HL Dok 6.3.15. –
Verhörprotokoll Valentin Kalbfleisch; Darmstadt, 30. Januar 1836

Ich war schon eine Zeitlang damit umgegangen, meinen ehemaligen Meister hier in Darmstadt zu besuchen, und da ich im Winter wenig beschäftigt bin, so wollte ich dieses Vorhaben im December 1834. ausführen. Flach wußte hierum. Er erbot sich, mitzureisen, und trug mir auf, bei dieser Gelegenheit, mit den damals hier befindlichen Studenten Büchner und Koch über das Befreiungsproject und namentlich wegen Herbeischaffung der Geldmittel zu sprechen. Mein beabsichtigter Besuch bei meiner Meisterschaft war allerdings der Hauptzweck meiner Reise. Ich gieng mit Flach und wir kamen auch nach Petterweil zum Pfarrer Flick, bei dem wir Nachmittags ankamen und einige Zeit verweilten. Es war hier wieder von dem Befreiungsplan die Rede u: von der Herbeischaffung der Geldmittel. Flach blieb in Bonamäs, ich gieng noch nach Frankfurt und des andern Morgens hieher. Bei der Wachparade fand ich wirklich den Studenten Büchner. Ich gieng mit ihm vors Rheinthor, erzählte ihm, wie weit es mit dem Vorhaben sey, und empfahl ihm dafür zu sorgen, daß das Geld komme. Er versprach es mit dem Bemerken, daß ganz in der Kürze einer nach Gießen kommen und 600 f, die dafür bestimmt seyen, dahin bringen werde. Ich reiste denselben Tag wieder zurük. Etwas anderes habe ich hier nicht besorgt. Ich habe später wohl noch dann und wann mit Flach über den Stand des Vorhabens gesprochen, ich erhielt aber keinen rechten Aufschluß, es schien mir, als sey man leger geworden. Später hat sich der BefreiungsVersuch aus mir unbekannten Gründen zerschlagen.

Das Mitleid für den Minigerode, deßen Zustände mir als höchst kläglich geschildert wurden, und Überredungen durch die Studenten Nievergelder, Büchner, Koch und Andere haben mich bestimmt, mich in dieses Unternehmen einzulaßen.

Überlieferung
h: STA Ludwigsburg, E 319, Bü 47a, Qu. 99, fol. 40-42 (Prozeß 17, 324-328); vgl. Marburger Büchner Ausgabe Bd. II.2, S. 307.