3. März 1835. Von Karl Gutzkow nach Darmstadt
Fr. 3 März 35
Verehrtester!
10 Friedrichsd’or will Ihnen Sauerländer geben unter der Bedingung, daß er mehres aus dem Drama für den Phönix benutzen darf, u daß Sie sich bereitwillig finden lassen, die Quecksilberblumen Ihrer Phantasie, u alles, was zu offenbar in die Frankfurter Brunnengasse u die Berlinische Königsmauer ablenkt, halb u halb zu kassiren. Mir freilig ist das so ganz recht, wie Sie es gegeben haben; aber Sauerl. ist ein Familienvater, der 7 rechtmäßige Kinder im Ehebett gezeugt hat, u dem ich schon mit meinen Zweydeutigkeiten ein Alp bin: wieviel mehr Sie mit Ihren ganz grellen und nur auf Eines bezüglichen Eindeutigkeiten! Also dies ist sehr nothwendig.
Nun scheint es aber, als hätten Sie große Eile. Wo wollen Sie hin? brennt es Ihnen wirklich an den Sohlen? Ich kann Alles hören, nur nicht, daß Sie nach Amerika gehen. Sie müssen sich in der Nähe halten, (Schweiz, Frankr.) wo Sie Ihre herrlichen Gaben in die deutsche Literatur hineinflechten können; denn Ihr Danton verräth einen tiefen Fond, in den viel hineingeht, u viel heraus, u das sollten Sie ernstlich bedenken. Solche versteckte Genies, wie Sie, kommen mir grade recht; denn ich möchte, daß meine Profezeiung für die Zukunft nicht ohne Belege bliebe, u Sie haben ganz das Zeug dazu, mitzumachen. Ich hoffe, daß Sie mir hierauf keine Antwort schuldig bleiben.
Wollen Sie Folgendes: Ich komme zu Ihnen hinüber nach Darmstadt, bring’ Ihnen das Geld u fange mit Ihnen gemeinschaftlich an, aus Ihre[m Dan]ton die Veneria herauszutreiben nicht durch Metall, sondern linde, durch Vegetabilien u etwas sentimentale Tisane. Es ist verflucht, aber es geht nicht anders, u ich vergebe Ihnen nicht, daß Sie mich bei dieser Dollmetscherei u Vermittlerschaft zwingen, die Parthie der Prüderie zu führen. Können Sie sich aber noch halten in Darmstadt, so bekommen Sie das Geld und Mscrpt durch Heyer, worauf Sie aber letztres unfehlbar einen Tag später wiederabliefern müssen.
Ihr Gutzkow