LZ 1720
Heinrich Küntzel: Brief an August Stoeber in Straßburg; Darmstadt 24. Oktober 1833

Zeitleiste Ende Oktober 1834

Lieber Stöber,

Sie werden etwas befremdet sein, plötzlich in einer Angelegenheit, wie die beiliegende, von mir in Anspruch genommen zu werden.

Was die Angelegenheiten unseres Almanaches betrifft, so erhalten Sie in einigen Wochen Nachricht vom Abschluß der Ausgaben und Einnahmen und über Alles, was mit ihm zusammenhängt. Die Ungewißheit über diese Angelegenheiten war auch der Grund, daß ich sechs an Sie begonnene Briefe unvollendet liegen ließ und Ihr letztes freundliches Schreiben nicht beantwortete. Ich fühle ganz das drückende meiner schweren Schuld!

Nichts destoweniger wag’ ich es, in Auftrag eines hiesigen Freundes, des Herrn Ludwig Venators, Direktor des Handlungsinstituts zu Darmstadt, die Bitte an Sie zu stellen, ein liegenden Brief an Herrn Ray, wohnhaft Rue jeu des enfans N. 17. zu besorgen, und den andern Brief an Herrn Canari nicht eher abzugeben, als bis Herr Ray in einem schriftlichen Revers bestätigt hat, daß er alle Verhandlungen mit Herrn Venator für abgebrochen ansieht. Sollte Herr Ray jene schriftliche Antwort Ihnen versiegelt zuschicken, so haben Sie das Recht, selbige zu öffnen und sich selbst davon zu überzeugen.

Sie erzeigen mir durch richtige und schnelle Besorgung dieser Sache einen recht großen Dienst und ich habe den Glauben, daß Sie mir meine Freiheit nicht verübeln. Am deutlichsten wird Ihnen diese Angelegenheit werden, wenn ich den an mich gestellten Auftrag schriftlich beilege.

Etwaige Kosten mit Porto pp lassen Sie sich natürlich auf der Post auszahlen und mir in Rechnung bringen.

Durch Freund Büchner hab’ ich erfahren, daß Sie die Redaktion eines lit. Unternehmens übernommen haben. Sollten Sie vielleicht etwas bedürfen, was wir in der Darmstädter Hofbibliothek haben, so wenden Sie sich nur an mich; ich habe daselbst eine provisorische Beschäftgung erhalten, die wahrscheinlich mit der Zeit definitiv werden wird. Büchner ist nach Giesen abgereist. Wir nennen jenen Ort Tomi; denn er ist wirklich ein Verbannungsort.

In ruhigeren Stunden sollen Sie nach meinem obigen Versprechen mehr von mir hören und über alles, was Sie interessirt, soll weitläufiger Bericht abgestattet werden. Noch einmal, seien Sie nicht böse und bleiben Sie freundlich zugethan

Ihrem
ergebensten Freund

Heinrich Küntzel.

Wenn’s möglich, einen Gruß an Ihren Bruder. Auch Metz lässt Sie herzlich grüßen. –

Darmstadt. 24. Oct. 1833.

Überlieferung
Handschrift: Fonds littéraire Stoeber; Erstdruck: Lehmann/Mayer, S. 179.