4. Dezember 1835. Von Karl Gutzkow nach Straßburg

Mein Lieber!

Ich sitz’ im Gefängniß – wie u wodurch das kam, ein Andermal – wenn ich mich in mein Schicksal zu finden weiß. Zunächst dieß, daß ich des Angriffes auf die Religion beschuldigt bin.

Erst wollt’ ich fliehen u schrieb an Mr. Boulet in Paris, für mich zu sorgen. Wahrscheinlich ist unter Ihrer Adresse von da ein Brief an mich gekommen. Schicken Sie ihn mir hieher mit besonderm Couvert an den Dr Löwenthal.

Wie glücklich sind Sie in der Freiheit! Ich sehe voraus, daß ich lange werde geplagt werden. Menzel hat mich soweit gebracht. Ich bin zusammenhängender Ideen nicht fähig. Ein andermal mehr, wenn es sich aus den Eisenstäben schmuggeln läßt.

Ihr G.

Mannheim
d. 4 Dez. 35

Kampagne gegen das „Junge Deutschland“
Zeittafel 30. November 1835