August Becker
(1814–1871), Pfarrerssohn aus Biedenkopf (Oberhessen), der engste Freund Georg Büchners in Gießen. Von 1829 bis 1833 stud. theol. in Gießen, ab 1832 enger Vertrauter Friedrich Ludwig Weidigs. Im Auftrag Weidigs verteilte Becker Flugschriften und suchte im März 1833 in seiner Heimat um Biedenkopf die dortigen Bauern für die Sache des Frankfurter Wachensturms zu gewinnen (vgl. auch LZ 2231 Ferdinand Scriba über Eduard Scriba);. Er half Weidig bei dessen Bemühungen um die Befreiung der in Friedberg wegen Teilnahme am Wachensturm Inhaftierten, bei der Verteilung der Flugschriftenreihe Leuchter und Beleuchter (Anfang 1834) sowie bei der Herstellung der Kontakte zu Mitverschworenen im „Oberhessischen Preßverein“.
Vermutlich schon im Herbst 1833 lernten Becker und Büchner sich kennen, und Becker wurde ab Januar 1834 Büchners engster Vertrauter in Gießen. Er machte Büchner mit Weidig bekannt Zeitleiste Januar/Februar 1834 und fertigte im März 1834 die Abschrift des Hessischen Landboten an. Zeitleiste 24. März 1834, die Anfang Mai Weidig überbracht wurde. Einleitung zu Der Hessische Landbote Becker war Mitglied in der von Büchner gegründeten Sektion der Gesellschaft der Menschenrechte in Gießen. Im Herbst 1834 war er häufig in Ober-Gleen, dem neuen Wohnort Weidigs, und war dort maßgeblich an der Verteilung der zweiten Auflage des Hessischen Landboten beteiligt. Am 6. April 1835 wurde er nach Verrat durch Gustav Clemm verhaftet, aus Mangel an Beweisen vorübergehend wieder freigelassen, dann erneut verhaftet. Die folgenden Jahre bis zu seiner Verurteilung zu neun Jahren Zuchthaus im Nov./Dez. 1838 verbrachte er in Untersuchungshaft. Nach Amnestierung Anfang 1839 Exil in der Schweiz, 1839/40 Gründer eines deutschen Handwerkerbildungsvereins in Zürich, 1848 Rückkehr nach Gießen, Redakteur des Jüngsten Tags, von 1849 bis 1853 Mitglied des hessischen Landtags, 1852/53 Emigration über die Schweiz nach Amerika, Zirkusakrobat, Redakteur in New York, Washington und Baltimore/Cincinnati, Feldprediger im Sezessionskrieg von 1861 bis 1865.
Nach Weidigs Tod am 23. Februar 1837 kooperierte Becker, der bis dahin geschwiegen hatte, mit dem ihm zugewiesenen Untersuchungsrichter Friedrich Noellner und wurde hinsichtlich der Geschichte des Hessischen Landboten zum wichtigsten Zeugen. Er gab detaillierte Charakteristiken Büchners und Weidigs zu Protokoll.
HL Dok 1.3.3. Verhörprotokolle August Becker; Darmstadt 25. und 28. Juli sowie 1. November 1837
HL Dok 1.4.3. – Verhörprotokolle August Becker; Darmstadt 24. und 25. Oktober 1837
HL Dok 1.8.1. – Verhörprotokoll August Becker; Darmstadt 26. Oktober 1837
HL Dok 1.7.4. – August Becker: Anmerkung zum Kommunismus-Begriff; Schweiz September 1845
Normdaten (Person): GND 116103507