LZ 4870
Wilhelmine Jaeglé : Brief an Karl Emil Franzos; Straßburg 2. April 1877

Straßburg 2. April 1877.

Geehrtester Herr!

In Ihrem geehrten Schreiben vom 17. Februar reden Sie von der moralischen Verpflichtung, die ich habe, durch Mittheilung derjenigen Papiere G. Büchner’s, die in meinen Händen sind, die Herausgabe seiner Werke zu befördern.

Hierauf habe ich die Ehre, Ihnen zu antworten, daß ich durchaus keine moralische Verpflichtung fühle, die besagten Papiere zur Oeffentlichkeit zu bringen, theils sind es solche, die nur mich persönlich angehen, und die es eine Indiscretion wäre drucken zu lassen, theils sind es unvollständige Auszüge und unvollendete Notizen. Das Andenken an G. Büchner ist mir zu theuer, als daß ich wünschen könnte, etwas Unfertiges von ihm der Kritik der Recensenten auszusetzen.

Durch schwere Krankheit verhindert, Ihnen früher zu antworten, mußte ich es bis heute aufschieben.

Sie werden mich, geehrter Herr, verpflichten, wenn Sie sich für die Zukunft mit dieser Erklärung genügen lassen wollten.

Hochachtungsvoll zeichnet
L. W. Jaeglé.

Überlieferung
d1: O[ttilie] F[ranzos]: Büchners verlorene Handschriften. Mit einem unveröffentlichten Brief seiner Braut, in: Das Unterhaltungsblatt der Vossischen Zeitung, Nr. 198, 24. August 1928, S.; d2: Bergemann 1949, S. 308; d3: Hauschild 1985, S. 292.

Eingestellt: Juni 2017