LZ 3716
Karl Gutzkow und Ludolf Wienbarg: „Erklärung“; Frankfurt a. M./Augsburg 26. Oktober 1835

Vgl. Büchners Brief an die Eltern vom 2. November 1835 2. November 1835. An die Eltern in Darmstadt

Erklärung

Die Unterzeichneten können nicht so grausam seyn, von Hrn. Menzel in Stuttgart, einem Manne, der sich nur noch durch verzweifelte Konsequenz erhält, die plözliche Zurüknahme seiner ästhetischen, politischen, historischen und religiösen Irrthümer zu verlangen. Noch einige Frist gestatten sie ihm, um seine früher gegen sie vorgebrachten Motive zu paraphrasiren. Lächelnd sehen sie zu, wie Hr. Menzel sich selbst als „dem alten bewährten Kämpfer“ vertraulich auf die Schultern klopft, wie er durch Erwähnung des Dr. Kühne Zwiespalt in unsere Reihen bringen will, und sich auf Schriften beruft, welche nur in unserm Interesse geschrieben sind. Worauf wir allein antworten, ist die Verunglimpfung eines unter dem Namen: deutsche Revue demnächst erscheinenden Journals, welches, wenn man Menzels Rodomontaden glauben dürfte, ohne anderweitige litterarische Beihülfe bleiben würde, weil es von den Unterzeichneten ausginge. Wenn wir die empfangene Zusage der Herren Börne, Heine, Laube, Mundt, Veit, Varnhagen von Ense, Grabbe, Spazier, König, Kottenkamp, Lewald, Kolloff, Zimmermann, Beurmann, G. Büchner und W. Schulz erwähnen, wenn auch Universitätsprofessoren, wie Gans, Hotho, Schwenck, Ulrici, Rosenkranz, Fortlage, Bobrik, Trendelenburg Theil zu nehmen versprochen haben, so wird sich Hr. Menzel eine Vorstellung von dem Erfolge machen können, den wir trotz seiner Angriffe in der öffentlichen Meinung gewinnen werden.

Gutzkow. Wienbarg.

Überlieferung
Druck: Außerordentliche Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Nro. 430, 26. Oktober 1835, S. 1720

Erläuterungen
11 alten [...] Kämpfer] auf Gutzkows und Wienbargs „Vorwurf des Konkurrenzneides“ (Houben 1906, Sp. 417) hatte Menzel in der „Dritte[n] Abfertigung des Dr. Gutzkow“ (in: „Literatur-Blatt“ zum „Morgenblatt für gebildete Stände“, Nr. 107, 19. Okt. 1835) u. a. geantwortet, es sei „überhaupt unsinnig, dem alten bewährten Kämpfer für bekannte Ideen [...] ein persönliches Interesse unterzuschieben.“ (zit. nach Houben 1906, Sp. 417; vgl. Estermann 1972, Bd. 1, 54.)
12 Erwähnung [...] Kühne Zwiespalt in unsere Reihen] Menzel hatte in derselben Schmähschrift Kühnes „Eine Quarantäne im Irrenhaus“ (1835), das die jungdeutschen Autoren als Manifest ihrer Anliegen rezipierten, als Beleg gegen ebendiese Autoren zitiert (vgl. Estermann 1972, Bd. 1, 55 f., Bd. 2, 629, Anm. 55).
14 Verunglimpfung [...] Journals] zu den zentralen Passagen der Rezension von Gutzkows „Wally, die Zweiflerin“ (in: „Literatur-Blatt“ zum „Morgenblatt für gebildete Stände“, Nr. 93, 11. Sept. 1835) und der „Dritte Abfertigung des Dr. Gutzkow“ vgl. Houben 1906, Sp. 415-417 sowie  Estermann 1972, Bd. 1, S. 47-50 u. 53-56.
18-22 Börne bis Trendelenburg] Varnhagen, Gans, Ulrici und Trendelenburg bestritten im Nov. 1835 bis Jan. 1836 durch Erklärungen in der „Allgemeine[n] Zeitung“ ihre Zusage; Laube, Lewald, Hotho und Rosenkranz distanzierten sich von der vermuteten gesellschaftskritischen Tendenz der Zeitschrift (vgl. Houben 1906, 421-431; Estermann 1972, Bd. 1, S. 181; Bd. 2, S. 671; Bürgel 1975, 103 f.).
18 Börne, Heine] Zusagen von ihnen hatten Gutzkow und Wienbarg allerdings nicht erhalten.

Zuletzt bearbeitet: Mai 2017 (BD)