5. März 1835. Von Karl Gutzkow nach Darmstadt

Fr. 5ten März 35

Liebster!

Sauerländer widerräth mir, nach Darmst. zu gehen, weil ihm freilich daran gelegen seyn muß, daß ich mich so kauscher, als möglich verhalte. Doch möcht’ ich Sie gern sprechen; u. ich erwarte deshalb bestimmt von Ihnen (Sie können direkt an mich addressiren Wolfseck) genaure Angabe Ihrer Lage, ob Sie nicht ausgehen dürfen u es dann nicht möglich wäre, daß wir uns in irgend einem Gasthofe ein Rendezvous gäben. Um 10 Uhr Morgens geht hier ein Postwagen ab: da wär’ ich zu Mittag drüben, spräche einige Stunden mit Ihnen u wäre Abends wieder in meiner Behausung. Was dabey so gefährliches ist, seh’ ich nicht: es sey denn, daß Sie als Pech in Darmstadt herum wandeln, u jeden wieder in’s Pech brächten, der einige Worte mit Ihnen spricht. Oder gehen Sie gar nicht aus; dann such’ ich Sie in Ihrem Versteck. Vor allen Dingen vertilgen Sie meine Briefe!

Daß Sie nach Fr. gehen: ist gut. So bleiben Sie doch in der Nähe u können für Deutschl. etwas thun. Arbeiten Sie ja für den Phönix: wenn Sie keine Quellen in Fr. haben, müssen Sie solche Verbindungen nicht abweisen. – Wenn Sie mir über Ihre Lage einige Aufklärungen geben, komm’ ich sogleich: ich bin so einer Erholung bedürftig, da ich in einigen Tagen meine Tragödie Nero fertig habe.

Ihr Gutzkow

Herrn B.

P S. Ueberschicken Sie mit Ihrem Briefe auch die Quittung!

Ernst Büchner an Karl Gutzkow, 7. März 1835