LZ 4730
Luise Büchner: Notizen für Ludwig Büchner bzw. Karl Emil Franzos ; Darmstadt vor oder am 7. April 1877
Die geringen Auszüge aus den Briefen von W. Jaeglé {[Als Anmerkung:] In dem Nachlasse, 1850.} hat sie vor vielen Jahren selbst gemacht, als sie mit Gutzkow in Beziehung stand, der eine Biographie von Georg herausgeben wollte. Dieser Plan zerschlug sich damals durch die Dazwischenkunft von G. Zimmermann, der als intimer Freund von Georg sich zum Biographen für geeigneter hielt, was auch Gutzkow, soviel ich mich entsinne, anerkannte. Bei dem zerfahrnen Wesen von G. Z. wurde schließlich aus der ganzen Sache nichts; Minna hatte aber bereits für G. Vorarbeiten gemacht, die Jener in Händen behielt. Er lebte damals in Hamburg, gab den Telegraphen heraus und veröffentlichte in demselben Leonce und Lena bruchstückweise. – Als er später wieder nach Frankf. zog [d. i. im März 1842], ließ er mehrere Kisten mit Papieren und Büchern, die Jahrelang in Hamburg gestanden dahin kommen. Ich war damals gerade zu Besuch bei Gutzkow und half seiner Frau, diese Kisten auspacken. Da kamen mir dann die Nummern des obenerwähnten Telegraphen in die Hände, sowie auch Gutzkow, selbst, unter Manuscripten mehrere Blätter fand, die von Minna herrührten und die erwähnten Auszüge aus ihren Briefen enthielten. Es war auch ein Brief von August Becker dabei, in dem er viel erzählt von dem Eindruck, den Frau Weidig auf Georg gemacht. Diese Schriftstücke gab mir Gutzkow mit dem Bemerken, sie seien für mich jedenfalls werthvoller als für ihn, wobei er bedauerte, Einiges davon verloren zu haben. – Ich legte diese Papiere zu Hause zu den Briefen und Schriftstücken Georg’s, und dabei fand sie Louis, als er den Nachlaß herausgab. Da sich Minna damals schon sehr sonderbar benahm, widersetzte ich mich der Benutzung der mir gegebnen Auszüge, jedoch vergebens, obgleich ich einsah, daß sie eine große Lücke ausfüllten. Diese Veröffentlichung aber, hat sie uns am übelsten genommen. L.
Ein Jugendgedicht von Georg, das er zu einem Geburtstag der Mutter verfaßt. Es trägt leider kein Datum, aber schwerlich war er damals älter als 16. Jahre.
„Gebadet in des Meeres blauer Fluth [...]“
Ein anderes Gedicht im Mathisson’schen Styl, an eine verfallne Burgruine, wobei Georg so viel ich weiß das Heidelberger Schloß im Sinne hatte, konnte ich seiner Zeit, {da es mir sehr gut gefiel} auswendig, erinnere mich aber jetzt nur noch einzelner Stro[p]he[n]. Leider ist es auch nicht mehr vorhanden, wie ein 3tes Gedicht, auf dessen Inhalt ich mich aber nicht entsinne.
Überlieferung
H (Beilage zum Brief von Ludwig Büchner an Franzos; Darmstadt: 7. April 1877; GSA Weimar, Nachlass Georg Büchner, I, IB; d: Hauschild 1985, S. 80 f., 69.
Erläuterungen
Vermutlich hatte Luise Büchner die Notizen zunächst für ihren Bruder bestimmt. In Ludwig Büchners Brief heißt es dazu: „Weiter finden Sie Ihre Fragen durch einliegende von meiner Schwester Luise aufgesetzte Notizen beantwortet.“ (vgl. LZ 4880)
Zum Engagement des möglichen Büchner-Biographen Georg Zimmermann vgl. WZ 750 Karl Gutzkow: Brief an Wilhelmine Jaeglé in Darmstadt; Hamburg 26. Juni 1838.