Büchner an Geilfus; UB Marburg, Dauerleihgabe der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen; d1 1993
Büchner an Geilfus; UB Marburg, Dauerleihgabe der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen; d1 1993

Etwa 25. Juli 1836. An Georg Geilfus in Zürich

Werthester Hund!

Ich hoffe dieße Zeilen treffen Dich noch in Zürich, widrigenfalls erfährst Du nichts von ihnen, was Dich jedenfalls sehr bekümmern wird. Ich ersuche Dich um einen Gefallen, schreibe mir doch sobald als möglich, ob der Professor und Dekan der philosophischen Fakultät Baiter noch unter den Lebenden ist. Ich habe dem Menschen vor längerer Zeit geschrieben, aber keine Antwort erhalten. Da ich nun im Begriff bin meine Abhandlung nebst Doctorgebühren an ihn zu adressiren, so möchte ich doch sicher gehn. Du brauchst nur Weller zu fragen, der kennt ihn. Außerdem würdest Du mich sehr verbinden, wenn Du mir eine so weit es in Deinen Kräften steht menschliche Auskunft über den Stand der Dinge in Zürich gäbst. Soll wirklich eine von Russland, Preussen, Oestreich, Frankreich u. England unterzeichnete Note bey der Tagsatzung eingereicht worden seyn, welche die unbedingte Ausweisung aller Flüchtlinge begehrt? und, verhält es sich so, welche Resolution glaubt man, daß d. Tagsatzung fassen dürfte? Oder scheint es[,] daß die Ausweisung sich nur auf die bey den letzten Vorfällen Betheiligten erstrecken wird? – Geht Alles gut, so denke ich nächsten Winter meinen Kurs über Philosophie zu lesen und bin im October in Zürich. Glaubst Du daß ich Aussichten dort habe? Die Sachen sehen etwas bunt aus. – Aus Frankreich werden alle ehemaligen und jetzigen Mitglieder des jungen Teutschland verwiesen. Es ist doch ein Jammer was die lächerlichsten Dinge für Folge haben können. Anfangs amüsirte es einem die alten Esel wie kleine Buben spielen zu sehen, – und jezt ist Alles verzweifelt ernsthaft. Es ist gar kein Verhältniß zwischen der Veranlassung und der Folge, es ist doch jämmerlich sich mit einer hölzernen Pistole zu erschießen und mit einem blechernen Dolch zu erstechen – und wenn [man] noch gar bedenkt wie pathetisch und wichtig die Leute dabey zu Werk gehn. – Aus Darmstadt nichts Neues, als daß Advokat Briel auf Befehl des Appellationsgerichts gegen Handgelöbniß in Freiheit gesetzt worden ist.

Hier ist Alles beym Alten. Schnaps hat sein zweites Examen glücklich gemacht!

Was machen Weller, Mikes e. c. t? Ist Zopf noch in Liestal?

Viel Grüße an Alle.

Ich bitte dringend um baldige Antwort.

Lebwohl
Dein
G. Bü.

Daß Medicinalrath Graf u. Ploennies zum Bericht aufgefordert worden sind, ob Weidig Prügel vertragen könne und daß ihre Antwort bejahend ausgefallen sey, scheint nicht wohl bezweifelt werden zu können.

Privatdozent in Zürich 1836-1837