steckbrieflich verfolgt ab 22. Juli 1833.

In der Schweiz arbeitet Scriba zunächst als Hauslehrer in Stäfa, ab November 1833 als Lehrer in Lausanne mit Gustav Soldan, ab 1835 in Therwyl bei Basel. Ab Frühjahr 1834 ist er Mitglied des „Jungen Europa“ sowie – mit Ernst Schüler und Karl Soldan – des „Jungen Deutschland“, zeitweise in führender Rolle u. a. bei der Gründung von Handwerker-Vereinen bzw. der Aufnahme von Handwerkern ins „Junge Deutschland“. 1835 Wiedersehen mit dem ebenfalls in die Schweiz geflohenen Hermann Wiener, mit dem er vom 10. August bis 18. September eine ausführlich beschriebene Wanderung durch die Schweiz Lz 4031 Eduard Scriba: Reise durch die Schweiz im Spätsommer 1835unternimmt und unterwegs einige seiner Freunde trifft (Karl und Gustav Soldan, Hermann Trapp u. a.).

Am 15. Oktober 1836 Ausweisung aus der Schweiz wegen unerlaubter politischer Tätigkeit. Auf dem Gefangenentransport durch Frankreich mit Übernachtungen in 18 französischen Gefängnissen wird Scriba von seinem 10 Jahre jüngeren Bruder Ferdinand Scriba begleitet, der die Vorgänge in seinem Tagebuch festhält. Die Brüder übernehmen Lehrerstellen in Liverpool, wo Eduard Scriba am 4. Januar 1837 an Blattern stirbt.

Literatur:
LZ 2231 Ferdinand Scriba über Eduard Scriba;
Herman Haupt: Scriba, Eduard, Politiker, 1808-1837, in: Hessische Biographien Bd. 2, Darmstadt 1927; S. 109-111;
Jan-Christoph Hauschild: Hermann Wieners Lebenserinnerungen aus dem Jahr 1895, in: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde, Neue Folge Bd. 44 (1986), S. 363–406;
Abgeschoben aus der Schweiz 1836/37. Eduard und Ferdinand Scriba. Nach Tagebuchnotizen von Ferdinand Scriba (1818-1900), Abschrift durch Otto-Adolf Scriba, hrsg. vom Familienbund Scriba/Schreiber, Darmstadt 1997 (= Der Federflug Nr. 6);
Vormärz-Revolutionär Eduard Scriba und sein "kleiner" Bruder Pfarrer Ferdinand Scriba. Ausstellung von Fundstücken A und B),
zusammengesucht, vorgestellt und kommentiert von Regine Cöster-Bondick (= Der Federflug Nr. 23 (2017), hrsg. Familienbund Scriba-Schreiber e. V.). (2017), hrsg. Familienbund Scriba-Schreiber e. V.).
Eduard Scriba: Reise durch die Schweiz im Spätsommer 1835 mit Hermann Wiener und ein Geburtstagsgedicht von Gustav Soldan. Ausstellung von Fundstücken (C), transkribiert von Hannes Scriba, bearbeitet von Regine Cöster-Bondick (= Der Federflug Nr. 24 (2019), hrsg. Familienbund Scriba-Schreiber e. V.)

Weitere Informationen 
www.scriba-schreiber.de.

Abbildung zuletzt publiziert im Scriba-Familienblatt 224/1984.

Text: Regine Bondick (März 2017, Oktober 2019; zuletzt 26.02.2024)